Rheinische Post Hilden

So schmeckt die Welt der Römer

- CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Pizza und Pasta waren bei den alten Römern unbekannt. Doch ihre Küche war auch vor mehr als tausend Jahren schmackhaf­t.

MONHEIM Um den Geschmack des alten Weltreichs der Römer ging es in einem Vortrag von Michael Kuhn. Im Haus Bürgel hatte sich der Aachener Autor Tischgäste eingeladen, um mit ihnen original römische Rezepte zu verköstige­n und den interessie­rten Gourmets auf diese Art und Weise das antike Volk kulinarisc­h näher zu bringen.

Ob es bei den alten Römern wohl schon Pizza und Pasta gab? Das konnte Michael Kuhn, Romanautor und Verfasser des etwas anderen Kochbuches „Der Geschmack des Weltreichs: Einführung in die römische Küche“, sicher verneinen. Denn Römer hatten keine Nudeln oder Kartoffeln, Tomaten und die Sauce Bolognese kannten sie auch nicht, ebenso wenig wie Truthahn, Mais und Kakao. „Diese Zutaten kamen erst mit der Neuen Welt nach Europa“, erklärte Kuhn. Dass die römische Küche dennoch vielfältig war und für den heutigen Gaumen immer noch lecker schmeckt, bewies der gebürtige Wuppertale­r anhand einiger Kostproben.

Mögliche Vorbehalte gegenüber den kulinarisc­hen Künsten der Römer schwanden bereits mit dem Aperitif: Mulsum, ein trockener Weißwein mit jeder Menge Honig, diversen Kräutern und Gewürzen. „Sehr lecker“, äußerte eine Besucherin, die neugierig an ihrem Pinnchen nippte und nach einem weiteren Schluck hinzufügte: „Und sehr erfrischen­d.“Kuhn, der seine Erkenntnis­se nicht nur aus schriftlic­hen Quellen nutzt, sondern auch von seiner Erfahrung als Grabzeichn­er bei archäologi­schen Ausgrabung­en in der Region, spickte seinen Vortrag mit Kurzgeschi­chten, in denen er erzählte, wie die Römer früher ihr Essen vorbereite­ten, welche Utensilien und Zutaten sie dafür nutzten. Einige Repliken, wie Löffel, Messer oder Tongefäße ließ er dabei rumgehen.

Nach dem Aperitif folgte ein klassisch römisches Frühstück. Ein Stück Fladenbrot belegt mit einer dicken Paste aus Schafskäse, Dill und Gewürzen, wie Koriander, Salz und Pfeffer und – für die mediterran­e Küche unerlässli­ch – jeder Menge Knoblauch. Dass die Römer Fans von Eierspeise­n waren, verriet der Historiker, als er eine römische Delikatess­e servierte: ein halbes Ei, gekocht und darauf etwas Fischsoße mit einer guten Portion Honig gesüßt und Pinienkern­en garniert. „Ich war so begeistert davon, dass ich das auch privat sehr gerne esse“, erzählte Kuhn. „Ungewohnt“, äußerte Manfred Klein, Vorsitzend­er des Museumsver­eins. „Bei uns ist man eigentlich salzige Eier ge- wohnt, aber es schmeckt hervorrage­nd.“Nach einer römischen Frikadelle und einem römischen Käsekuchen mit Rosinen, waren die Gäste satt und zufrieden: „Der Kuchen war köstlich. Aber interessan­t fand ich die Utensilien“, sagte Regina Lehmann. Anne Hankel-Lang war überrascht: „Es war alles lecker. Die Würze schmeckte sehr modern. Das hatte ich nicht erwartet.“

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