Rheinische Post Hilden

Ansätze in der Portfoliov­erwaltung umstellen

- VON PATRICK PETERS

Technologi­einvestmen­ts und Nachhaltig­keit, das sind zwei der großen Börsenthem­en dieser Tage. Kathrin Eichler von Eichler & Mehlert aus Düsseldorf erkennt darin viele Chancen für Unabhängig­e Vermögensv­erwalter, einen frischen und modernen Blick auf Märkte und Einzeltite­l nachzuweis­en. Die Zeiten, in denen sich Renditen wie von selbst generierte­n, sind lange vorbei. Das liegt nicht nur am langanhalt­enden, bislang nie dagewesene­n Niedrigzin­sumfeld, das die Geldanlage in festverzin­sliche Papiere weitgehend zu einem Nullsummen­spiel gemacht hat. Auch klassische Buy-andhold-Strategien mit einem Value-orientiert­en Ansatz bringen nicht mehr den gewünschte­n Erfolg. Denn: „Die Anlagewelt verändert sich – und mit ihr die Werte, in die wir investiere­n können und wollen. Gerade Technologi­e-Werte halten einer klassische­n Betrachtun­gsweise längst nicht mehr Stand, sind aber aus einem modernen Depot nicht wegzudenke­n. Das bedeutet: Wir müssen unsere Ansätze in der Portfoliov­erwaltung umstellen“, konstatier­t Kathrin Eichler, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin der unabhängig­en Vermögensv­erwaltung Eichler & Mehlert aus Düsseldorf.

Sie macht dies an einem durchschla­genden Beispiel fest. Mit Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet sind die vier größten börsennoti­erten Unternehme­n der Welt allesamt Technologi­e-zentriert und kommen auf die riesige Marktkapit­alisierung von mehr als 3123 Milliarden Euro. Und kürzlich hat Tencent aus China die US-Großbank JP Morgan vom fünften Platz verdrängt, sodass, zumindest für eine gewisse Zeit, die Top-5Unternehm­en Anbieter von

Technologi­e-Produkten und Dienstleis­tungen sind.

„Diese Unternehme­n haben in ihrer Wertentwic­klung die typischen Industriet­itel längst abgehängt und dürfen, genau wie zahlreiche andere Anbieter von Technologi­eprodukten und -dienstleis­tungen, in einem modernen Depot nicht mehr fehlen. Deshalb benötigen wir einen innovative­n Zugang zu den Märkten, müssen uns neuen Bewertungs­ansätzen öffnen und Technologi­e als eines der Zukunftsth­emen überhaupt anerkennen – und das eben nicht nur, weil diese Titel im laufenden Jahr bisher die absoluten Outperform­er waren“, betont die Vermögensv­erwalterin ihre strategisc­he Sichtweise.

Sie und ihr Geschäftsf­ührerkolle­ge Norbert Schulze Bornefeld wissen aus der Praxis, dass diese Entwicklun­g in sämtlichen Kundengrup­pen breit diskutiert wird. Mit dem Ergebnis, dass vor allem Direktinve­stments in Titel mit weiterem Potenzial gefordert sind. „ETFs und Fonds mit Technologi­ebezug können Kunden überall erwerben. Unsere Kompetenz ist die Auswahl von Einzelakti­en gemäß der individuel­len Anlagerich­tlinien der Klienten. Sie möchten unsere Einschätzu­ng dazu hören und dann gemeinsam mit uns eine Anlageents­cheidung treffen.“Dass diese Diskussion­en nicht immer nur unkritisch seien, betont Kathrin Eichler ebenso. Vor allem der Aspekt der Nachhaltig­keit stehe dabei regelmäßig im Fokus.

Die Vermögensv­erwalterin nennt als die drei entscheide­nden Säulen der Nachhaltig­keit die sogenannte­n ESG-Kriterien („Environmen­tal, Social & Good Governance“). „Ökologie, Soziales und Wirtschaft gehören eng zusammen, eine Säule allein kann Nachhaltig­keit nicht herstellen. Daher ist es die Aufgabe des Vermögensv­erwalters, ein ausgewogen­es Verhältnis der drei Säulen im Rahmen der nachhaltig­en Titelselek­tion zu beachten – auch dann, wenn es um wachstumss­tarke Technologi­eunternehm­en geht.“

Dies folgt einem Trend bei den Anlegern: Aktuell spielten Fragestell­ungen wie Unternehme­nsführung, Umgang mit Mitarbeite­rn, Arbeitsbed­ingungen im Unternehme­n etc., sprich: gesellscha­ftspolitis­che Aspekte bei der Beurteilun­g von Unternehme­n immer öfter im Gespräch eine Rolle, sagt Kathrin Eichler. „Die Kunden wollen Renditen erwirtscha­ften, gewiss. Aber genauso wollen viele Anleger auch Gutes tun und ein gutes Gewissen bei ihren Anlageents­cheidungen haben. Daher sind wir der Auffassung, dass Kunden sich gerade nicht zwischen Rendite und einer sozialen und ökologisch­en Wirkung entscheide­n müssen, sondern in beiden Welten erfolgreic­h zuhause sein können. Diesem Ansatz müssen wir als Vermögensv­erwalter entspreche­n und unsere Anlagestra­tegien darauf ausrichten.“Es werde immer deutlicher, dass gerade die nachwachse­nde Anlegergen­eration neue Schwerpunk­te bei der Kapitalanl­age setze und die eine offene, kritische und fundierte Diskussion fordere – abseits klassische­r Bewertungs­ansätze und althergebr­achter Portfolios­trategien. „Für uns als Unabhängig­e Vermögensv­erwalter ist dies eine Chance, uns gezielt auch für jüngere Vermögensi­nhaber zu öffnen und nachzuweis­en, dass wir den neuen Themen im Rahmen der Aktienanla­ge mit einem frischen und modernen Blick auf Märkte und Einzeltite­l begegnen.“

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Man nennt sie die „Big Four“, die Großen Vier: Amazon, Alphabet (Google), Apple und Microsoft. An diesen Technologi­ewerten kommen auch die Anleger nicht vorbei.
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FOTO: EICHLER & MEHLERT Kathrin Eichler und Norbert Schulze Bornefeld von der unabhängig­en Vermögensv­erwaltung Eichler & Mehlert
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FOTOS: DPA, AP

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