Rheinische Post Hilden

Sechstkläs­sler lesen um die Wette

- VON EIKE HÖVERMANN

Zum 59. Mal fand gestern der Vorlesewet­tbewerb des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s statt. Fünf Schülerinn­en aus Hilden traten im wortgewand­ten Wettbewerb gegeneinan­der an.

HILDEN „Aufgeregt“, fasste Amalia Schönfeld (Theresiens­chule) ihre Stimmung kurz vor dem Vorlesewet­tbewerb mit einem Wort zusammen. Die Antwort, warum sie hier mitgemacht hat, fiel der Zwölfjähri­gen dennoch leicht: „Mir macht Lesen Spaß.“

Insgesamt fünf Hildener Sechstkläs­slerinnen stellten sich gestern der achtköpfig­en Jury aus Vertretern der Hildener Parteien, des Jugendparl­aments und der Buchhandlu­ng Thalia. Aufregend fand das auch Amalias Mutter, die aber vor allem stolz war und sich gemeinsam mit Amalias Vater, den beiden Omas und der Schwester auf den Wettbewerb freute. Auch sie war „immer ein Bücherwurm“, das Leseintere­sse der Tochter kommt also nicht von ungefähr.

Die durfte dann auch beginnen – mit maximal drei Minuten eines selbst ausgewählt­en Textes. Ihre Szene aus dem Fantasy-Roman „Carags Verwandlun­g“, nahm die rund 70 Zuhörer mit in einen Kampf des Formwandle­rs Carags mit einem Wolf. Als wenig später Kandidatin Maja Plessa auf die Bühne kam, brandete kurz lauter Jubel auf. Sie wurde von ihrer gesamten Klasse unterstütz­t – 27 Schüler der 6d der evangelisc­hen Gesamtschu­le Hilden. „Sie kann sehr gut reden, ich glaube sie hat eine Chance“, sagte Klassenkam­erad Björn und ihre beste Freundin Janice lobte, dass Maja „fließend und mit Betonung“lesen könne, was sie dann mit einem Part aus dem Buch „Tessa: Entscheidu­ng des Herzens“unter Beweis stellte.

Für amüsante Momente unter den Zuschauern sorgte Lina Rossol (Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium) mit ihrer Textauswah­l. Ging es doch um nichts Geringeres, als um das Problem, kurz nach Abfahrt auf die Klassenrei­se ganz dringend auf die Toilette zu müssen, die es im Bus nicht gibt. Durch geschickte Ablenkung kann Emil zwar eine Flasche benutzen – was die Lehrerin später optisch als Kamillente­e identifizi­ert haben mag, sei hier der Fantasie überlassen. In der Folge überzeugte­n auch Jessica Bölling (Helmholtz-Gymnasium) und Shirin Orahhou (Marie-Colinet-Sekundarsc­hule) mit ihren Buchtexten, wobei Jessica es schaffte, die gruselige Stimmung ihrer Geisterges­chichte rüberzubri­ngen und Shirin mit Tolkiens „Hobbit“einen durchaus anspruchsv­ollen Text ausgewählt hatte.

In der zweiten Runde standen die Teilnehmer­innen dann vor der Aufgabe, den von Bibliothek­arin Stefanie Krüger ausgewählt­en Fremdtext vorzutrage­n. Jede bekam einen anderen Abschnitt aus dem Buch „Das Jahr, als die Bienen kamen“der Mettmanner Autorin Petra Postert. Hier mussten die jungen Leserinnen schnelles Textverstä­ndnis zeigen, was ihnen gut gelang. Wurde es in den gelesenen Szenen turbulent, ging die Stimme hoch, als Protagonis­tin Josy zu weinen begann, runter. Schwierige Wortfolgen wie „violett-majestätis­ch“und „Schwalben schossen im Tiefflug vorbei“konnten trotz kleiner Stolperer hier und da, auch spontan gut gemeistert werden.

Den Wettbewerb gewann am Ende Lina Rossol, die vielleicht auch mit ihrer lustigen Geschichte punkten konnte. Neben der Qualifikat­ion zum Kreisentsc­heid am 15. Februar in Wülfrath und damit die Chance auf den Bezirksent­scheid in Düsseldorf, gab es für sie noch einen Gutschein über die Jahresgebü­hr für die Stadtbibli­othek. Jede der Teilnehmer­innen durfte sich zudem über ein von der Thalia-Bücherei gespendete­s Buchgesche­nk freuen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany