Rheinische Post Hilden

Marode Brücken trüben das Naturerleb­nis

- VON GUNDEL SEIBEL

HAAN-GRUITEN Wenn Landschaft­swächter Hans-Joachim Friebe aus Gruiten gerade kein Insektenho­tel baut, dann ist der Naturschüt­zer draußen unterwegs. Er beobachtet. Er kennt viele Baustellen. Und die zuständige­n Behörden sind dankbar, wenn er seine Erkenntnis­se weitergibt und Meldung macht.

Am Ufer der Düssel am Neanderlan­dsteig, hinter der Gaststätte „Zum Kühlen Grund“, da, wo die Düssel das Haaner Stadtgebie­t beinahe verlässt, gibt es an einer zum Bach hin abschüssig­en Böschung ein Geländer, das „des Neanderlan­dsteigs nicht würdig ist“, befindet Friebe. Außerdem stelle das total verrottete Geländer eine Gefahr für Wanderer und Radfahrer dar.

Zuständig ist der Bauhof der Stadt Haan. Straßenmei­ster Erik Waldmann ist informiert. Es freut Landschaft­swächter Friebe zu hören, dass schon im April oder Mai mit den Arbeiten für ein neues Geländer begonnen werden soll. „200 Meter lang wird es sein. Die Kosten liegen im fünfstelli­gen Bereich“, sagt Waldmann.

Die Düssel, einer der anerkannt schönsten Bachläufe am 240 Kilometer langen Neanderlan­dsteig, da wo viele Bachforell­en leben, weist aber auch ein Stück weiter aufwärts in Richtung Gruiten-Dorf einen Schandflec­k auf. Verrottet und vergammelt fristen zwei Brücken ihr Dasein, ohne Bedeutung, ohne Anbindung. Eine der beiden Brücken ist als „Schnapsbrü­cke“bekannt. Die Arbeiter der Gruitener Kalkwerke, die vor mehr als 50 Jahren ihre Pforten schlossen, gingen über diese Brücke, um sich zur Mittagszei­t ein Schnäpsche­n zu besorgen.

Wenn auch fest gemauert, sind diese Brücken ein Schandflec­k in der Natur. Zuständig für den Düssellauf ist der Bergisch-Rheinische Wasserverb­and (BRW). Der Gewässersc­hutz gehört in den Zuständigk­eitsbereic­h der Biologin Kirstin Wedmann. „Wir haben natürlich Prioritäte­nlisten“, sagt sie zu den Gruitener Brückenbra­chen. Und da der BRW für 950 Kilometer Gewässer zuständig ist, mag man ihr das wohl glauben.

Außerdem müsse erst geprüft werden, wer der Eigentümer der Brücken ist und ob sich durch den Abriss ökologisch­e Vorteile ergeben. Das Argument des Besitzes bezweifelt Friebe, denn auch an anderer Stelle in Gruiten seien Bauwerke entfernt worden, die seinerzeit zum Besitz der Kalkwerke gehört haben.

Und wasserökol­ogisch vorteilhaf­t sei es gewiss auch, wenn verhindert werde, dass massive Eisenteile bei einem möglichen Zusammenbr­uch im Wasser der klaren Düssel landen. Denn auch die Naturschut­zfläche Düsseltal fällt unter den besonderen Schutz eines Fauna-Flora-Habitat- (FFH) Gebietes. Die Erhaltung der natürliche­n Lebensräum­e sowie des zusammenhä­ngenden Netzwerks von Schutzgebi­eten sind in dieser Naturschut­zrichtlini­e der Europäisch­en Union aus dem Jahr 1992 geregelt und anerkannt.

Seit dem Jahr 2014 ist der 240 Kilometer lange Neanderlan­dsteig komplett markiert. Als Ergebnis dieses beeindruck­enden Projekts kommen immer mehr Touristen und Wanderer ins Gebiet des Neandertal­s. „Die Erhaltung der Naturschut­zflächen als Attraktion dieser Region muss daher bei allen Verantwort­lichen im Fokus stehen“, sagt Friebe.

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