Funkel will nächsten Überflieger ärgern
Domenico Tedesco gilt als neuer Trainerstar. Fortuna hat aber bereits Taktikfuchs Julian Nagelsmann bezwungen.
Friedhelm Funkel wird das Gefühl der Genugtuung sicher kennen. Nur: Er zeigt es nicht öffentlich. Für den 64-Jährigen gebietet das der Anstand. Und so sind seine Worte Anfang September nach dem 2:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim und deren 31-jährigen Trainer Julian Nagelsmann wieder einmal vor allem von Respekt geprägt. Dabei hätte
„Er hat es sehr leicht gehabt, damit umzugehen“
Friedhelm Funkel zur Krisenbewältigung von Domenico Tedesco
Funkel durchaus Anlass zu einer Art Jetzt-hab-ich-es-euch-aber-gezeigt-Attitüde gehabt. Schließlich ist er im Duell des ältesten Bundesliga-Trainers gegen den jüngsten als Sieger hervorgegangen. Und das in einer Zeit, in der im Fußball die Lobpreisung des Jugendwahns einen Höhepunkt erreicht zu haben scheint. Doch Funkel bleibt sich treu. So auch vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr). Im 33-jährigen Domenico Tedesco kommt nun der nächste Trainer-Überflieger in die Arena. Funkel will ihn sportlich ärgern, der Respekt ist aber erneut groß.
Funkels und Tedescos Wege kreuzten sich erstmals im Mai 2017. Am letzten Spieltag der Saison in der zweiten Liga traf Fortuna auf Erzgebirge Aue, das in Düsseldorf den Klassenerhalt sicherte. Allerdings nicht aufgrund der eigenen Leistung, denn Fortuna siegte durch ein Tor von Christian Gartner mit 1:0. „Da haben wir eine sehr nette und interessante Unterhaltung gehabt“, erinnert sich Funkel. „Da habe ich mir schon das ein oder andere über ihn gedacht. Dass er im ersten Jahr auf Schalke so erfolgreich ist, spricht für sich.“Tedesco führte Schalke schnurstracks zum Vizemeistertitel und in die Champions League. Dort haben die Königsblauen dann auch unter der Woche Selbstvertrauen getankt. Das 1:0 bei Lokomotive Moskau dürfte weiter Balsam auf die geschundene Seele gewesen sein.
Fünf Niederlagen steckten die Gelsenkirchener zu Beginn der Bundesliga-Saison weg, ehe am vergangenen Wochenende der befreiende 1:0-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 gelang. Tedesco wurde für sein Krisenmanagement in dieser Zeit gelobt. „Er hat es aber auch sehr leicht gehabt, damit umzugehen“, sagt Funkel. „Er hat die 100-prozentige Rückendeckung von allen, die auf Schalke etwas zu sagen haben. Das hat er gespürt, das ist das Entscheidende. Und dann war es nur eine Frage der Zeit, bis Schalke wieder in die Spur kommt. Das haben auf Schalke alle gemeinsam – nicht nur er – sehr gut gemacht.“
Nun sind die Knappen allem Anschein nach wieder in der Spur, und Fortuna ist von eben dieser ein wenig abgekommen. Aus guten Leistungen in Stuttgart und gegen Leverkusen sprang nur ein Punkt heraus, und dann gab es da noch den bisher schlechtesten Saisonauftritt am vergangenen Wochenende beim 0:3 in Nürnberg. Das soll sich am Samstag selbstredend nicht wiederholen.
Wie sein Team den favorisierten Schalkern ein Bein stellen will, sagt Funkel freilich nicht. „Es gab das ein oder andere Spiel, das ich nicht nennen will, in dem wir richtig gut aufgetreten sind“, betont er. „Wenn es uns gelingt, daran anzuknüpfen, dann haben wir eine Chance. Schalke wird aber auch einen Plan haben. Wir wissen, dass sie im 4-2-3-1, 4-42 oder 3-5-2 spielen können. Sie haben alle Variationsmöglichkeiten. Aber die haben wir auch.“
Es gilt als wahrscheinlich, dass Funkel zunächst wieder auf das erfolgreiche 3-5-2, das defensiv zum 5-3-2 wird, setzen wird. In die Zentrale vor der Abwehr wird Marcel Sobottka zurückkehren. Der Ersatzkapitän fehlte in Nürnberg an allen Ecken und Enden. Für Sobottka ist es auch ein Duell mit der Vergangenheit. Er und Kaan Ayhan spielten lange Zeit für Schalke. „Sie sind sicher heiß darauf. Vor erstmals ausverkauftem Haus wird das für alle einen besonderen Schub geben“, sagt Funkel, der ja weiß, wie sich ein Sieg gegen Tedesco anfühlt.