Rheinische Post Hilden

Zöpfe und Zahngold gegen Kinderleid

Christophe­r Morboga sammelt für die Stiftung It’s for Kids auf kreative Weise Spenden in Langenfeld und Umgebung.

- VON ISABEL KLAAS

LANGENFELD/HILDEN Alte Zöpfe landen meist im Müll. Zahngold liegt vergessen in heimischen Schubladen, wenn es nicht zum Juwelier getragen wird. Bei „It‘s for Kids“ist beides von ganz besonderem Wert. Die Materialie­n sind Grundstock einer Stiftung zu Gunsten von Kindern in Notsituati­onen. Rainer Koch, Geschäftsf­ührer der Ador-Edelmetall­e Hilden, rief sie vor 20 Jahren ins Leben. Mittlerwei­le hat „It’s for Kids“430 ehrenamtli­che Helfer. Einer davon ist der Langenfeld­er Christophe­r Morboga, Kurator der Stiftung und Regionalge­schäftsfüh­rer der Barmer Ersatzkass­e.

„Die Kreativitä­t beim Spenden sammeln steht bei uns im Vordergrun­d “, sagt er. „Wir machen Geld aus dem, was andere wegwerfen.“Schon Rainer Koch dachte ungewöhnli­ch, als er, der in seiner Firma Dentallegi­erungen produziert, Zahnärzte anhielt, ihre Patienten um altes Zahngold für einen guten Zweck zu bitten. „Das ist zwar im Einzelnen nicht viel. Aber in der bundesweit­en Masse schon“, sagt Morboga. 1000 Zahnärzte machen heute mit. Weitere aus Langenfeld, Monheim und Hilden sind willkommen. Genau so sammeln Zahnlabors den Goldstaub ein, der bei der Produktion von Zahnersatz anfällt, und geben ihn an It’s for Kids.

2000 Friseure legen abgeschnit­tene Zöpfe ab 25 Zentimeter Länge zur Seite, statt sie zu entsorgen. Von einer Fachfirma werden sie zu Echthaar-Perücken für krebskrank­e Kinder verarbeite­t. „Diese Perücken sind bei uns Mangelware“, sagt Morboga. Wer mitmacht, hilft kranken Kindern.

Mittlerwei­le nimmt „It’s for Kids“auch ausrangier­te Handys an, die von der Telekom recycelt oder ausgeschla­chtet werden. Der Erlös geht an die Stiftung. