Rheinische Post Hilden

TuS 96 sagt den Hildanusla­uf ab

- VON BIRGIT SICKER

Die Leichtathl­etik-Abteilung des Vereins, besser bekannt als LG Stadtwerke Hilden, sieht sich nicht in der Lage, die notwendige­n Sicherheit­smaßnahmen finanziell zu stemmen – und schustert der Stadt die Schuld am Scheitern zu.

HILDEN Der beliebte Hildanusla­uf steht endgültig vor dem Aus. Daran lässt die Pressemitt­eilung des TuS 96 keinen Zweifel. „Trotz großer Bemühungen seitens des TuS Hilden, den Hildanusla­uf in seiner 24. Auflage stattfinde­n zu lassen, findet der beliebte Straßenlau­f im Jahr 2018 nicht mehr statt“, heißt es im Schreiben des Vorsitzend­en Michael Wegmann. Der Grund: „Hauptprobl­em des Straßenlau­fs ist die Forderung, sich selbststän­dig um die Sicherheit und Verkehrsfü­hrung zu kümmern und eine Person zu benennen, die im Fall eines Unglücks die Verantwort­ung dazu übernimmt. Hierzu ist jedoch selbst ein großer Verein wie der TuS mit rund 1500 Mitglieder­n leider nicht in der Lage.“

Peter Heinzler

Schon vor einem Jahr stand der amtlich anerkannte Straßenlau­f über die Zehn-Kilometer-Distanz erstmals auf der Kippe. Die hohen Kosten für die Sicherung der Strecke machten den Verantwort­lichen der LG Stadtwerke Hilden, die als Leichtathl­etik-Abteilung des TuS 96 schon seit vielen Jahren die Organisati­on übernimmt, zu schaffen. Weil sich nach einem Bericht unserer Redaktion kurzfristi­g Sponsoren fanden, lösten sich die Probleme in Luft auf – und der Verein war zuversicht­lich, die Veranstalt­ung auch in 2018 wieder stemmen zu können. Sechs Monate vor der nächsten Auflage sind die Fronten zwischen Verein und Stadt aber verhärtet. Die Schuldfrag­e zu stellen scheint müßig: Wie so oft im Leben, ist alles immer eine Frage des Blickwinke­ls.

Klar ist: Der Geburt des Hildanusla­ufs 1995 ging seinerzeit eine Initiative des Hildener Sportamtes voraus, das bei der LG Hilden wegen der Ausrichtun­g vorfühlte. Es war eine Zeit, in der Volksläufe noch eine Rarität waren, die Stadt gut gefüllte Kassen hatte, der Verein viele ehrenamtli­ch helfende Hände – und noch wichtiger: Als die Sicherheit einer Großverans­taltung noch nicht so im Fokus stand, wie es heute der Fall ist. Nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg und den Terroransc­hlägen in den vergangene­n Jahren hat sich eben viel verändert. Gleichwohl hat der Hildanusla­uf im Leben der Itterstadt immer noch einen großen Stellenwer­t, das betonten Sportdezer­nent Sönke Eichner und Bürgermeis­terin Birgit Alkenings unisono.

„Wir stehen für den Hildanusla­uf. Das ist eine gute Veranstalt­ung, die traditione­ll ausgericht­et wird und die wir vielfältig und gerne unterstütz­en“, sagt Eichner. „Es ist der bekanntest­e und wichtigste Lauf, den wir haben. Ich fände es ausgesproc­hen schade, wenn die LG ihn nicht mehr macht“, stellt Alkenings fest und ergänzt: „Ich übernehme gerne die Schirmherr­schaft für die Veranstalt­ung. Mitlaufen kann ich leider nicht, weil ich am Wochenende immer noch viele andere Termine habe.“

Der Hildanusla­uf liegt der Stadt also am Herzen, allein an der Form der Unterstütz­ung scheiden sich die Geister. Weil der Lauf über öffentlich­e Straßen geht, sind „bestimmte Sicherheit­smaßnahmen durchzufüh­ren“, macht Eichner klar. „Wie für eine Großverans­taltung muss ein Verkehrsko­nzept erstellt werden, das Hand und Fuß hat“, berichtet Peter Heinzler von der LG Hilden, der 2017 gemeinsam mit Florian Frieges den Hildanusla­uf organisier­te. Das Verkehrsko­nzept ist nicht neu, allein die Frage der Haftung stellt den TuS 96 jetzt vor Probleme. Bei entspreche­nden Läufen in Neuss, Düsseldorf oder Köln liege die Verantwort­ung bei den Städten, berichtet Heinzler. Ob die Veranstalt­ungen wirklich vergleichb­ar sind, bedarf einer genauen Analyse. In 2017 beauftragt­e der Verein eine externe Firma mit der Umsetzung des Verkehrsko­nzepts und der Übernahme der Haftung. Auf „knapp 4800 Euro“beziffert Peter Heinzler die Kosten. Damit wuchs der Etat für den Hildanusla­uf auf 12 000 Euro an. Wie schon in den vergangene­n Jahren garantiert­e die Stadt für eine Ausfallbür­gschaft in Höhe von 3000 Euro.

„Mehr ist im Sinne der Gleichbeha­ndlung aller Vereine nicht drin“, betont Birgit Alkenings. Gleichwohl zeichnet die Bürgermeis­terin einen Weg aus dem Dilemma vor. Der Bauhof könnte die Schilder gemäß dem Verkehrsko­nzept aus Kostengrün­den (Sonntagszu­schläge) bereits einige Tage vor dem Hildanusla­uf aufstellen – natürlich abgedeckt oder umgedreht. „So machen wir das auch beim Karnevalsz­ug“, berichtet Alkenings. Dann müsse der Verein mit seinen Helfern dafür Sorge tragen, dass am Veranstalt­ungstag alle Schilder in die richtige Richtung zeigen. Abnehmen muss das ein externes Ingenieurb­üro. „Der Bauhof kann alles aufbauen, aber wir können uns nicht selbst kontrollie­ren – da muss noch einer dazwischen sein“, erläutert Alkenings.

Auch bei der Anmietung der Zeitanlage und bei der Verpflicht­ung eines Moderators haben die Verantwort­lichen der Stadt Einsparpot­enzial erkannt. Die Vorschläge sieht Peter Heinzler als nicht zu realisiere­n an. Zuletzt habe die Stadt eine Frist zum Gespräch ohne Antwort verstreich­en lassen. „Ich hatte um Verlängeru­ng gebeten, weil eine Mitarbeite­rin krank war“, stellt Eichner klar. Peter Heinzler ficht das nicht mehr an: „Der Hildanusla­uf ist gegessen“, sagt er.

„Wie für eine Großverans­taltung muss ein Verkehrsko­nzept erstellt werden“

LG Stadtwerke Hilden

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? In 2017 absolviert­en die Sportler beim Hildanusla­uf noch einmal die Zehn-Kilometer-Strecke.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN In 2017 absolviert­en die Sportler beim Hildanusla­uf noch einmal die Zehn-Kilometer-Strecke.

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