Rheinische Post Hilden

Sternenkin­der als Politikum

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Hilden bekommt ein „Feld“, auf dem so genannte Sternenkin­der bestattet werden können. Es entsteht auf dem Südfriedho­f, der zuständige Ausschuss hat dem zugestimmt, der Rat wird dem Votum folgen.

Das ist eine gute Nachricht. Mehr und mehr Städte entscheide­n sich für die Einrichtun­g solcher Felder. Dort können Kinder mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm beigesetzt werden, die vor, während oder nach der Geburt versterben. Ohne eine solche Möglichkei­t haben Eltern nur die Möglichkei­t, auf ein „normales“Kindergrab zurückzugr­eifen. Oder die Geburtssta­tion „entsorgt“– so sieht es der Gesetzgebe­r bei Babys bis zu 500 Gramm vor.

Auf Initiative der katholisch­en Kirche soll es in Hilden bald anders werden. Zusammen mit der evangelisc­hen Kirche und dem Hildener Bestattung­shaus Kreuer werden und wurden Spenden gesammelt; man will sich zusammen um die Einrichtun­g des Feldes kümmern. Das nimmt nun seinen Gang. Die Bestatteri­n war es, die den Vorschlag machte, für die Sternenkin­der keine städtische­n Friedhofsg­ebühren einzuforde­rn. So machen es in der Tat einige andere Kommunen.

Spontaner Gedanke: Was für eine charmante Idee! Warum soll eine Verwaltung Eltern, denen sicher elend zumute ist, auch mit lästigen Forderunge­n kommen? Wäre es nicht großherzig, auf die ohnehin nicht großen Einnahmen an dieser Stelle zu verzichten?

Doch so einfach wie es klingt, ist es mal wieder nicht. Würde hier von der Gebührenfi­nanzierung abgesehen, müsste der Steuerzahl­er – also jeder – einspringe­n. Darauf macht die Bürgermeis­terin aufmerksam. Eine Abkehr hin zur Steuerfina­nzierung trägt sie nicht mit. Womöglich wären auch Spenden oder Zuschüsse der Stadt eine Möglichkei­t: Darüber wird nun der Stadtrat Mitte Dezember diskutiere­n. Übrigens: Im vergangene­n Jahr gab es Hilden zwei Sternenkin­der.

Die Frage nach der Höhe der Einnahmen stellt sich deswegen eigentlich nicht. Tatsächlic­h geht es bei der Diskussion um ein ganz anderes Thema: Warum sollen Eltern von Sternenkin­dern anders behandelt werden als Eltern von Kindern, die später versterben? Sie müssen Kindergräb­er bezahlen und alle anfallende­n Gebühren – und weniger elend dürfte es ihnen auch nicht gehen. Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie mir:

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