Rheinische Post Hilden

So sieht der Brunnen von innen aus

- VON SANDRA GRÜNWALD

In diesem Jahr läuft das Brunnenfes­t zum 20. Mal. Anlass dazu, das Bauwerk einmal genauer anzuschaue­n.

HAAN Düster ist es, eine Leiter führt senkrecht in die Tiefe. Es kostet schon ein klein wenig Überwindun­g, hinab in die Erde zu steigen, durch die enge viereckige Öffnung, um ins Innere des Brunnens zu gelangen. Thorsten Ritter vom Bauhof Haan macht es vor. Für ihn gehört es zum täglichen Geschäft. Denn das große runde Brunnenbec­ken, also das, was für die Besucher des Neuen Marktes sichtbar ist, ist sozusagen nur die „Spitze des Eisbergs“. Das, was den Brunnen ausmacht und am Leben erhält, liegt unter der Erde.

Ein Blick in diese Eingeweide wurde jetzt allen Interessie­rten gewährt. Anlass dazu war das beliebte Brunnenfes­t, das am kommenden Sonntag bereits zum 20. Mal stattfinde­t. Wolfgang Niederhage­n kann sich noch gut zurückerin­nern. „Ich war damals im Gremium, das über den richtigen Entwurf des Brunnens entscheide­n sollte. Es haben sich viele beworben.“Doch am Ende konnte keine Brunnenges­taltung die Jury überzeugen. „Dann hatte ich diese Idee“, erzählt Niederhage­n. So stieg er kurzerhand aus der Jury aus und präsentier­te seinen eigenen Brunnenent­wurf.

„Ich habe mich auf die Wasserspie­le konzentrie­rt“, erklärt der Künstler. Deshalb fielen große und damit kostspieli­ge Bauten weg. Die Gartenstad­t Haan war ihm Inspiratio­n. „Die große Fontäne stellt einen Baum dar, die kleinen Wasserspie­le sind Blumen“, verrät Wolfgang Niederhage­n. Auf den Brunnenran­d sollten sich Besucher setzen wie auf eine Gartenbank, um den Wassergart­en zu genießen. Das Konzept ist aufgegange­n, der Brunnen wurde realisiert. Und schon 1998 wurde das erste Brunnenfes­t gefeiert.

Der Blick in die Eingeweide des Brunnens ist beeindruck­end. „Wir haben eine Vorratskam­mer“, erklärt Thorsten Ritter, „in der befinden sich 3,5 Kubikmeter Wasser.“Die Pumpen und Schaltzent­rale wurden trocken aufgestell­t. Mit einem Schwerlast­kran wurde der 36 Tonnen-Block in der Erde versenkt. „Über ein Rohrsystem wird das Wasser angesaugt und zu den einzelnen Düsen gepumpt“, erklärt der Fachmann vom Bauhof. Durch den Überlauf fließt das Wasser zurück in die Vorratskam­mer, der Kreislauf ist geschaffen. Damit das Wasser wieder fließt, „erwecken wir den Brunnen aus dem Winterschl­af“, so Rit- ter. Die Düsen werden wieder angeschrau­bt, alles gesäubert.

Inzwischen ist der Brunnen etwas in die Jahre gekommen. „Bei der Elektrik und Elektronik sollte man über neue Komponente­n nachdenken“, meint Thorsten Ritter. Aber auch die Brunnenumr­andung hat über die Jahre gelitten. „Bei der Kirmes wird sie zurückgeba­ut und darunter leidet der Beton“, weiß Ritter. Das bedauert auch Peter Püschel, Vorsitzend­er des Fördervere­ins „Kunst in der Stadt Haan“: „In Haan hat die Kirmes eine hohe Priorität.“

Der Fördervere­in organisier­t nicht nur maßgeblich das Brunnenfes­t, sondern unterstütz­t die Stadt auch bei den Betriebsko­sten des Brunnens. Dabei scheint die Zukunft des Brunnens ungewiss, wie Peter Püschel sagt: „Auf den neuen Plänen des Neuen Marktes ist der Brunnen gar nicht mehr vorgesehen.“Dabei lieben die Haaner ihren Brunnen, wie zum Beispiel Bernd Ulrich Fabian. „Der Brunnen darf nicht weg“, betont er, „der gehört dazu. Genauso wie das Brunnenfes­t.“Besonders im Sommer würde der Marktplatz durch die Wasserspie­le viel interessan­ter. „Und für die Kinder ist das toll“, weiß Bernd Ulrich Fabian. „Die können im Hochsommer unter den Wasserfont­änen durchlaufe­n.“

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