Rotterdam: Polizei erhielt konkrete Hinweise zu Anschlagsplan
Spanische Behörden warnten vor einem Terrorakt beim Konzert einer Rockband. Zudem verbreitete ein Niederländer diese Drohung.
ROTTERDAM (dpa) Die niederländische Polizei hatte vor der Absage eines Popkonzertes in Rotterdam nach eigenen Angaben eine konkrete Anschlagswarnung aus Spanien erhalten. Außerdem habe ein inzwischen festgenommener Niederländer Informationen verbreitet, die mit den Warnungen spanischer Behörden übereingestimmt hätten, sagte Justizminister Stef Blok gestern dem Nachrichtensender BNR. Die Hinweise seien insgesamt der- art besorgniserregend gewesen, dass man sich zur Absage des Konzerts der US-Popband Allah-Las im Rotterdamer „Maassilo“entschließen musste. Glücklicherweise sei die Drohung aber nicht in die Tat umgesetzt worden.
Der 22-jährige Niederländer wurde in der Nacht von Einsatzkräften im Haus seiner Familie in der südlichen Provinz Nordbrabant festgenommen. Der Minister sprach von einer „idiotischen Aktion“des Man- nes. Auf welche Weise der 22-Jährige die Drohung verbreitete und aus welchen Beweggründen, blieb zunächst unklar. Nachbarn beschrieben den Mann, dessen Familie seit Jahrzehnten in der betroffenen Ortschaft wohnt, als unbescholten und unauffällig. Rotterdams Polizeichef Frank Paauw sagte dem Sender NOS, die paramilitärische spanische Polizeieinheit Guardia Civil habe am Mittwochnachmittag einen Hinweis gegeben, wonach ein „gewalttätiger Anschlag“im „Maassilo“geplant sei. Der Hinweis aus Spanien stand laut Paauw nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas am Donnerstag vergangene Woche und einem vereitelten Attentat in der Stadt Cambrils, wobei insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden waren.
Einen aus Spanien eingereisten Fahrer eines Lieferwagens mit Gasflaschen, der Mittwochabend un- weit des Konzertgebäudes in Rotterdam festgenommen wurde, stufte die Polizei später als harmlos ein. Der Monteur sei betrunken mit seinem Wagen hin- und hergefahren. Die Gasflaschen verwende er für seine berufliche Tätigkeit. Nach dem Anschlag in Barcelona mit einem Lieferwagen hatte die Polizei in einem von einer mutmaßlichen Terrorzelle genutzten Haus 120 Gasflaschen und Sprengstoff gefunden. Die 2008 gegründete Band Allah-Las ist nach Angaben der niederländischen Zeitung „De Telegraaf“bereits mehrfach wegen ihres Namens angefeindet worden. Während Muslime ihn als Affront gegen ihren Glauben sehen, habe die Band bereits mehrmals betont, den Namen wegen seines „heiligen Klanges“gewählt zu haben. Die Band reiste gestern weiter nach Warschau. Für die dort geplante Show seien die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden, erklärten die Veranstalter.