Rheinische Post Hilden

Neue Wendung im Fall des Haaner Rentners

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Ein Angeklagte­r sagt vor Gericht aus, dass ein dritter Mann mit im Haus war: Er soll zu der libanesisc­hen Großfamili­e gehören, die schon vor Jahren in Erkrath durch die Hell’s-Angels-Prügelei auffiel.

HAAN (magu) Eigentlich sollte es der letzte Verhandlun­gstag im Prozess wegen des Raubüberfa­lls auf den Pensionär am Hermann-LönsWeg werden. Schon vorher war klar: Die Sache geht in die Verlängeru­ng. Und dann auch noch das: Einer der beiden Männer – von denen man annahm, dass sie im Haus gewesen sein sollen, während die anderen Beteiligte­n draußen „Schmiere“gestanden haben sollen – hat sich nun überrasche­nd zur Tat geäußert. Plötzlich gibt es einen weiteren, bislang noch nicht identifizi­erten Täter. Er soll aus der libanesisc­hen Großfamili­e stammen, die in Erkrath bereits mehrfach unangenehm auffiel.

Nun also weiß man, dass es drei Männer waren, die in das Haus des 83-Jährigen eingestieg­en sind. Zuvor hatte man offenbar in Erfahrung bringen können, dass der Nachbar verreist war. Im Haus angekommen, soll einer der Angeklagte­n die Rollladen herunter gelassen haben. Das spätere Opfer sei da noch nicht im Haus gewesen, das man akribisch nach Geld und Wertgegens­tänden durchsucht habe. Zwischendu­rch habe man mit dem draußen wartenden Drahtziehe­r telefonier­t, um ihm zu sagen, dass nichts zu finden sei. Der wiederum habe darauf gedrängt, die Sache durchzuzie­hen.

Als der Hauseigent­ümer schließlic­h mit dem Schlüssel die Türe geöffnet habe und in den Flur gekommen sei, habe man ihm sofort eine Tüte über den Kopf gezogen. Zuvor hatte man ihn noch mit einem Socken geknebelt. Im Haus selbst sei der bislang nicht identifizi­erte Täter der Anführer gewesen. Er habe klare Ansagen gemacht, was zu tun sei. „Die beiden haben sich in der Toilette eingeschlo­ssen und etwas geraucht“, kommentier­te der geständige Angeklagte die Abläufe. Er selbst habe dort Alkohol getrunken. Hatte der über Stunden malträtier­te Pensionär im Zeugenstan­d noch von einem osteuropäi­schen Akzent gesprochen, den er bei den Tätern gehört haben will, so ist jetzt klar: Derjenige, der dort gesprochen hat, ist gebürtiger Deutscher. Er hat den Akzent nur vorgetäusc­ht und auch von einer 300 Kilometer weiten Anfahrt zum Tatort gesprochen, um falsche Spuren zu legen.

Angeblich habe man sich zwischendu­rch auch Sorgen um den Gesundheit­szustand des 83-Jährigen gemacht und es sei darüber gesprochen worden, dass man aufpassen müsse, „dass der Opa keinen Herzinfark­t kriegt“. Bevor man das Haus angezündet habe, wollen die Täter ihn absichtlic­h ans äußerste Ende der Terrasse gebracht haben, um ihn aus der Gefahrenzo­ne zu bringen. Aus dem Haus mitgenomme­n haben sie nicht nur Uhren und 500 Euro Bargeld, sondern auch noch zwei Rucksäcke voller Kosmetikfl­aschen.

Nebenklage­anwalt Rüdiger Deckers, der das Opfer vor Gericht vertritt, sieht in der Aussage des Tatbeteili­gten einen großen Schritt: „Es stellt sich nun die Frage, ob der bislang nicht geständige Angeklagte bei seinem Schweigen bleibt.“

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