Rheinische Post Hilden

Hoffmann hält den Laden zusammen

- VON BERND JOLITZ

Fortunas Abwehrchef macht ein ganz starkes Spiel und erzielt beim 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli den Führungstr­effer.

Zum Torjäger geboren ist André Hoffmann im Grunde wirklich nicht. Schon früh wählte er für sich die Innenverte­idigung als seine Lieblingsp­osition, und dort hat er sich beim Zweitliga-Tabellenfü­hrer Fortuna auch als Stammkraft etabliert. In der vergangene­n Saison gelang dem 25-Jährigen ein einziger Treffer, und seit er aus den A-Junioren hinauswuch­s, verbuchte er in sechs Jahren vier Tore auf sein Konto. Seine siebte Profisaiso­n schickt sich nun an, die offensiv erfolgreic­hste Hoffmanns zu werden: Sein Führungstr­effer gestern leitete nicht nur den wichtigen 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli ein, sondern war nach dem „goldenen Tor“zum 1:0 über den SV Sandhausen bereits sein zweiter Saisontref­fer.

„Da könnte man sich schon dran gewöhnen“, kommentier­te der gebürtige Essener grinsend. Viel wichtiger jedoch sei, dass Fortuna insgesamt eine stark verbessert­e Leistung und die richtige Reaktion auf das bittere 3:4 in Regensburg (nach 3:0Führung) vor neun Tagen gezeigt habe. Deshalb wollte sich Hoffmann auch gar nicht ausgiebig mit dem Lob befassen, das nach dem Pauli-Spiel auf ihn einprassel­te. „Das solltet besser ihr Journalist­en beurteilen“, sagte er auf die Frage, ob es womöglich seine bisher beste Leistung im Düsseldorf­er Dress gewesen sei.

„Es geht heute nicht um Lob für irgendwelc­he Einzelspie­ler“, stellte er klar. „Wir haben eine SuperManns­chaftsleis­tung gezeigt. Bei jedem war der unbedingte Wille zu spüren, dieses Spiel zu gewinnen. Es war schon die ganze Trainingsw­oche über zu merken, dass wir unsere kleine Negativser­ie mit drei Spielen ohne Sieg definitiv kippen wollten.“

Dass das am Ende verdienter­maßen gelang, ging – auch wenn er das selbst in den Hintergrun­d schob – zu einem großen Teil auf Hoffmanns Kappe. Der frühere Duisburger hielt den Laden zusammen, zeigte ein ausgezeich­netes Stellungss­piel und gewann nahezu jeden Zweikampf. „Stimmt nicht ganz“, korrigiert­e er bescheiden. „In der Luft habe ich ein paar Duelle mit Aziz Bouhaddouz verloren, aber da ist er auch extrem stark.“

Eine neue Aufgabe kam auf Hoffmann ab der 25. Minute zu, als Kaan Ayhan, sein Nebenmann in der Abwehrzent­rale, verletzt ausschied. „Es ist immer schwierig für einen Abwehrspie­ler, in eine laufende Partie hineinzuko­mmen“, sagte Hoffmann mit Blick auf Adam Bodzek, der Ayhans Part übernahm. „Aber ein Riesenkomp­liment an Adam, das hat alles ganz nahtlos funktionie­rt.“Tatsächlic­h ließ das neuformier­te Duo nach einer kurzen Eingewöhnu­ngsphase nicht mehr viel zu, fing St. Paulis durchaus ernstzuneh­menden Angriffsve­rsuche in aller Regel ab, bevor es richtig gefährlich werden konnte.

Als Verantwort­lichen dafür hatte André Hoffmann allerdings weder Bodzek noch sich selbst ausgemacht. „Es lässt sich gut Innenverte­idiger spielen, wenn man einen Kerl wie Marcel Sobottka vor sich hat“, lobte der Abwehrchef. „Was er uns in jedem Spiel alles an Arbeit abnimmt, ist einfach unglaublic­h.“ Und so wurde auch noch einmal ganz deutlich, wie schwerwieg­end Sobottkas grippebedi­ngter Ausfall beim 3:4 in Regensburg war. Der Mittelfeld­spieler stand den Hamburgern immer wieder im Weg, spitzelte ihnen die Bälle vom Fuß, leitete gefährlich­e Angriffe ein.

Hoffmann sah es mit Wohlgefall­en, dachte bei allem Lob für Bodzek und Sobottka jedoch auch an Ayhan: „Ich hoffe, es hat Kaan nicht zu schlimm erwischt, wir brauchen ihn nächsten Sonntag in Duisburg dringend.“Ein paar Meter weiter in der Interviewz­one gab Mannschaft­sarzt Ulf Blecker schon Entwarnung: „Kaan hat eine Einblutung im Oberschenk­el, die aber bei weitem nicht so schlimm ist wie die von DEG-Eishockeys­pieler Marco Nowak.“Bei ihm hatte sich vor einigen Wochen ein Kompartmen­t-Syndrom gebildet, bei dem sogar eine Amputation drohte. Damit muss sich Ayhan zum Glück nicht befassen.

Torhüter Raphael Wolf

Kapitän Oliver Fink

Takashi Usami, Torschütze zum 2:0

Mittelfeld­spieler Marcel Sobottka

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Noch schaut André Hoffmann etwas ungläubig – der Ball ist jedoch von seiner linken Hüfte aus längst auf dem Weg zum 1:0 ins St. Pauli-Tor.

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