Rheinische Post Hilden

Viktoria Tolstoy gibt ein Jazzkonzer­t im Radio-Format

- VON ARMIN KAUMANNS

Es war toll, ein bisschen kühl vielleicht, auch sanft und heimelig. Ja, was die WDR Bigband draufhat, das kann sich jederzeit hören lassen. Sogar live im Radio. Nun, wie sowas funktionie­rt, das erlebten die Hörer im Schumann-Saal aus nächster Nähe. Ein Jazzkonzer­t im RadioForma­t.

20 Uhr, Nachrichte­n. Trumps Jerusalem-Erklärung, Zugunglück, Wetter. Aus den Boxen tönt das Tagesgesch­ehen, auf der Bühne macht Sängerin Viktoria Tolstoy im Pailletten-Hängerchen auf silberhohe­n Plateausch­uhen Späßchen mit Hakan Broström, der mit UndercutZo­pf vor der noch gelangweil­ten Bigband steht. Als der Ansager zu „live aus Düsseldorf“kommt, schnippt der Bandleader schon mit den Fingern, damit der Einsatz sitzt.

Was die Hörer im Radio nicht erleben können: Das gewinnende Lächeln der smarten Dame; die abgezockte­n Bläser, wie sie die kniffligen, dichten Sätze in ihre Trompeten, Posaunen und Saxophone röhren; die beredten Blicke in der Rhythmus-Gruppe, wenn wieder mal ein Detail besonders groovy gelungen ist. Scanjazz ist das Motto, die Frau mit der sexy Stimme führt Volksliedm­elodien aus ihrer Heimat auf den Lippen, das klingt nach viel Sonne und Wind, nach Liebesspie­len unter freiem Himmel. Aber man spielt auch die amerikanis­chen Standards, die Soli sind atemberaub­end, der Sound der Bigband sowas von cool, transparen­t bis zur E-Gitarre. Ja, so verführeri­sch klingt Sopran-Sax mit gestopfter Trompete.

Pause exakt 20 Minuten. Abwinken um 21.56 Uhr. Frenetisch­er Applaus. Nachrichte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany