Ein Düsseldorfer in der Lindenstraße
Er ist schon als Kind viel herumgekommen in Deutschland – wie es eben passiert, wenn der Vater in der Gastronomie beschäftigt ist. Sein Geburtsort aber ist Düsseldorf, und so darf mit Recht behauptet werden, dass einer der jüngsten Neuzugänge in der „Lindenstraße“ein waschechter Düsseldorfer ist: Ayman Cherif stieg im Januar 2017 bei Folge 1612 in die Sonntags-Serie ein, ebenso wie seine Kollegin Dunja Dogmani. Als Neyla und Yussuf Bakkoush spielen sie die tunesischen Eltern des Flüchtlingsjungen Jamal, der bereits seit dem vorigen Sommer in der „Lindenstraße“wohnt. Zu den Dreharbeiten in Köln reist Ayman Cherif aus Berlin an, wo er heute lebt. Jedes Mal freut er sich aufs Rheinland: „Als ich drei Jahre alt war, zogen wir weg von Düsseldorf“, erzählt er, „aber ich kann mich noch gut an die herzliche Art der Menschen erinnern. Das habe ich nie vergessen.“Eingeschult wurde er im Harz. Von dort aus ging es weiter nach Bamberg (daher sein perfektes Fränkisch), später zur Schauspielschule nach Erlangen und noch später nach Hamburg. „Ich habe in jeder Himmelsrichtung Wurzeln geschlagen“, sagt er. Drei Ziele hatte der Schauspieler sich gesetzt: einen Kinofilm drehen, eine Rolle im „Tatort“und eine in der „Lindenstraße“. Alles trat wie bestellt nacheinander ein. Warum wollte Ayman Cherif (auch bekannt durch „Notruf Hafenkante“), unbedingt in diese Serie? „Sie ist Kult, und davon gibt es auf dem deut- schen Markt nicht viele. Deshalb habe ich mich riesig gefreut, als das Angebot kam.“Die Freude hält an: „Ich weiß jetzt, wie unglaublich professionell dort gearbeitet wird und profitiere von den Erfahrungen. Das Schönste aber ist die vertrauensvolle Atmosphäre. Ich habe das Gefühl, Mitglied einer Familie zu sein.“Mit seiner Rolle und der damit verknüpften Flüchtlings-Problematik setzte er sich intensiv auseinander und hatte dabei seine eigenen Eltern vor Augen. „Was wäre, wenn mein Vater sich nicht entschieden hätte, sein Glück fern der Heimat zu suchen? Dann würde ich den Yussuf heute nicht nur spielen, dann wäre ich Yussuf. Das gibt einem schon zu denken.“Zur Vorbereitung besuchte er einen Freund, der in Duisburg Geflüchtete betreut und kam selbst mit einigen in Kontakt. Weil er arabisch spricht, fiel ihm der Zugang leichter. „Sie haben mir ihre Geschichten und Schicksale erzählt. Es war interessant für mich, Einblicke in diese Parallelwelt zu bekommen und einmal in eine andere Richtung zu schauen“, bilanziert er. Wie geht es nun weiter, wo er seine drei Ziele schon erreicht hat? „Ich war noch nie der Typ, der von Casting zu Casting rennt“, sagt er. „Also bin ich entspannt und warte ab, was kommt.“Seine Chancen steigen, das weiß er: „Für meinesgleichen öffnet sich der Markt gerade. Wer so aussieht wie ich, kann im deutschen Fernsehen heute auch Anwalt oder Polizist werden.“Von seinem Privatleben mag Cherif nicht viel preisgeben. Nur dass er gern Fußball spielt und gelegentlich Kampfsport macht. Regina Goldlücke