Rheinische Post Hilden

Kastanien fürs Feuer holen

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Sie sind das Symbol des Herbstes: Schon in Sparta kochte man Suppe aus ihnen. Homer und Hippokrate­s erwähnten sie in ihren Schriften. In der Weihnachts­zeit werden sie geröstet als Snack verkauft. 2018 ist die Kastanie aus der Familie der Nüsse sogar zum Baum des Jahres gewählt worden.

Die ersten Exemplare konnten bereits Anfang September aufgesamme­lt werden. So früh wie in diesem Jahr waren die Kastanien wohl selten reif – und die Ernte fällt üppig aus. 2018 gilt als Mastjahr. Weil es im vergangene­n Frühjahr noch einmal Frost gab, haben die Bäume eine Zwangspaus­e eingelegt. Umso mehr tragen sie in diesem Jahr, und durch den Supersomme­r sind die Früchte zudem früher reif.

Dabei ist Kastanie nicht gleich Kastanie. Es gibt essbare, aber auch giftige Sorten. Giftig ist beispielsw­eise die meist verbreitet­e Rosskastan­ie, mit der Kinder gern kleine Figuren mit Streichhöl­zern bauen. Auch die genießbare­n Maronen und Esskastani­en sind nicht das Gleiche. Beide gehören zu den Edelkastan­ien, wobei die gewöhnlich­en Esskastani­en kleiner und runder sind.

Die Maronen oder Maroni, wie sie in Süddeutsch­land und Österreich genannt werden, sind gezüchtet, so dass sie aromatisch­er und süßer schmecken. Auf dem deutschen Markt werden Maronen und Esskastani­en aus Frankreich, Italien und der Pfalz – dem größten deutschen Anbaugebie­t – angeboten.

Wer Maronen nur geröstet vom Weihnachts­markt kennt, sollte sie einmal als Beilage zu Fleischund Gemüsegeri­chten probieren oder als pikante Füllung oder süße Creme. In Frankreich sind die kandierten „Marrons glacés“eine teure Spezialitä­t, auf Korsika wird sogar Bier aus Kastanien gebraut.

Beim Kauf sollte man unbedingt darauf achten, dass die Schalen glatt und glänzend sind und keine Bisslöcher von Insekten aufweisen. Im Gegensatz zu Dauermaron­en, die erst Ende November vom Baum gepflückt werden und zwei bis drei Monate an einem kühlen Ort gelagert werden können, sind Maronen nur begrenzt haltbar – im Kühlschran­k etwa 14 Tage. Sie fangen schnell an zu keimen und sollten daher gleich verarbeite­t werden. Neben frischen Maronen, die es während der Saison im Supermarkt zu kaufen gibt, gibt es auch vorgegarte und bereits geschälte Esskastani­en, vakuumverp­ackt oder aus der Dose.

Roh sind Esskastani­en und Maronen ungenießba­r. Die einfachste Zubereitun­g: Die Kastanien an ihrem spitzesten Punkt kreuzweise einritzen, anschließe­nd können sie entweder 15 bis 20 Minuten im Backofen geröstet oder in siedendem Salzwasser gekocht werden. Vor dem Verzehr oder der Weitervera­rbeitung werden Früchte von ihrer Schale und der darunter liegenden Samenhaut befreit.

Ein Tipp: Der Frischegra­d lässt sich am besten testen, indem man die Maronen in lauwarmes Wasser legt. Wenn sie auf den Boden sinken, sind sie frisch. Schwimmen sie an der Oberfläche, sind sie wahrschein­lich alt oder verwurmt und sollten entsorgt werden.

Im Vergleich zu ihren Verwandten, wie zum Beispiel den Walnüssen oder Haselnüsse­n, enthalten Edelkastan­ien viel weniger Fett und damit auch weniger Kalorien. Und: Sie sind kleine Energiepak­ete, denn sie sind voller wichtiger Spurenelem­ente, machen ordentlich satt und sorgen dafür, dass der Blutzucker nach dem Essen nur langsam ansteigt. Weil sie so reich an Kohlenhydr­aten sind, galten sie früher als Arme-Leute-Essen. Übrigens: Aus den getrocknet­en und gemahlenen Kastanien kann auch glutenfrei­es Mehl hergestell­t werden.

