Land will Jugendgewalt vorbeugen
Dafür sollen 54 neue Stellen für Gewaltprävention an Schulen entstehen.
DÜSSELDORF (ahar) Im Januar hat ein 15-Jähriger an einer Schule in Lünen einen 14-jährigen Mitschüler erstochen – nur weil er sich durch dessen Blicke provoziert fühlte. Ein extremes Beispiel, doch eine Polizeistatistik bestätigt die Zunahme von Gewaltdelikten an Schulen von 5600 auf 6200 Fälle im letzten Jahr.
Für eine Bestandsaufnahme der schulischen Gewaltprävention traf sich am Donnerstag im Ministerium für Schule und Bildung in Düsseldorf eine Expertengruppe aus Wissenschaftlern, Kriminologen und Pädagogen. Bei dem Treffen diskutierten sie über verschiedene Lösungsansätze und deren zukünftige Umsetzung. Staatssekretär Mathias Richter kündigte ein fertiges Konzept bis Anfang nächsten Jahres an. Außerdem bestätigte er auf einer Pressekonferenz vor der Tagung die von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bereits im Vorfeld angekündigten 54 neuen Stellen für Gewaltprävention an Schulen. Das entspräche einer neuen Stelle pro Schulamtsbezirk im Land.
Konfliktforscher Andreas Zick betonte bei der Konferenz die Bedeutung einer entwicklungsbezogenen Prävention an den Schulen. Man müsse auf die unterschiedlich weite kognitive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen Rücksicht nehmen. Außerdem stellte er eine zunehmende Bedrohung für Schüler aber auch Lehrer mit Migrationshintergrund fest. „Das gesellschaftliche Klima macht auch vor der Schule keinen Halt“, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konfliktund Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
Rechtspopulistische oder teils auch rechtsextreme Kampagnen erreichten auch die Schüler. Radikale Islamisierung sei ebenfalls ein Thema. Diese fände jedoch eher außerhalb der Schule statt, weshalb ihr Einfluss auf die Gewalt in den Bildungseinrichtungen laut des Experten nicht so stark sei. Eine Auseinandersetzung mit neuen Formen der Gewalt durch die Medien sei aber wichtig. Staatssekretär Richter zufolge ist es bei der Gewaltprävention auch wichtig, Werte zu vermitteln – auch das sei ein Auftrag, die Bildungseinrichtungen wahrzunehmen hätten.