Meisterfeier nach dem „Gipfelchen“?
Früher war das Duell Bayern gegen Dortmund das Topspiel. Nun liegt eine ganze Welt zwischen den Mannschaften.
MÜNCHEN/DÜSSELDORF Es ist ja nicht so, dass Jupp Heynckes Kühlschranktemperaturen bei der Meisterfeier nicht kennt. Vor fünf Jahren holte sich Bayern München mit seinem damaligen und heutigen Trainer Anfang April in Frankfurt den Titel, weil Bastian Schweinsteiger den Ball in vorweltmeisterlicher Eleganz mit der Hacke zum Tor des Tages über die Linie brachte. So richtig warm wurde es den Bayern bei den pflichtgemäßen Siegestänzchen nicht. Und sie hatten ja auch noch etwas vor. Einige Wochen später gewannen sie die Champions League und holten den DFB-Pokal.
All das ist in diesem Jahr zumindest theoretisch wieder möglich. Auch und gerade eine Meisterfeier bei biestigem Aprilwetter, obwohl die Party Ende März steigen könnte. Die eine Voraussetzung zum vorzeitigen Titelgewinn können die Bayern selbst schaffen, indem sie heute Abend (18.30 Uhr) Borussia Dortmund bezwingen. Für die andere muss der „Verfolger“Schalke 04 sorgen, besser: dessen Gegner SC Freiburg. Wenn den Badenern nämlich ein Unentschieden auf Schalke gelingt, ist der Weg für die Münchner frei.
Die Verantwortlichen beim Titelverteidiger beschäftigen sich nicht mit solchen Gedankenspielen. Das beteuern sie jedenfalls. Sie wollen vorerst dem einstigen Herausforderer Dortmund beweisen, wie sehr sich die Gewichte in den Jahren seit Borussias letztem Titelgewinn 2012 verschoben haben. Und sie stellen sich so langsam auf die entscheidenden Wochen der Saison ein. Dabei hilft die Gewissheit, dass die Meisterschaft auch jenseits der Zahlenspiele vor dem 28. Spieltag entschieden ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Münchner endgültig Platz eins gesichert haben.
Deshalb freut sich am Rande der Vorbereitung auf das Bundesliga- „Gipfelchen“, das den Tabellenführer mit dem 18 Punkte zurückliegenden Dritten zusammenführt, der Münchner Stürmer Arjen Robben auf die Rückkehr aus einer kleinen Verletzungspause. „Alles fühlt sich wirklich gut an“, sagte der Niederländer, den ein eingeklemmter Nerv zuletzt von der Arbeit auf dem Rasen abgehalten hatte, „hoffentlich bleibt es so gut, und ich bleibe fit, damit ich dabei sein kann.“
Der ehrgeizige Holländer wird das Luxusproblem seines Trainers verstärken, der aus einem großen Angebot erstklassiger Offensivkräfte wählen kann. Obwohl Juan Bernat (Kapselreizung) und Arturo Vidal (Oberschenkelprellung) verletzt ausfallen, bleibt es für Heynckes bei der Qual der Wahl.
Sein Kollege Peter Stöger weiß dagegen noch nicht, ob er seine beste Angriffskraft aufbieten kann. Marco Reus war nach überstandenen Folgen eines Kreuzbandrisses mit großer Wucht in die Bundesliga-Belastung geworfen worden. Sein feinfühliger Körper reagierte darauf mit leichten Beschwerden an den Adduktoren (die liegen dort, wo früher die Leistengegend war).
Noch hat sich der Nationalspieler nicht völlig erholt. Stöger stellte im feinsten Deutsch-Österreichisch fest: „Ob es sich für Samstag ausgeht, wage ich zu bezweifeln.“Sein Vorsatz für die Begegnung in der Münchner Arena bleibt freilich selbst ohne Mitwirkung von Reus unverändert: „Unser Plan ist es nicht, dass sie gegen uns die Meisterschaft feiern.“Schließlich hat der BVB auch noch ein paar Ziele für die Saison. „Die Champions League“, sagte Stöger, „ist das einzige Ziel, das wir noch haben. Das wollen wir unbedingt erreichen.“Da kämen Punkte in München ganz recht. Denn die Konkurrenten der Dortmunder sind ganz nah.