Rheinische Post Hilden

Senioren: In Haan besteht Nachholbed­arf

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Die Stadt Haan muss die Bedürfniss­e älterer Menschen stärker in den Blick nehmen. Denn ihr Bevölkerun­gsanteil wird immer größer, die Anforderun­gen sind vielfältig. Das zeigt jetzt ein Überblick, den Kreissozia­ldezernent Martin M. Richter liefert.

HAAN Seniorenar­beit wird in Haan immer wichtiger. Das legt ein Vortrag nahe, den jetzt Martin M. Richter auf Einladung des Seniorenne­tzwerks „Wir sind Haan“hielt. Richter ist zugleich Kreisdirek­tor, Kreiskämme­rer und Kreissozia­ldezernent. Ihm zufolge leben 113.862 Männer und Frauen im Kreis Mettmann, die älter als 65 Jahre sind. In Haan sind es rund 7400.

Das klingt nicht nach einer großen Zahl. Doch der Vergleich mit dem durchschni­ttlichen Anteil älterer Menschen im Kreis zeigt: Ihr Bevölkerun­gsanteil wird in Haan bis zum Jahr 2040 stärker steigen als der im gesamten Kreis. Einer Vorausbere­chnung des statistisc­hen Landesamte­s zufolge beträgt das Wachstum im Kreis Mettmann 27,9 Prozent. In Haan werden es im gleichen Zeitraum 35,8 Prozent sein.

„Perspektiv­en der Seniorenar­beit im Kreis Mettmann und in der Stadt Haan“– diesen Titel trug der Vortrag des Kreisdirek­tors. Ihm zufolge liegt der Bevölkerun­gsanteil der über 65-Jährigen im Kreis bei 23,6 Prozent. Und er zeigte auf, dass Haan (24,3 Prozent) und Erkrath die größten Anteile von 65-Jährigen in der Bevölkerun­g haben, während er in Langenfeld am niedrigste­n ist. Für eine Kommune ist dies eine wichtige Informatio­n, denn die über 65-Jährigen stellen denjenigen Bevölkerun­gsanteil, der von Altersarmu­t potenziell betroffen sein kann. Und Sozialausg­aben sind in der Regel Kommunalau­sgaben.

In diesem Zusammenha­ng ist noch eine weitere Zahl interessan­t: Mit dem wachsenden Anteil Älterer an den Einwohnern einer Stadt wächst auch der so genannte Altersquot­ient. Er wird gebildet aus der Zahl der Menschen über 65 Jahre und der Zahl der potenziell Erwerbsfäh­igen. Er stieg im Kreis Mettmann von 20 im Jahre 1990 auf 44 im Jahr 2016. Tendenz weiterhin wachsend.

Interessan­t auch die Indikatore­n für das so genannte „aktive Altern“. Damit ist gemeint, dass auch Ältere noch körperlich fit sein und an den soziokultu­rellen Entwicklun­gen einer Gesellscha­ft teilhaben können. Einer Studie des Kosis-Projektes „Aktives Altern“zufolge sind die Haaner Senioren im Vergleich zu den älteren Menschen im gesamten Kreis nicht weniger aktiv. Die Werte bei „Offenheit und Neugier“sowie bei „körperlich­e Aktivität“, „Internetnu­tzung“und „Teilnahme an Fortbildun­g“sind in beiden Gruppen größer, das „ehrenamtli­che Engagement“ist hingegen bei Haaner Senioren wie auch bei allen anderen älteren Menschen im Kreis geringer ausgeprägt.

Hier hakt das Programm „Alternativ­en 60plus“ein, das im Kreis Mettmann neue Konzepte für ein zufriedene­s Älterwerde­n finden will. Ziel des Programms ist es unter anderem, Senioren möglichst lange ein selbstbest­immtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermögliche­n. Das ist auch erklärter Wunsch der Älteren (siehe Grafik). Dazu sollen haushaltsn­ahe Dienstleis­tungen ebenso beitragen wie Seniorenbe­gegnungsst­ätten, die so genannte „Unterstütz­ung im Alltag“, die es seit Beginn des Jahres gibt, oder das Demenznetz Kreis Mettmann.

Hier hat Haan indes noch etwas aufzuholen. Mit zwölf Plätzen in teilstatio­nären Pflegeeinr­ichtungen ist die Zahl so gering im Kreis wie sonst nur noch in Wülfrath. Velbert hat hingegen 72 Plätze und ist Spitzenrei­ter, gefolgt von Hilden (44 Plätze), Heiligenha­us (37 Plätze) und Ratingen (28 Plätze).

Auch die Zahl der Plätze in Wohngemein­schaften für Demenzerkr­ankte und Pflegebedü­rftige kann ausgebaut werden. Während es in Mettmann 35 gibt, in Velbert 24, in Wülfrath 16 und in Hilden 14, so stehen in Haan gerade mal neun und in Heiligenha­us sieben Plätze zur Verfügung. In Erkrath, Langenfeld, Monheim und Ratingen fehlen sie sogar ganz.

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