Weltmeister ohne Ja-Sager
Frankreichs Trainer Didier Deschamps will die Nationalmannschaft noch weiter entwickeln.
PARIS (dpa) Didier Deschamps ist kein Mann der Gefühlsausbrüche. Der Trainer der französischen Fußball-Weltmeister wirkt kontrolliert, seine Worte sind sorgsam gewählt und sollen offensichtlich nicht provozieren. Beim Länderspiel gegen Deutschland an diesem Donnerstag setzt der 49-Jährige auf fast den gleichen Kader wie bei der WM in Russland. „Das erscheint mir logisch“, sagte er.
Deschamps muss allerdings knapp zwei Monate nach dem Gewinn des Weltmeistertitels ohne den verletzten Keeper und Kapitän Hugo Lloris auskommen. Die etatmäßige Nummer zwei, Steve Mandanda von Olympique Marseille, fehlt ebenfalls wegen einer Verletzung. Alphonse Areola von Paris Saint-Germain wird also gegen den Ex-Weltmeister im Tor stehen. Auch das sei logisch, resümierte Deschamps zu Wochenbeginn im Trainingszentrum Clairefontaine westlich von Paris.
Zum Aufgebot für das Match in der Nations League in München gehören die Stürmerstars Kylian Mbappé und Antoine Griezmann. Es steht einiges auf dem Spiel, denn die Begegnungen mit Deutschland und mit den Niederlanden am Sonntag sind die ersten Länderspiele seit dem WM-Triumph.
„Die deutsche Mannschaft war einer der großen Favoriten bei dieser Weltmeisterschaft“, erzählt Deschamps. „Das ist schlecht gelaufen. Aber deswegen ist der Wert dieser Mannschaft nicht gesunken.“Deschamps lobt die „prachtvolle Arbeit“seines deutschen Kollegen Joachim Löw, der sein Team vor vier Jahren zum Titel geführt hatte.
Der von vielen nicht erwartete WM-Sieg der „Bleus“im heißen Fußballsommer hat dem oft zurückhaltend wirkenden Deschamps sichtlich gut getan. „Es ist eine mitreißende Sache, diesen Titel zu haben“, bilanziert der Coach. „Diesen Weltmeistertitel muss man managen. Aber es ist keine Last oder Bürde, ihn zu tragen, im Gegenteil“, sagte Deschamps. Die WM habe er körperlich und mental gut überstanden. Der Grund? „In Russland habe ich immer gut geschlafen, mit ganzen Nächten“, sagte er unlängst der Zeitung „Le Figaro“.
Der Ex-Nationalspieler und Weltmeister von 1998 räumt ein, dass es bei manchen Spielern nach dem Höhenflug und der kurzen Sommerpause eine Art Druckabfall geben könnte. Für manche könne die WM-Erfahrung aber auch ein „Booster“sein, der ihnen noch mehr Vertrauen und Kraft gebe. Deschamps will nach eigenem Bekunden nichts mit Ja-Sagern zu tun haben. Er will die Menschen um sich kennen, und das genau. Auf die Frage vom „Figaro“, ob er es schaffe, ins Gehirn seiner Spieler vorzudringen, antwortet er schlichtweg: „Ja.“Deschamps hat durch den Erfolg viel Gelassenheit gewonnen. „Den Clown“, sagt er, „spiele ich aber nicht.“