Spezialeinsatz gegen fiese Eichenraupen
Im gesamten Kreis Mettmann müssen Fachfirmen Nester des Eichenprozessionsspinners entfernen.
HILDEN/RATINGEN Allerorts hat der Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner begonnen. Dessen Raupenhaare können beim Menschen allergische Reaktionen auslösen. Theopoula Nikoudi hatte wie etliche Nachbarn Probleme beim Atmen und heftigen Ausschlag. Sie wohnt direkt neben mehreren, extrem stark befallenen Eichen an der Sandstraße. Dort begann eine Spezialfirma ihr Raupen-Kommando: Bis Dienstag hatten Wolfram Walter und sein Kollege Roland SchulteBunert von der Abteilung Stadtgrüne exakt 330 befallene Eichen registriert. „Der stärkste Befall ist in West, dann zieht es sich bis nach Homberg“, sagte Walter. In anderen Kommunen des Kreises Mettmann sieht man ebenfalls viele Firmen im Einsatz, deren Mitarbeiter in Vollschutz die Nester entfernen.
Auch in Hilden sind dieses Jahr deutlich mehr Raupen unterwegs als in den Vorjahren: „In den vergangenen Jahren kam die von uns beauftragte Entsorgungsfirma für ein bis zwei Stunden. Dieses Jahr waren sie schon fünf ganze Tage im Einsatz und sind noch nicht fertig“, erzählt Achim Hendrichs, Leiter des Sachgebiets Grünflächen. Dieses Jahr seien Eichen an Geh- und Wanderwegen, Radwegen und Schulhöfen betroffen. „Der Eichenprozessionsspinner ist überall in Hilden anzutreffen, nur im Westen bisher noch nicht. Giesenheide, Kalstert, Zur Verlach, Schalbruch, Ahornweg. Es ist schon extrem.“Bisher habe man in Hilden nur auf Meldungen reagiert. „Jetzt sammeln wir die Adressen und überlegen, im kommenden Jahr rechtzeitig dort zu kontrollieren.
Frühzeitig werden in Ratingen etwa 350 Eichen mit dem „Bazillus Thuringiensis“besprüht: Das Präparat soll die Weiterentwicklung der Raupen des Eichenprozessionsspinners hemmen.
Zu Nikoudi in Ratingen gesellt sich auch Nachbarin Elena Lacarenza. Beide beobachten die Absaugak- tion. Lacerenza zeigt auf ihre noch leicht geröteten Unterarme: „Ich dachte erst, das ist eine Gürtelrose.“
Direkt neben einem Kinderspielplatz hatten die Raupen sogar mehrere Nester auf dem Boden gebildet – sie haben es nicht mehr bis in die Bäume geschafft. Sehr ungewöhnlich, das gaben auch die beiden Baumexperten vom Grünflächenamt zu.
Hoch oben im Baum ist Lauf im weißen Vollschutzanzug mit Atemmaske und Spraydose, Absauger und Abflämmer im Einsatz. Erst sprüht er die Nester mit Zuckerwasser (Mischung: 1:1) ein. Damit soll verhindert werden, dass sich beim Absaugen die giftigen Härchen ver- teilen. „Haarspray geht übrigens auch“, kommentiert Kollege Bartel. Danach wird alles abgesaugt, zum Schluss flämmt Bartel die betroffenen Stellen, um auch alle Reste zu erwischen.
Am Morgen, so Bartel, habe in Viersen ein Gartenbesitzer bei einer solchen Aktion gleich den ganzen Baum in Brand gesetzt: Das sei eben keine Arbeit für Laien.
Baumexperte Walter warnt vor Panikmache: Gesunde Menschen müssten sich keine Sorgen machen. Im Zweifelsfall sollte man betroffene Bereiche meiden. Am Grünen See beispielsweise sind Eichen im gesamten Park vom Eichenprozessionsspinner befallen.