Der Visionär Johannes Rau
Der WDR wirft in „Unser Land in den 80ern“einen Blick auf die Ereignisse. Historiker Guido Hitze gibt eine Einschätzung des jeweiligen Jahrs:
„Dass Ministerpräsident Johannes Rau 1989 am Tag des Mauerfalls der einzige prominente bundesdeutsche Amtsträger war, der in diesem Moment in der DDR weilte, hatte er sich selbst und einer Laune der Geschichte zu verdanken. Knapp zwei Jahre zuvor war er in Ost-Berlin gewesen, um mit den DDR-Machthabern über das Projekt einer NRW-Kulturausstellung in Leipzig zu verhandeln. Auf sein Bitten hin unterbreitete Staatschef Erich Honecker einen Termin: Donnerstag, 9. November 1989! Rau wurde während der Eröffnungsrede der Kulturtage von der Maueröffnung überrascht und erlebte die dramatischen Ereignisse unmittelbar mit. Am 15. November 1989 hielt er im Düsseldorfer Landtag eine bemerkenswerte Regierungserklärung. Rau rief dazu auf, in der DDR die 1952 aufgelösten Länder wieder zu gründen und auf dieser föderalen Grundlage die Lösung der „Deutschen Frage innerhalb einer europäischen Friedensordnung“anzustreben. Damit erwies er sich als Visionär und bereitete die Rolle NRWs als einer der wichtigsten Akteure auf Länderebene im Einigungsprozess vor.“
Guido Hitze
„Unser Land...“, WDR, 20.15 Uhr