Rheinische Post Hilden

Pluto warnt vor Unterzucke­rung

- VON DANIELE FUNKE

Der junge Labrador wird in Hilden zum Diabetiker­warnhund für Siona (9) ausgebilde­t.

HILDEN/ERKRATH Pluto ist albern. Als hätte er seine „dollen fünf Minuten“, tobt der junge Labradorrü­de über den Hundeplatz, schlägt Haken, wälzt sich am Boden. Die neunjährig­e Siona lacht und freut sich sichtbar, dass es ihrem Hund so gut geht. Auch Mutter Hannah wirkt glücklich. „Für uns ist das ganz wichtig, dass er ein ganz normaler Hund sein darf, so soll er sich auch entwickeln können, unabhängig von seiner zusätzlich­en speziellen Aufgabe.“

Seit März lebt Pluto bei Familie Hoffmann in Hamminkeln-Mehrhoog. „Ich habe mir schon immer einen Hund gewünscht“, erzählt Siona, „und weil ich ja zuckerkran­k bin, haben wir dann Pluto bekommen.“

Am 24. Oktober 2016 hatten die Hoffmanns die Diagnose ihrer Tochter erhalten: Diabetes Typ 1. Seitdem hat sich der Alltag der jungen Familie komplett verändert. Sionas Blutzucker muss ständig kontrollie­rt werden, mehrfach am Tag muss sich die Neunjährig­e Insulin spritzen. Ihre Eltern sind besorgt, haben Angst um die Tochter, Angst vor nicht erkannten Unterzucke­rungen, die in Bewusstlos­igkeit enden können. Dass das möglichst niemals passiert, davor soll Pluto nun zuverlässi­g warnen. „Wir sind unheimlich glücklich, dass uns der Verein ,Projekt 30’ aus Rhede finanziell unterstütz­t, denn die Krankenkas­se zahlt gar nichts“, erklärt Hannah Hoffmann sehr dankbar.

Drina Kamann ist ausgebilde­te Hundetrain­erin aus Erkrath mit Büro und Hundeplatz in Hilden und spezialisi­ert auf die Ausbildung von Blinden- und Diabetiker­warnhunden. „Pluto macht das bislang ganz wunderbar“, lobt sie, „und das liegt natürlich auch an Siona und ihren Eltern, die sehr viel mit ihm trainieren.“

Siona hat eine große Tasche dabei, holt zuerst eine kleine Klarsichtt­üte mit einem Stofffetze­n hervor. „Hier, das ist meine Probe“, zeigt sie der Trainerin und steckt das Stück Stoff in die Hosentasch­e ihrer Jeans. „Wir haben das T-Shirt, das Siona das letzte Mal bei einer Unterzucke­rung anhatte, in kleine Stücke geschnitte­n“, erklärt Hannah Hoffmann. „Sie dienen nun als Trainingsh­ilfe, denn sie haben genau den Geruch, auf den Pluto konditio- niert wird. Wenn er diesen Geruch wahrnimmt, soll er Alarm geben.“Dann ringt die Mutter ein wenig mit der Fassung, zeigt sich gerührt: „Und genau das hat er vor einigen Tagen zum ersten Mal getan.“

Beim heutigen Training soll Pluto nun zeigen, wie sehr er das Erlernte bereits verinnerli­cht hat. Als der junge Hund zu seiner kleinen Besitzerin gelassen wird, schnüffelt er aufgeregt, findet in wenigen Sekunden die Stelle mit der Probe und – betätigt mit der Pfote eine Klingel. Die Freude ist bei allen unbändig. Pluto bekommt ein Leckerchen, die Trainerin ist einfach nur begeistert. „Das habt ihr super gemacht“, lobt sie und streichelt dem großen Hund über den Kopf – „und Pluto, du bist so ein richtiges Herzchen.“

„Für uns ist ganz wichtig, dass Pluto ein normaler Hund sein darf, unabhängig von seiner

speziellen Aufgabe“

Hannah Hoffmann

Sionas Mutter

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RP-FOTO: DJ Siona trainiert mit Pluto, der ihren Zuckerspie­gel erschnüffe­ln muss.

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