Wilderei im Osterholz entdeckt
Rehbock verendete nach einem Kleinkaliberschuss qualvoll. Jäger fand Kadaver auf einem Feld.
GRUITEN Die Wilderei im Kreisgebiet geht weiter. Gestern Morgen fand der Gruitener Jäger Dr. Karl-August Niepenberg auf dem Mühlenfeld in Gruiten, rund 200 Meter hinter Gut Scheifenhaus einen toten Rehbock, „der mit großer Sicherheit mit einer kleinkalibrigen Waffe beschossen, das heißt gewildert wurde“. An den Schussverletzungen müsse er qualvoll eingegangen sein, ist der Jäger sicher.
„Diesen Rehbock habe ich mit meinem Enkel von meinem Haus Verdacht, dass in diesem Revierteil etwas nicht stimmt, da dort auch schon im Frühjahr im Gegensatz zu den Vorjahren selten Rehe zu sehen waren. „Vorher traten regelmäßig bis zu sechs Rehe aus dem Wald heraus.“
Übrigens: Rund 500 Meter von der Fundstelle entfernt (Bereich Grube 10) waren Anfang Juli auch zwei verendete etwas verweste Rehe bei Mäharbeiten gefunden worden, die die Jagdberechtigten aber leider nicht näher untersucht hatten.
Vor vier Wochen war es ein RP-Bericht, der Niepenberg zusätzlich sensibilisiert hatte. In dem Artikel war berichtet worden, dass der Hildener Förster Dennis Anders und Jäger Bernhard Möller im Stadtwald zwei mit Kleinkaliber-Kugeln beschossene und qualvoll verendete Böcke gefunden hatten. Kleinkaliberschüsse auf Wild sind wegen der schwachen Durchschlagskraft nie tödlich und lassen die Tiere meist erst nach mehreren Tagen verenden, oftmals irgendwo in einem Dickicht, wo man sie selten findet. Das heißt: Es gibt sicher eine Dunkelziffer an diesen Greueltaten.
Auch Niepenberg hatte vor einigen Monaten totes Wild gefunden, es aber nicht genauer auf kleinste Schusswunden untersucht. Beim nächsten Fund werde er das machen, hatte er gegenüber der RP erklärt. Und nur wenige Wochen spä- ter musste er die schlimme Feststellung treffen. Er erinnert an die Fälle von Wilderei vor knapp zwei Jahren, bei denen nachts häufig Schüsse aus großkalibrigen Waffen zu hören waren, die sehr laut und kaum überhörbar sind. Bald gab es einen Verdacht – und nach Einschalten der Polizei herrschte Ruhe. Kleinkaliberschüsse seien dagegen kaum zu hören, weiß der Jäger.
In einer Mail an die Jagdfreunde appelliert Niepenberg gestern : „Wir müssen alle weiter wachsam sein, um diese Tierquälerei zu verhindern! Die Polizei wird gebeten, auch mal Wirtschaftswege in Waldnähe zu befahren, sofern ihre übrigen Einsätze dies erlauben.“