Jede zweite Radbox in Hilden steht leer
Seit 1. Juli 2017 verlangt die Stadt Miete: acht Euro pro Monat oder 80 Euro pro Jahr. Am Hauptbahnhof sind nur 36 (53 Prozent) von 67 Boxen belegt, am Bahnhof Hilden Süd nur 59 (52 Prozent) von 113.
HILDEN Vor einem Jahr gab es für die damals noch 88 Fahrradboxen am Bahnhof Hilden-Süd sogar noch eine Warteliste. Die Stahl- oder Steinkisten bieten zuverlässig Schutz vor Diebstahl, Beschädigung oder Regen. Inhaber von Dauerkarten des Verkehrsverbundes RheinRuhr (VRR) konnten die Boxen bis 30. Juni 2017 gratis nutzen. Dann führte der Stadtrat vor knapp einem Jahr mit der Mehrheit von SPD, CDU, Allianz und FDP eine Gebühr ein: acht Euro im Monat oder 80 Euro im Jahr. Sie sollte dazu beitragen, dass die Boxen tatsächlich genutzt werden. Ergebnis: Nur etwa die Hälfte der Fahrradboxen sind gebucht, erfuhr die RP auf Nachfrage im Rathaus. „Viele Bahn-Pendler haben alte Schätzchen nur für die Fahrt zum Bahnhof und zurück“, meint Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Vielleicht sei das Konzept für die Kunden zu kompliziert. Sie müssen erst ins Bürgerbüro im Rathaus gehen, dort eine Box buchen und erhalten dann den Schlüssel dafür. Die Verwaltung hätte Radboxen mit elektronischen Schlössern den Vorzug gegeben, weil sie sich davon einen höheren Umschlag verspricht. Georg Blanchot vom Deutschen Allgemeinen Fahrrad Club Hilden darf sich jetzt bestätigt fühlen. Der damalige ADFC-Sprecher hatte schon vor einem Jahr die neue Gebühr als zu hoch kritisiert. Die Stadt habe Kosten von weniger als vier Euro jährlich pro Box, rechnete er vor: „Die Stadt ist nach Auskunft des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr als Fördergeber noch für einen Teil der Boxen an die genannten Vorgaben gebunden. Auch wenn die Bindungsfrist für die Fördermittel abgelaufen sein sollte, darf dies kein Freibrief dafür sein, die Nutzer mit 80 Euro in 20-facher Höhe der Betriebskosten in Anspruch zu nehmen.“In vielen anderen Städten gebe es ein gestaffeltes Mietsystem für die Fahrradboxen, hält die Verwaltung dagegen. In den meisten Fällen würden 80 Cent pro Tag, acht Euro im Monat und 80 Euro im Jahr verlangt. Daran hat sich die Stadt Hilden orientiert.
Es gibt noch einen weiteren Grund für die neue Gebühr. Im städtischen Haushalt klaffen Millionen-Defizite: 2017 und 2018 jeweils vier Millionen Euro. Deshalb haben Rat und Verwaltung zahlreiche „freiwillige Leistungen“auf den Prüfstand gestellt – und gekürzt und gestrichen. Durch die neue Gebühr könne die Stadt rund 12.000 Euro zusätzlich einnehmen. Vorausgesetzt, die Boxen werden auch gebucht. Der Stadtrat hatte sich aus einem einfachen Grund für Boxen mit konventionellen Schließsystemen und gegen solche mit elektronischen Schlössern entschieden. Für den kommunalen Anteil (23.200 Euro) bekam Stadt fast die doppelte Anzahl von konventionellen Radboxen (44). Auch der ADFC hatte vor den Boxen elektronischen Systemen gewarnt. Sie seien viel teurer und zudem unsicher, hatte Blanchot erläutert. Ab 2018 bekommt Hilden trotzdem 24 zusätzliche Radboxen mit ElektronikSchlössern. Betriebskosten: 130 Euro pro Stück und Jahr.