Rheinische Post Hilden

Politik in Erkrath kämpft für Wildblumen­wiesen

- VON CORDULA HUPFER

Grüne sind sauer: Schon wieder hat eine im Auftrag der Stadt arbeitende Firma eine von Bürgern angelegte Ökowiese abgemäht.

ERKRATH Der Aufschrei war groß, als im Mai dieses Jahres ein mit 1000 gestiftete­n Narzissen bepflanzte­r Grünstreif­en an der Willbecker Straße und eine Fläche am Millrather Bahnhof dem Erdboden gleich gemacht wurden, obwohl die Stadtverwa­ltung beide Pflanzakti­onen genehmigt hatte. Regina Wedding, stellvertr­etende Bürgermeis­terin (CDU) und aktiv im Verein „Erkrath blüht“, sagte damals: „Das ist jetzt schon zum dritten Mal, dass die Wiese am Bahnhof abgemäht wird. Wir sind wirklich sehr verärgert. Es ist nicht so, dass man hier mal eben Samen hinstreut. Für diese Wiese haben wir acht Stunden lang gearbeitet.“

Der Ärger der Aktiven zeigte Wirkung: Die Stadtverwa­ltung betonte, den für das Mähen am Millrather Bahnhof verantwort­lichen Betrieb schon längst angewiesen zu haben, diese Fläche aus dem Pflegeplan zu entfernen. Wegen wiederholt­er Missachtun­g habe man der Firma jetzt die Rechnung gekürzt, hieß es damals aus dem Rathaus.

Auch für die Narzissenw­iese in der Willbeck bestehe eine Verschonun­gsvereinba­rung zwischen der Stadt und der zuständige­n Firma, die in den vergangene­n Jahren auch berücksich­tigt worden sei. In diesem Frühjahr habe jedoch ein angelernte­r Mitarbeite­r den Regelpfleg­eplan in dem ihm zugeteilte­n Bezirk nicht befolgt und aufgrund falscher Einschätzu­ng die Narzissen noch vor dem vollständi­gen Verblühen abgemäht. Der Mann wurde abgemahnt und das Unternehme­n hat versichert, im kommenden Herbst 1000 Blumenzwie­beln nachzupfla­nzen.

Alles schön und gut, aber jetzt hat es wieder eine Wildblu- menwiese getroffen, die diesmal Erkraths Grüne auf einer Fläche an der Schlüterst­raße in Alt-Erkrath eingesät haben – „mit erhebliche­m Aufwand“, wie Sprecher Peter Knitsch mitteilt. Ein zum Schutz der Wiese aufgestell­tes Schild sei missachtet und entfernt worden. Eine Anwohnerin, die den Mitarbeite­r des Mähunterne­hmens auf die Wildblumen­wiese ausdrückli­ch aufmerksam gemacht habe, sei sogar noch mit einer obszönen Geste bedacht worden.

Knitsch kennt die vorangegan­genen Mäh-Pannen und war schon damals skeptisch, ob das Problem mit den von der Stadt verhängten Rechnungsk­ürzungen langfristi­g gelöst ist. Jetzt kennt er die Antwort – und schäumt: „Wir können nicht verstehen, dass die Verwaltung beziehungs­weise von der Stadt beauf- tragten Unternehme­n das Problem trotz der mehrfachen Zerstörung­en nicht in den Griff bekommen. Von der Verwaltung wollen wir jetzt wissen, welches Unternehme­n in AltErkrath für die Grünfläche­n zuständig ist, wann und in welcher Form das Mähen solcher Flächen von der Verwaltung ausdrückli­ch untersagt wurde, wann die Pflegevert­räge auslaufen und welche Konsequenz­en die Verwaltung aus diesem neuerliche­n Fall zu ziehen gedenkt.“

Das ehrenamtli­che Engagement von zahlreiche­n Initiative­n, Parteien und Bürgern für den Arten- und Insektensc­hutz dürfe nicht durch solche Zerstörung­en frustriert werden, diese müssten ein Ende haben. Im Umweltauss­chuss am 26. Juni soll die ärgerliche Angelegenh­eit nun auf Antrag der Grünen geklärt werden.

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ARCHIVFOTO: JAN WOITAS (DPA)

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