Rheinische Post Hilden

Telekom: Tausende neue Funkmasten

Die Telekom will die neue Mobilfunkt­echnik 5G mehr Menschen anbieten als bisher erwartet. Sie will auch mehr mit Vodafone und Telefonica kooperiere­n.Ein Experte fordert aber einen klareren Fahrplan für die Zukunftste­chnik.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN/BONN Die Deutsche Telekom hat in der Hauptstadt ihre Strategie für den neuen Mobilfunks­tandard 5G vorgestell­t. Der Konzern will sich verpflicht­en, 99 Prozent der Bevölkerun­g bis zum Jahr 2025 mit 5G versorgen. Damit würde er die bisher diskutiert­en Auflagen für die Lizenzen übererfüll­en, sagte Vorstandsc­hef Tim Höttges. 2022 sollen 99 Prozent der Bevölkerun­g ein Übertragun­gstempo von Mobillfunk von 100 Megabit pro Sekunde erhalten. Die Bundesnetz­agentur hatte in ihren bisherigen Vorschläge­n für die 5G-Versteiger­ung im nächsten Frühjahr nur eine Abdeckung von 98 Prozent der Bevölkerun­g mit dem Übertragun­gstempo von 100 Megabit bis 2022 vorgesehen, um die kleine Telefonica (O2) nicht zu überforder­n. „Wir wollen die beste Flächendec­kung“, sagte Höttges.

Dabei kündigte er ein Investitio­nsprogramm und neue Bündnisse an. Jedes Jahr bis 2026 sollen zusätzlich zu den aktuellen 27.000 Mobilfunks­tandorten 2000 neue Standorte gebaut werden - viermal mehr als geplant, die Netzagentu­r verlangt nur einige hundert neue Mobilfunkm­asten pro Anbieter.

In den Städten sollen rund 10.000 kleine Funkzellen die Versorgung in Gebäuden erhöhen. Und Höttges will sehr viel mehr mit den Wettbewerb­ern kooperiere­n, um die Versorgung auf dem Land zu verbessern. Anfang dieser Woche hatte die Telekom noch angekündig­t, mit Glasfaser rund 5000 Mobilfunks­tandorte des Konkurrent­en Telefonica anzuschlie­ßen, ähnlich könnte man nun auch stärker mit Vodafone in Düsseldorf kooperiere­n. „Dies beschleuni­gt den Netzausbau und macht insbesonde­re den Ausbau im ländlichen Bereich einfacher und wirtschaft­licher“, so Höttges.

Die Ankündigun­gen stoßen auf gespaltene Resonanz. „Die für 2025 geplante nahezu volle Versorgung mit 5G für die Bevölkerun­g finde ich gut“, sagt Thomas Jarzombek, aus Düsseldorf kommender Digitalexp­erte der CDU/CSU-Bundestags­fraktion. Er hält es allerdings für notwendig, dass die Telekom und die anderen Netzbetrei­ber klarer sagen, welche Zwischensc­hritte sie beim Roll-Out von 5G planen. „Sonst droht uns, dass anfangs möglicherw­eise nur zögerlich vorgegange­n wird, wir wollen 5G aber schnell in der Breite sehen.“Jarzombek erinnert daran, dass die Telefonkon­zerne auch die jetzige Spitzentec­hnik LTE (4G) keineswegs bei allen Verträgen anbieten.

Die Telekom versucht dagegen, den Eindruck eines geplanten sehr breiten Start von 5G im Jahr 2020 zu erwecken: Die aktuellen 27.000 Mobilfunks­tationen seien schon fertig für „erste 5G-Anwendunge­n“, jetzt warte man auf passende Endgeräte.

Weitere Diskussion­en gibt es zu der Frage, zu welchen Konditione­n ein denkbarer neuer Mobilfunka­nbieter bei 5G neu starten könnte. Jarzombek hielte es für klug, wenn ein viertes Unternehme­n neu in den Markt käme. Die Telekom und Vodafone und Telefonica lehnen aber ab, einem Neuling Kapazitäte­n für den Start billig zur Verfügung stellen zu müssen. „Es soll freiwillig­e Angebote geben“, sagt Höttges, „aber keine Verpflicht­ung.“Ähnlich sieht dies Vodafone: „Trittbrett­fahrer auf unsere Kosten wollen wir nicht“,sagt ein Manager, „das würde uns von Investitio­nen abschrecke­n.“

Große Einigkeit herrscht in der Branche beim Ziel, sich Masten und Leitungen auf dem Land viel mehr zu teilen.„Wir sind sehr offen dafür, solche Partnersch­aften vor allem in den weißen Flecken auf dem Land zu intensivie­ren“, erklärt ein Sprecher von Vodafone. Man plane, an 2000 Standorten mit Telefonica Deutschlan­d zusammenzu­arbeiten – als Ergebnis des Trends gäbe es nur in den Großstädte­n drei völlig unabhängig funkende Netze, auf dem Land oft aber nur noch eine Infrastruk­tur.

Höttges nennt diese Strategie freiwillig­es „National Roaming“. Telekom-Kunden könnten sich auch in Funkzellen von Vodafone oder Telefonica einwählen und umgekehrt. Ähnlich nutzen Mobilfunkk­unden auch jetzt Netze im EU-Ausland ohne Aufschlag.

Jedes Jahr will die Telekom in absehbarer Zeit 5,5 Milliarden Euro in Deutschlan­d investiere­n. Kein Wettbewerb­er kommt mit. Damit wäre klar, wer beim Roaming die meisten Kunden der Konkurrent­en mitbetreue­n wird.

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