Rheinische Post Hilden

Tollwut: Urlaubern fehlt der Impfstoff

Viele Urlauber, die in Länder mit Tollwut fahren, lassen sich vorsorglic­h impfen. Dieses Jahr ist der Impfstoff jedoch kaum lieferbar. Der Amtsarzt rät gar von manchen Reisen ab und Veterinäre warnen vor bestimmten Tieren.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN Eine Reise nach Südafrika, das war für Ulrich Sievert (Name von der Redaktion geändert) und seine Frau schon lange ein großer Wunsch. In diesem Jahr wollen sie ihn sich erfüllen. Der Hausarzt riet dem Ehepaar jedoch dazu, sich gegen Tollwut impfen zu lassen, denn in Südafrika gebe es jede Menge frei laufende Hunde und Katzen, die als Überträger der Krankheit infrage kommen.

Sievert fragte in seiner Apotheke nach – und rieb sich die Augen: „Die sagten, der Impfstoff sei auf absehbare Zeit nicht zu bekommen. Und das war schon vor einigen Wochen“, berichtet er.

26 Apotheken im Kreis Mettmann sowie in Leverkusen und Umgebung klapperte Sievert ab. Erst die 27. war in der Lage, ihm mit einem Re-Import aus einem anderen Land zu helfen. Die Spritzen waren zwar rund 25 Euro teurer – aber wenigstens verfügbar.

Günter Spiller ist Inhaber der Turm-Apotheke in Hilden: Auch er bestätigt den Lieferengp­ass seit Mitte des Jahres und rät zum Re-Import, wo immer dies möglich sei. Andere Apotheker fügen hinzu, der Engpass hänge auch damit zusammen, dass die Hersteller seit etwa fünf Jahren die Produktion von Impfstoffe­n zurückhalt­ender angingen, weil die Krankenkas­sen so schlecht zahlten.

Empfohlen werden in Deutschlan­d drei Spritzen pro Person innerhalb von 28 Tagen. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO empfiehlt inzwischen für einen wirksamen Impfschutz nur noch zwei Spritzen pro Person.

Deutschlan­d ist seit 2001 eigentlich Tollwut-frei. Einer der letzten offiziell dokumentie­rten Fälle trug sich in Leverkusen zu.. Kurt Molitor, der Amtsveteri­när der Stadt, warnt allerdings dennoch vor Tiertransp­orten aus Ländern wie Rumänien – etwa zur Hunderettu­ng. Dort sei Tollwut noch weit verbreitet, entspreche­nd vorsichtig müsse jeder sein, der sich einem solchen Tier nähert.

Ähnliche Vorsicht ist bei Fledermäus­en geboten, deren Biss tatsächlic­h auch immer noch in Deutschlan­d Tollwut übertragen kann.

Gefährdet sind aber vor allem Urlauber: „Aus Indien wissen wir beispielsw­eise, dass dort jedes Jahr noch rund 5000 Menschen durch Tollwut ums Leben kommen“, verrät Molitor.

Die vorsorglic­he Impfung ist in diesen Ländern auch nach Auffassung des Medizinisc­hen Dienstes der Stadt Leverkusen ein absolutes Muss. Mediziner Martin Oehler geht sogar soweit, zu empfehlen, die Reise in ein solches Land lieber abzusagen, wenn sich im Vorfeld kein Impfstoff

auftreiben lässt.

Denn wer etwa in Afrika oder Indien von einem Hund, einer Katze oder sonst einem Tier gebissen werde, müsse sich binnen weniger Stunden bis Tage mit einem Akutserum behandeln lassen. Bricht die Krankheit erst einmal aus, gibt es keine Heilungsch­ancen“, sagt der Arzt.

Der Hildener Apotheker Spiller hat sich beim Verband erkundigt und herausbeko­mmen, dass spätestens Ende November das Serum wieder vorrätig sein soll. Das helfe den Urlaubern in den Herbstferi­en zwar nicht, bilde aber immerhin einen Silberstre­if am Horizont.

Ulrich Sievert und seine Frau haben unter dem Strich zwar 100 Euro mehr für ihre Impfung bezahlt, freuen sich aber jetzt unbeschwer­t auf ihre Reise.

 ?? ARCHIVFOTO: UWE MISERIUS ?? Amtsveteri­när Kurt Molitor empfiehlt Impfungen vor allem bei Reisen in Tollwut-Länder wie Indien, in denen es viele frei laufende Hunde und Katzen gibt.
ARCHIVFOTO: UWE MISERIUS Amtsveteri­när Kurt Molitor empfiehlt Impfungen vor allem bei Reisen in Tollwut-Länder wie Indien, in denen es viele frei laufende Hunde und Katzen gibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany