Sternstunde am Nürburgring
Mercedes dominiert die beiden DTM-Rennen in der Eifel. Allerdings verpasst Lucas Auer durch einen Fahrfehler die Führung in der Gesamtwertung.
NÜRBURGRING (sid) Vierfachsieg am Samstag, Doppelsieg am Sonntag – und dennoch kein perfektes DTMWochenende für Mercedes am Nürburgring. Denn Titelanwärter Lucas Auer warf im 14. Saisonlauf die sichere Führung im Gesamtklassement weg. „Leider ist mir in einem kritischen Moment ein Fehler unterlaufen – das geht klar auf meine Kappe“, sagte der Österreicher: „Es tut mir sehr leid, denn die Jungs in meinem Team arbeiten sehr hart und haben das nicht verdient.“Das Rennen am Samstag hatte Auer gewonnen, gestern sorgten Robert Wickens (Kanada) und der frühere Formel-1-Pilot Paul di Resta (Schottland) für strahlende Gesichter.
An der Spitze bleibt Audi-Routinier Mattias Ekström (Schweden) mit 136 Punkten, der gestern nach einem schwierigen Rennen den sechsten Platz rettete. Auer (127) ist Gesamt-Zweiter vor René Rast (Minden/124) im Audi und Titelverteidiger Marco Wittmann (Fürth/ 115). Der BMW-Pilot wahrte als Dritter am Sonntag seine Chancen. „Wenn du von der Pole startest, willst du natürlich auch gewinnen“, sagte er: „Aber mein Fahrzeug war beschädigt, meine Reifen haben abgebaut, und dann ging eben nicht viel mehr.“Wittmanns Teamkollege Timo Glock (Wersau) wurde Zwölfter und Siebter. Der ehemalige Formel-1-Pilot hat vor den ausstehenden vier Rennen (maximal 112 Punkte pro Fahrer zu holen) 28 Zähler Rückstand auf Ekström.
Audi hatte in der Eifel kaum Chancen auf Topplatzierungen. Grund waren die seit Monaten umstrittenen Performance-Gewichte: Audi war in den mit Abstand schwersten Boliden unterwegs, die Autos von BMW waren 25 Kilogramm leichter, die Mercedes-Boliden brachten 10 Kilo weniger auf die Waage. Nun wird der Ballast wieder umverteilt. Die bisherigen Versuche, die Performance-Gewichte einvernehmlich und kurzfristig abzuschaffen, waren stets gescheitert.
Auch dank des Gewichtsvorteils hatte Wittmann die Pole Position erobert, seine Führung verlor er aber durch einen nicht optimalen Start gleich an di Resta. Und auch in den folgenden Runden wurde es eng für den Meister: Auer hatte sich vom vierten Startplatz direkt um einen Rang verbessert und übte großen Druck auf Wittmann aus. Ein Überholmanöver des Österreichers schien in dieser Phase nur eine Frage der Zeit, doch dann unterlief Auer der für die Meisterschaft vielleicht entscheidende Fehler: Auf der sechsten Runde brach ihm sein Auto aus und drehte sich von der Strecke, erst nach einer kleinen Ewigkeit schaffte es Auer von der feuchten, rutschigen Wiese wieder auf den Asphalt.
Nach dem für Ende 2018 beschlossenen Ausstieg von Mercedes steht die Zukunft der DTM auf dem Spiel. Mit einer schon lange diskutierten Reglementänderung soll diese nun gesichert werden. „Wir unterstützen die Einführung des sogenannten Class-One-Reglements und sind bereit, DTM-Fahrzeuge mit hocheffizienten, leistungsstärkeren Vier-Zylinder-Turbomotoren und reduzierter Aerodynamik auszurüsten“, sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Audi arbeitet schon längst an diesem Konzept. „Bestes Beispiel ist wahrscheinlich die Entwicklung unseres Vier-Zylinder-Turbomotors, die so gut wie abgeschlossen ist“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass.
Mit dem Class-One-Reglement würde die Tür für eine weltweit einheitliche Grundlage geöffnet. „Die DTM würde zum Beispiel auf derselben technischen Basis wie die Fahrzeuge der japanischen Super GT fahren“, sagte Marquardt: „Dieses Konzept würde die Zukunft der DTM sichern, sie international öffnen und die Plattform damit noch attraktiver machen.“