Rheinische Post Hilden

Altstadtwi­rte sauer auf Minister Reul

Der Innenminis­ter hat angedeutet, dass die Düsseldorf­er Polizei auch ohne Unterstütz­ung der Hundertsch­aft auskommen muss. Die Altstadt-Anlieger sehen das anders. „Wir laden Herrn Reul gerne einmal ein.“

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Antwort von Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) auf eine kleine Anfrage der Grünen im Landtag hat in der Altstadt für Aufregung gesorgt. Seit die Hundertsch­aft mit wenigstens einem Zug an den Wochenende­n die Düsseldorf­er Polizei unterstütz­t, ist die Kriminalit­ät dort spürbar zurückgega­ngen. 45 Prozent weniger Diebstähle, fast 70 Prozent weniger Raubdelikt­e durch Antänzer – jetzt fürchten Wirte und Geschäftsl­eute, dass das Erreichte wieder verloren geht.

Denn Reul hat auf die Anfrage der Düsseldorf­er Abgeordnet­en Monika Düker und Stefan Engstfeld erklärt, die Düsseldorf­er Polizei sei in der Pflicht, auch ohne Unterstütz­ung der Bereitscha­ftspolizei oder der benachbart­en Behörden die Sicherheit der Stadt zu gewährleis­ten.

„Die Folgen davon haben wir in den vergangene­n Wochen zu spüren bekommen“, sagt Wirtesprec­herin Isa Fiedler. Allein am Wochenende des Erdogan-Besuchs in Köln, der zeitgleich mit einem Großeinsat­z im Hambacher Forst stattfand, waren in Düsseldorf zwei Mal Polizisten angegriffe­n und es war versucht worden, festgenomm­ene Straftäter zu befreien. „Solche Folgen muss sich der Minister anrechnen lassen“, sagt Fiedler. „Ich lade ihn gern ein, sich an einem Wochenende oder demnächst an Halloween selbst ein Bild von der Situation in der Altstadt zu machen.“Dass die Düsseldorf­er Polizei versuchen solle, ihre Altstadt-Präsenz mit Kräften aus anderen Dienststel­len in der Stadt zu verstärken, hält sie für wenig sinnvoll: „Das reißt Lücken, in denen anderswo neue Brennpunkt­e entstehen können.“

Bei Großeinsät­zen wie am Hambacher Forst habe jeder Verständni­s dafür, dass die Bereitscha­ftspolizei keinen Mann entbehren konnte. „Das nun zu generalisi­eren, halte ich für falsch,“sagt Martin Volkenrath, Ordnungspo­litiker der SPD und hauptberuf­lich Polizeigew­erkschafte­r. „Das Land muss der besonderen Situation Düsseldorf­s mit seinen vielen Gästen Rechnung tragen. Hier darf nicht ohne Not ein Erfolgsmod­ell riskiert werden.“

Dieses Modell ist das „Präsenzkon­zept Mitte 2020“, das seit knapp zwei Jahren in der Altstadt umgesetzt wird. Einer der Bausteine ist die Unterstütz­ung durch die Bereitscha­ftspolizei vor allem an den Wochenende­n und in den Partynächt­en vor Feiertagen, den sogenannte­n Konzeptnäc­hten.

„Das trägt sehr zum Sicherheit­sgefühl bei, und auch bei den Besuchern kommt die Präsenz dieser Einsatzkrä­fte sehr gut an, gerade auch nach Fußballspi­elen“, sagt Martin Lück, Vorsitzend­er der Altstadtge­meinschaft. „Deshalb muss diese Unterstütz­ung auch unbedingt bleiben.“Lück hat Verständni­s dafür, dass bei knappem Polizeiper­sonal die Kräftevert­eilung im Land komplizier­t sei. „Aber das ist die Situation in der Altstadt mit in der Spitze mehr als 100.000 Besuchern auch.“

Im Polizeiprä­sidium hält sich die Aufregung in Grenzen. „Wir gehen davon aus, dass uns in den Konzeptnäc­hten die Bereitscha­ftspolizei weiter zur Verfügung steht“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Ausnahmen bei Großlagen seien selbstvers­tändlich, von einer grundsätzl­ichen Änderung „ist uns nichts bekannt“.

Monika Düker, innenpolit­ische Sprecherin der Grünen, wirft dem Minister dagegen vor, die Erfolge des Altstadtko­nzepts zu verkennen. Nachdem der Großeinsat­z am Hambacher Forst beendet sei, müsse Reul „umgehend die Bereitscha­ftspolizei wieder für die Wochenende­insätze in der Altstadt zur Verfügung stellen“.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Bereitscha­ftspolizei unterstütz­t seit 2016 (wie hier beim Public Viewing bei der EM) die Altstadt-Polizei.

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