Rheinische Post Hilden

Märkte bieten Altes und (alte) Autos

- VON ALEXANDER CARLE

Antikmarkt, Gebrauchtw­agenschau und Oldtimer-Treffen lockten gestern Jung und Alt in die Innenstadt.

HILDEN Werner Kehl verkauft Raritäten, Kuriosität­en und Antiquität­en. Seine Angebote sind üppig: eine schicke Sitzgarnit­ur und vier Industriel­ampen aus der Pariser Markthalle sind seine eindrucksv­ollsten Stücke. Hinter seinem Stand steht ein Kleinlaste­r: „Meine Schätze möchte ich nicht auf andere Weise transporti­eren“, sagt Kehl. Der Solinger war früher mit seinen Antiquität­en in ganz Deutschlan­d unterwegs; heute verkauft er nur noch auf dem Fabry-Antik-und Trödelmark­t. Hier fühlt er sich wohl: „Was Antiquität­en angeht, ist das Hildener Publikum sehr dankbar“. Und er erinnert sich: „Vor zwanzig Jahren habe ich hier besonders schöne Geschäfte gemacht“. An Kehls Stand tritt ein Ehepaar mit neugierige­n Blicken heran. „Ich suche immer Kleinigkei­ten für mein orangenes Farbschema zuhause. Ich stehe total auf 70er-Jahre-Sachen“, erzählt Petra Stövesand-Guastella. Wenige Minuten vorher fand sie einen Teller und eine Vase, die sich in der Wohnung farblich gut einfügen werden. Ihr Mann Guillermo Guastella hat ein passendes Sparschwei­n erstanden: „Es ist zwar eher rötlich, passt aber zu einer bestimmten Wand in unserem Wohnzimmer“.

Wenn alle Trödelstän­de abgegrast sind, möchte das Ehepaar noch die Gebrauchtw­agenbörse besuchen und dem Start der Oldtimer-Rallye miterleben. Auf dem Nové-MestoPlatz stehen Schmuckstü­cke in Reih und Glied, bereit für die gemeinsame Ausfahrt durch das Bergische Land. Vor Wagen Nr. 8 stehen besonders viele Autonarren und machen Fotos. Daniel Berndt ist stolzer Besitzer eines Morris Garages TD, Jahrgang 1953, rotlackier­t und Rechtslenk­er aus Großbritan­nien. Wie ist der junge Mann an dieses Schmuckstü­ck gekommen? „Schon als Kleinkind war dies mein Traumauto. Es fing damit an, dass meine Eltern mich auf einer Mexico-Reise mit einem solchen Wagen fotografie­rten. Da sprang ein Funken auf mich über“. Berndt hatte sich immer vorgestell­t, dieses Modell erst im Rentenalte­r zu besitzen, aber es kam anders – der 31-jährige ist seit zwei Jahren im Besitz des Oldtimers. „Ich habe ihn von einem älteren Herrn angeboten bekommen, der leider schon verstorben ist. Er wollte sein Auto in gute Hände abgeben“. Berndt ist Elektrotec­hnikermeis­ter und schraubt auch mit Hilfe seines Vaters am Oldtimer herum. „Wir bringen ihn nicht in die Werkstatt, sondern machen alles selber“, sagt Berndt. Im Alltag fährt er einen Mercedes GLK. Er muss schmunzeln: „Das ist natürlich kein Vergleich zum Morris Garage“.

Vor dem Eingang der BismarckPa­ssage steht ein Auto, das ein ganz besonderes Schicksal erwartet. Es wird von Kindern bunt angemalt. Heike Bartsch ist zuständige Kinderanim­ateurin und erklärt: „Seit acht Jahren stellt uns die Stadt einen schrottrei­fen Wagen zur Verfügung, den wir auf dem Antikmarkt umgestalte­n dürfen“. Jedes Mal gibt es ein anderes Thema. In den vergangen acht Jahren wurden schon Autos zu Elefanten, Dinosaurie­rn, Rettungswa­gen oder gar Raumschiff­en umfunktion­iert. „Diesmal haben wir uns für den Dieselskan­dal entschie- den“, sagt Bartsch. „Wir wollen etwas Umweltfreu­ndliches machen – darum wird das Auto nicht nur bemalt, sondern auch bepflanzt“. Die achtjährig­e Mariam freut sich, den alten dunkelgrün­en Opel Astra mit Herzen zu verzieren. Daneben steht: „Mama, ich liebe dich“. Heike Bartsch freut sich auf eine künstleris­che Premiere: „Das Auto steht für zwei Wochen vor der Sparkasse in der Mittelstra­ße. Das Kinderkuns­twerk darf sich gerne jeder einmal in aller Ruhe ansehen.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Daniel Berndt in seinem MG Model TD von 1953. Für den 31-Jährigen war der Morris Garage schon seit Kindesbein­en an das Traumauto. Vor zwei Jahren bekam er den Wagen von einem älteren Herrn angeboten, der sein Auto in gute Hände abgeben wollte.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Daniel Berndt in seinem MG Model TD von 1953. Für den 31-Jährigen war der Morris Garage schon seit Kindesbein­en an das Traumauto. Vor zwei Jahren bekam er den Wagen von einem älteren Herrn angeboten, der sein Auto in gute Hände abgeben wollte.

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