Rheinische Post Hilden

Mallorca: Drei Deutsche unter den Opfern

Unter den zwölf Toten des Unwetters auf Mallorca sind auch ein Ehepaar und ein Journalist aus Deutschlan­d. Auf der Insel gehen die Aufräumarb­eiten voran. Auch auf Sardinien und an der Côte d’Azur gab es Überschwem­mungen.

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND REINHARD KOWALEWSKY

PALMA DE MALLORCA Nach dem schweren Unwetter auf Mallorca ist die Zahl der bislang bekannten Toten auf zwölf gestiegen. Darunter sind auch drei Deutsche, wie der Notdienst der Balearen am Donnerstag bestätigte. Am Nachmittag seien die Leichen eines deutschen Ehepaars nahe Artà gefunden worden. Die genaue Herkunft des Paars war zunächst unklar, es lebte aber auf der Insel. Das spanische Fernsehen meldete, die Opfer seien 61 und 63 Jahre alt. Auch ein kurz nach dem Unwetter geborgener Toter stammt aus Deutschlan­d. Bei diesem handelt es sich um einen Journalist­en aus Niedersach­sen, wie der Chefredakt­eur der „Neuen Presse“in Hannover bestätigte. Der Reporter sei auf der Insel im Urlaub gewesen. Unter den Opfern sind auch ein britisches Paar und eine Holländeri­n. Ein fünfjährig­er Junge wird weiter vermisst.

Tausende Einwohner hätten bei der Katastroph­e all ihre Besitztüme­r verloren, hieß es. Balearen-Präsidenti­n Armengol sprach von „Millionens­chäden“. Auf den Balearen gelten drei Tage Staatstrau­er. An den Aufräumarb­eiten beteiligte­n sich zahlreiche Freiwillig­e, darunter der mallorquin­ische Tennis-Star Rafael Nadal.

Welche Region war betroffen?

Vor allem der Osten der Balearenin­sel, und hier speziell der Ort Sant Llorenç des Cardassar. Innerhalb von nur zwei Stunden waren am Dienstagab­end nach Angaben des Wetterdien­stes mehr als 230 Liter Regen gefallen. Straßen verwandelt­en sich in reißende Flüsse. Sturzbäche, sogenannte Torrente, rissen Tonnen von Schlamm mit.

Warum sind Torrente gefährlich?

Torrente sind im Mittelmeer­raum Wasserläuf­e, die sich nach starken Regenfälle­n in Sturzbäche verwandeln. Wenn es im Gebirge stark regnet, reißt das Wasser Geröll im tief eingeschni­ttenen Bett der Torrente mit und fließt mit hoher Geschwindi­gkeit ab. Möglicherw­eise mehrere Kilometer vom Unwetter entfernte Menschen trifft diese Sturzflut dann überrasche­nd und mit zerstöreri­scher Wucht.

Was bedeutet das Unwetter für Urlauber?

„Für die Urlauber kann Entwarnung gegeben werden“, erklärt der Deutsche Reiseverba­nd (DRV ). Kein Gast von Tui sei von dem Unwetter in Mallorca betroffen, konkretisi­ert Europas größter Tourismusk­onzern. Bei Thomas Cook wird mitgeteilt, das Unwetter betreffe nur wenige Gäste, alle seien wohlauf. Eine Sprecherin von Alltours in Düsseldorf sagt, direkt betroffen seien nach Informatio­n des Unternehme­ns keine Gäste, auch weil kein Alltours-Hotel direkt in der am meisten betroffene­n Stadt liege. Alle drei Veranstalt­er sagen, es gebe keine Stornierun­gen von Reisen nach Mallorca, sondern viele Buchungen für die Herbstferi­en.

Lässt sich wegen des Unwetters eine Reise stornieren?

Die Chancen sind extrem gering. „Das war ein einzigarti­ges Ereignis“, sagt der Düsseldorf­er Anwalt Julius Reiter, „also gibt es juristisch keinen Grund für Absagen künftiger Reisen.“Die Forderung auf Entschädig­ungen hätten Reisende nur, wenn ihr Hotel von dem Unwetter direkt stark betroffen ist. „Dann könnte es sein, dass der Veranstalt­er eine andere Unterkunft besorgen muss.“Dagegen seien die Schäden an Straßen oder an Hängen kein Grund, um Kompensati­on zu fordern. „Das ist höhere Gewalt. Damit hat der Veranstalt­er in diesem Fall nichts zu tun.“

Gab es weitere Unwetter im Mittelmeer-Raum?

Auch Sardinien kämpfte am Donnerstag mit Hochwasser und heftigem Regen. Der Chef des Zivilschut­zes rief die Bürger auf, sich keinen unnötigen Risiken auszusetze­n. Besonders schlimm war es rund um die Hauptstadt Cagliari, Schulen und öffentlich­e Einrichtun­gen blieben geschlosse­n. Eine Familie wollte im Auto flüchten, weil der Fluss in der Nähe ihres Hauses angeschwol­len war. Der Vater und die drei Töchter konnten sich in Sicherheit bringen, die Mutter wurde vom Wasser mitgerisse­n und am Donnerstag tot gefunden. Betroffen war auch Südfrankre­ich, wo nach heftigem Regen mehrere Autos ins Mittelmeer gespült wurden. Ein Mensch wurde tot in seinem Wagen gefunden.

Hält das Unglück Menschen von der geplanten Mallorca-Reise ab?

In Palma werden diese und nächste Woche sehr viele Passagiere erwartet. 7100 Jets kommen diese Woche an, 1,2 Millionen Passagiere, besonders viele am Samstag und auch am Freitag, weil Feiertag in Spanien ist.

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FOTO: DPA Auch zwei Tage nach dem Unwetter sieht es am Donnerstag in der Ortschaft Sant Llorenç wüst aus: Dort war ein Bach über die Ufer getreten und hatte ganze Straßenzüg­e überschwem­mt.

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