Ansätze in der Portfolioverwaltung umstellen
Technologieinvestments und Nachhaltigkeit, das sind zwei der großen Börsenthemen dieser Tage. Kathrin Eichler von Eichler & Mehlert aus Düsseldorf erkennt darin viele Chancen für Unabhängige Vermögensverwalter, einen frischen und modernen Blick auf Märkte und Einzeltitel nachzuweisen. Die Zeiten, in denen sich Renditen wie von selbst generierten, sind lange vorbei. Das liegt nicht nur am langanhaltenden, bislang nie dagewesenen Niedrigzinsumfeld, das die Geldanlage in festverzinsliche Papiere weitgehend zu einem Nullsummenspiel gemacht hat. Auch klassische Buy-andhold-Strategien mit einem Value-orientierten Ansatz bringen nicht mehr den gewünschten Erfolg. Denn: „Die Anlagewelt verändert sich – und mit ihr die Werte, in die wir investieren können und wollen. Gerade Technologie-Werte halten einer klassischen Betrachtungsweise längst nicht mehr Stand, sind aber aus einem modernen Depot nicht wegzudenken. Das bedeutet: Wir müssen unsere Ansätze in der Portfolioverwaltung umstellen“, konstatiert Kathrin Eichler, geschäftsführende Gesellschafterin der unabhängigen Vermögensverwaltung Eichler & Mehlert aus Düsseldorf.
Sie macht dies an einem durchschlagenden Beispiel fest. Mit Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet sind die vier größten börsennotierten Unternehmen der Welt allesamt Technologie-zentriert und kommen auf die riesige Marktkapitalisierung von mehr als 3123 Milliarden Euro. Und kürzlich hat Tencent aus China die US-Großbank JP Morgan vom fünften Platz verdrängt, sodass, zumindest für eine gewisse Zeit, die Top-5Unternehmen Anbieter von
Technologie-Produkten und Dienstleistungen sind.
„Diese Unternehmen haben in ihrer Wertentwicklung die typischen Industrietitel längst abgehängt und dürfen, genau wie zahlreiche andere Anbieter von Technologieprodukten und -dienstleistungen, in einem modernen Depot nicht mehr fehlen. Deshalb benötigen wir einen innovativen Zugang zu den Märkten, müssen uns neuen Bewertungsansätzen öffnen und Technologie als eines der Zukunftsthemen überhaupt anerkennen – und das eben nicht nur, weil diese Titel im laufenden Jahr bisher die absoluten Outperformer waren“, betont die Vermögensverwalterin ihre strategische Sichtweise.
Sie und ihr Geschäftsführerkollege Norbert Schulze Bornefeld wissen aus der Praxis, dass diese Entwicklung in sämtlichen Kundengruppen breit diskutiert wird. Mit dem Ergebnis, dass vor allem Direktinvestments in Titel mit weiterem Potenzial gefordert sind. „ETFs und Fonds mit Technologiebezug können Kunden überall erwerben. Unsere Kompetenz ist die Auswahl von Einzelaktien gemäß der individuellen Anlagerichtlinien der Klienten. Sie möchten unsere Einschätzung dazu hören und dann gemeinsam mit uns eine Anlageentscheidung treffen.“Dass diese Diskussionen nicht immer nur unkritisch seien, betont Kathrin Eichler ebenso. Vor allem der Aspekt der Nachhaltigkeit stehe dabei regelmäßig im Fokus.
Die Vermögensverwalterin nennt als die drei entscheidenden Säulen der Nachhaltigkeit die sogenannten ESG-Kriterien („Environmental, Social & Good Governance“). „Ökologie, Soziales und Wirtschaft gehören eng zusammen, eine Säule allein kann Nachhaltigkeit nicht herstellen. Daher ist es die Aufgabe des Vermögensverwalters, ein ausgewogenes Verhältnis der drei Säulen im Rahmen der nachhaltigen Titelselektion zu beachten – auch dann, wenn es um wachstumsstarke Technologieunternehmen geht.“
Dies folgt einem Trend bei den Anlegern: Aktuell spielten Fragestellungen wie Unternehmensführung, Umgang mit Mitarbeitern, Arbeitsbedingungen im Unternehmen etc., sprich: gesellschaftspolitische Aspekte bei der Beurteilung von Unternehmen immer öfter im Gespräch eine Rolle, sagt Kathrin Eichler. „Die Kunden wollen Renditen erwirtschaften, gewiss. Aber genauso wollen viele Anleger auch Gutes tun und ein gutes Gewissen bei ihren Anlageentscheidungen haben. Daher sind wir der Auffassung, dass Kunden sich gerade nicht zwischen Rendite und einer sozialen und ökologischen Wirkung entscheiden müssen, sondern in beiden Welten erfolgreich zuhause sein können. Diesem Ansatz müssen wir als Vermögensverwalter entsprechen und unsere Anlagestrategien darauf ausrichten.“Es werde immer deutlicher, dass gerade die nachwachsende Anlegergeneration neue Schwerpunkte bei der Kapitalanlage setze und die eine offene, kritische und fundierte Diskussion fordere – abseits klassischer Bewertungsansätze und althergebrachter Portfoliostrategien. „Für uns als Unabhängige Vermögensverwalter ist dies eine Chance, uns gezielt auch für jüngere Vermögensinhaber zu öffnen und nachzuweisen, dass wir den neuen Themen im Rahmen der Aktienanlage mit einem frischen und modernen Blick auf Märkte und Einzeltitel begegnen.“