Erster Feuerwehrbeamter geht in Rente
Klaus Kappert ist stellvertretender Wachleiter und hängt die Uniform am 30. September noch nicht ganz an den Nagel.
HAAN Am 30. September ist offiziell Schluss. Seine Feuerwehruniform hängt Klaus Kappert (62) dann dennoch nicht an den Nagel. Der stellvertretende Wachleiter der Haaner Feuerwehr bleibt der Freiwilligen Feuerwehr an seinem Wohnort in Moers erhalten. „Auch meine Nebentätigkeit im Brandschutz setze ich fort“, sagt der gebürtige Duisburger, der am 1. Oktober 1979 nach Haan gekommen ist. Dort war er zunächst im Krankentransport im Einsatz. Am 1. Januar 1986 wechselte er dann das Metier und widmete sich fortan der Brandbekämpfung – als erster hauptamtlicher Feuerwehrbeamter der Stadt Haan.
Vor dem ersten Einsatz in dieser Funktion galt es, die Grundausbildung bei der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf erfolgreich abzuschließen. Vor große Probleme stellte ihn das nicht, wird er doch bereits seit 1984 als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Haan geführt. Dort hat er unter anderem zehn Jahre lang die Ausbildungsgruppe geleitet.
Bei wie vielen Einsätzen er zu Hilfe geeilt ist, kann Kappert nicht abschätzen. „Viele auf jeden Fall.“Gut erinnert er sich hingegen an einen spektakulären Einsatz: An seinem Arbeitsplatz in der Feuerwache hörte er einen dumpfen Knall. Wenig später kam der Alarm: Gasexplosion an der Turnstraße. Zwei Kinder wurden vermisst, vermutlich waren sie noch im Dachgeschoss des Hauses.
„Notfälle mit Kindern sind immer bedrückend“, sagt Kappert. Besonders, seit er selbst Vater ist. Zum Glück waren die Kinder nicht im Haus. Sie waren – ohne die Mutter zu benachrichtigen – zu Nachbarn gegangen. In Erinnerung geblieben ist dem 62-Jährigen auch, dass er und seine Kollegen beim Eintreffen an der Turnstraße vor lauter Qualm die Hand nicht vor Augen sehen konnten. Und das alles nur, weil ein Bagger bei Bauarbeiten vor dem Haus eine Gasleitung im Haus beschädigt hatte. Besonders tragisch war das, weil das Haus erst eine Woche zuvor nach einer Kernsanierung wieder bezogen worden war. „Seither weiß ich, welche Auswirkungen eine Gasexplosion hat.“
Ständig daran zu denken, verbietet sich allerdings. „Jeder Einsatz verlangt die volle Konzentration“, sagt Kappert. Erst hinterher kommen manchmal diese Bilder wieder hoch. Etwa nach einem Einsatz an der Böttingerstraße, als anschließend im Keller einer abgebrannten Halle mehrere Gasflaschen gefunden wurden. Noch heute ist Kappert froh darüber, dass es seinerzeit zu keiner Katastrophe gekommen ist.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Bombenfund an der Bismarckstraße wegen dessen ku- rioser Vorgeschichte. „Wir haben uns die Bombe selbst nach Haan geholt“, erklärt Kappert. Das wurde klar, als der Kampfmittelräumdienst angefordert wurde. Der war noch in Duisburg in einer Kiesgrube im Einsatz – genau in der Kiesgrube, aus der der Sand angeliefert wurde, in dem in Haan die Fliegerbombe lag. Darüber kann Ruheständler in spe heute noch schmunzeln.
Die gute Laune vergeht ihm allerdings, wenn er daran denkt, was seine Kollegen teilweise bei Einsätzen erleben müssen. Es sei schon mehr als verwunderlich, wenn die Helfer bei ihren Einsätzen angefeindet oder gelegentlich sogar angegriffen werden. Dass jemand in einer Notsituation das Gefühl habe, die Helfer würden sich ewig Zeit lassen, sei ja noch nachvollziehbar. Aber Rettungswege zu blockieren, nur um ein spektakuläres Foto in den sozialen Netzwerken posten zu können, sei unverantwortlich.
Als Sicherheitsspezialist war Kappert einer derjenigen aus Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die über Jahre das Einsatzkonzept für die Haaner Kirmes oder den Karnevalszug verfeinerten. „Klaus war immer ein fairer und verlässlicher Kamerad, der auch die Interessen der Hilfsorganisationen berücksichtigte“, sagt Raphael Harlos, viele Jahre Bereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes Haan. Bei Kappert habe er auch die Ausbildung zum Rettungssanitäter durchlaufen. Für die 25 Jahre Zusammenarbeit könne er nur danken, betont Harlos.