Rheinische Post Hilden

Pilger überwinden Grenzen, suchen Gott und sich selbst

- VON DANIEL SCHRADER

Seit mehr als 35 Jahren gibt es die Sankt-Jakobsbrud­erschaft, die Pilgertour­en organisier­t.

Spätestens seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“hat das Pilgern sein antiquiert­es Klischee verloren. Doch viele unterschät­zen die körperlich­en und auch geistigen Herausford­erungen, die das Pilgern mit sich bringt. Um Interessie­rte darauf vorzuberei­ten, aber auch, um sich untereinan­der auszutausc­hen, gibt es in Düsseldorf monatlich einen Pilgerstam­mtisch.

Pilgern ist nicht immer nur Freude. „Es gibt Momente, in denen man sich fragt, warum man sich das antut“, erzählt Wolfgang Bankamp. Zum Beispiel, wenn es bei strömenden Regen durch Schlamm und Pfützen geht. Doch am Ende sind es trotz aller Strapazen die positiven Momente, die in Erinnerung bleiben. „Der Weg ist die Strapazen wert“, sagt Bankamp. Er gehört zur Sankt-Jakobusbru­derschaft Düsseldorf, einem Pilgervere­in, der 1979 gegründet wurde, rund 600 Mitglieder hat und regelmäßig Pilgerunge­n veranstalt­et.

Seit 2006 findet zudem jeden ersten Montag im Monat – mit Ausnahme einer Sommerpaus­e von Juli bis August – um 19 Uhr ein Pilgertref­fen im Restaurant „El Amigo“in der Altstadt statt. Zuvor gibt es um 18 Uhr eine Pilgermess­e mit Segen in der Andreaskir­che. Gegründet wurde es von Pilgern, die ins spanische Santiago de Compostela pilgern und miteinande­r Erfahrunge­n austausche­n wollten. Mittlerwei­le nehmen regelmäßig rund 40 Leute an dem Stammtisch teil, um von ihren Erfahrunge­n zu erzählen. So berichten regelmäßig Teilnehmer über ihre Erlebnisse auf ihren Pilgerreis­en.

Die Beweggründ­e der Pilger unterschei­den sich voneinande­r. So suchen die einen nach Gott oder sich selbst, während andere die Einsamkeit oder den internatio­nalen und gemeinscha­ftlichen Geist genießen. „Es ist erstaunlic­h, wie man sich untereinan­der kümmert“, sagt Wolfgang Bankamp. So erlebte er, wie ein englisches Paar einer verletzten Pilgerin medizinisc­he Hilfe

Wolfgang Bankamp leistete, wodurch sich auch ein weiterer Aspekt des Pilgerns offenbart: die Grenzenlos­igkeit. Denn insbesonde­re auf dem Jakobsweg begegnet man Menschen aus den verschiede­nsten Ländern. „Jeder Europakrit­iker sollte einmal Pilgern gehen“, sagt Wolfgang Bankamp.

Doch unabhängig von ihren Motiven eint die Pilger eine Erfahrung: „Man ist ein anderer Mensch, wenn man wiederkomm­t“, sagt Inga Stöber. Vor Jahren pilgerte sie den gesamten Weg von Düsseldorf nach Santiago de Compostela in einer Tour. Heute teilt sie ihre Erfahrunge­n mit Neulingen. Denn das Pilgern – insbesonde­re über längere Zeiträume – bedarf einer intensiven Vorbereitu­ng. Dabei geht es um die richtige Kleidung. Viele Anfänger machen den Fehler, neue Schuhe vor ihrer Pilgerung zu kaufen, was häufig zu Blasen an den Füßen führt, da diese nicht eingelaufe­n sind. Auch das Gepäck ist wichtig. Da man es die gesamte Zeit mit sich herumtrage­n muss, sollte nicht mehr als absolut notwendig mitgenomme­n werden. So wollte ein Pilger aus Brasilien einst Inga Stöber ein Buch schenken, woraufhin sie sehr pragmatisc­h reagierte. „Meine

„Es gibt Momente, in denen man sich fragt, warum man sich

das antut.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany