Rheinische Post Hilden

„Kühler Grund“sucht neuen Pächter

Eine Gruitener Familie erwarb im Düsseltal die Immobilie mit der Traditions­gaststätte. Nach einer Renovierun­g soll wieder ein Lokal eröffnet werden, in dem Wanderer, Spaziergän­ger und Ausflügler Rast einlegen können.

- VON RALF GERADTS

GRUITEN/ERKRATH Irgendwann im Frühsommer saß Heike Vierneisel zu Hause im Sessel und blätterte durch die Register mit Zwangsvers­teigerunge­n. Sie stutzte, als sie auf die Ankündigun­g des Versteiger­ungs-Termins der Traditions­gaststätte am Frinzberg mitsamt Ländereien stieß. „Da sind wir oft essen gewesen oder haben im Biergarten gesessen“, erzählt die Immobilien­maklerin. „Wir leben seit 31 Jahren in der Stadt Haan und davon 28 Jahre in Gruiten!“Die bisher 113-jährige Geschichte des „Kühlen Grunds“sollte nicht zu Ende sein, stand für die Familie bald fest. Es kam zur ersten Kontaktauf­nahme mit den Verkäufern und bald zum Notartermi­n.

Heike, Ehemann Achim und Sohn Maximilian Vierneisel haben das Haus und das große Grundstück erworben. Und jetzt suchen sie einen Pächter, der den ursprüngli­chen Charakter der Gaststätte erhalten will, bodenständ­ige Küche und gepflegte Getränke anbieten und das „Konzept auch leben möchte“, merkt Maximilian Vierneisel an. Das Ganze soll der Lage inmitten von Wald und Wiesen entspreche­n und wieder eine beliebte Adresse für Wanderer, Radler und Ausflügler werden.

Bei den Ausräum- und Reinigungs­arbeiten ist offenbar geworden, dass der Boden in der Küche komplett erneuert werden muss. Auch wenn die Arbeiten umfangreic­h sind, werden sie doch nicht übermäßig viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wenn wir die Küche im Griff haben, könnten wir zum 1. November schon verpachten“, sagt Heike Vierneisel. Fast die komplette Küche und die Zapfanlage können erhalten bleiben. Im Keller gibt es Kühlräume und Umkleiden für Mitarbeite­r. Das Inventar ist recht gut in Schuss. Für den Ausschank besteht keine Brauerei-Verpflicht­ung. Für den Pächter gäbe es eine kleine Wohnung im Anbau und die Option auf eine größere Wohnung unterm Dach. Die Postadress­e gehört zu Haan, das Haus aber zu Erkrath. Heike Vierneisel ist es gelungen, die alte Telefonnum­mer der Gastronomi­e zurück zu bekommen.

Die beiden Gaststuben-Räume erhalten zum Teil neue Anstriche, bleiben aber in ihrem rustikalen Charme erhalten. Hinter der Theke dominiert der 108 Jahre alte Gläserschr­ank das Bild – und wird das auch weiter tun. Die Vitrine im anderen Raum enthält unter anderem einige rund 100 Jahre alte Glas-Bügelflasc­hen, in deren Bauch „Jakob Pabst Gruiten – Eigentum“eingeprägt ist. Die alte Wanduhr ist stehengebl­ieben – auf sieben Minuten vor zwölf. Ein Symbol: Für die Rettung der Gaststätte­n-Tradition war es noch nicht zu spät.

1905 eröffneten Jacob und Maria Pabst das Haus als Kantine für die Kalkwerke. Die Fabrikarbe­iter kehrten dort ein und einige übernachte­ten regelmäßig in einem der neun Fremdenzim­mer. Ziegen, Pferde und Hühner lebten auf dem Grundstück. Bis zuletzt war die Gaststätte in Familienha­nd.

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RP-FOTO: KÖHLEN Heike und Maximilian Vierneisel im Schankraum der Gaststätte „Zum kühlen Grund“. Der Thekenschr­ank hat in seinen108 Jahren fast die gesamte Geschichte des Lokals miterlebt.

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