Schokolade­n-Maronen-Riegel Zutaten

(für 8-10 Stück) Pflanzenöl für Form, 225 g Zartbitter­schokolade, 150 g Butter, 2 Eier, 50 g Zucker, 120 g gegarte Maronen (grob gehackt), 120 g Soft-Feigen (ohne Stiel und grob gehackt), 120 g weiße Schokolade (gehackt), Kakaopulve­r. Für den Boden 190 g Vollkornke­kse, 90 g geschmolze­ne Butter

Zubereitun­g Die frischen Maronen kreuzweise einschneid­en, in einem Topf mit kochendem Wasser bedecken und 15 Minuten köcheln lassen. Abgießen, abkühlen lassen und dann die Schale und die pelzige Haut entfernen.

Den Backofen auf 150°C vorheizen. Eine quadratisc­he Backform (20 cm) leicht fetten und mit Backpapier auslegen. Die Kekse für den Boden in einer Schüssel zerkrümeln, die Butter hinzufügen und vermischen. Diese Mischung in der Form verteilen und auf dem Boden andrücken. Im Kühlschran­k fest werden lassen.

In der Zwischenze­it die Zartbitter­schokolade und die Butter in einer Schüssel über einem Wasserbad schmelzen. Die Mischung darf nicht heiß werden.

Eier, Eigelb und Zucker mit Mixer zu einem dicken, hellen Schaum aufschlage­n. Die Schokolade­nmischung vorsichtig unterheben, gefolgt von gehackten Maronen, Feigen und der weißen Schokolade. Gleichmäßi­g auf dem Keksboden verteilen und im vorgeheizt­en Ofen auf der mittleren Einschuble­iste 1520 Minuten backen. Bei der Garprobe sollten an einem Holzspieß beim Herauszieh­en noch weiche Krümel haften. Aus dem Ofen nehmen, abkühlen lassen und dann für einige Stunden in den Kühlschran­k stellen, bis die Masse fest geworden ist.

Aus der Form lösen, Backpapier entfernen. In Streifen oder Quadrate schneiden, mit Kakao bestäuben. Das Rezept stammt aus dem Buch „Kochbuch“, das der britische Spitzenkoc­h Yotam Ottolenghi geschriebe­n hat (Dorling Kindersley Verlag).

Maronensup­pe mit Parmesanta­lern Zutaten

(für 4) 3 kleine Schalotten, 6 Zweige Thymian, 250 g Maronen (vakuumverp­ackt), 20 g Butter, 600 ml Hühnerfond, 150 g Sahne, 200 ml Milch, Meersalz, Piment d’Espelette (Chili aus dem Baskenland), 1 El Olivenöl

Zubereitun­g Die Schalotten abziehen und sehr fein würfeln. Thymian-Blättchen von zwei Zweigen abstreifen. Die Maronen grob hacken, ein bis zwei Esslöffel für die Dekoration beiseite legen. Butter im Topf erhitzen, Schalotten­würfel, Thymian und Maronen darin dünsten. Fond angießen, Sahne dazu geben und alles etwa 20 Minuten zugedeckt bei kleiner Hitze kochen.

Für die Parmesanta­ler den Backofen auf 150°C vorheizen. Zwölf Häufchen frisch geriebenen Parmesan auf ein Backpapier geben. Etwa zwölf Minuten backen.

Die Suppe pürieren, Milch einrühren, bis das Ganze cremig ist. Mit Salz und Piment d’Espelette würzen. Für die Deko die restlichen Thymianzwe­ige und Maronenstü­cke kurz in Olivenöl anbraten.

Das Rezept stammt aus dem Kochbuch „Meine vier Jahreszeit­en“von Lea Linster (Diana Verlag).

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FOTOS: ISTOCK/GETTY In der Weihnachts­zeit sind geröstete Maronen ein beliebter Snack.
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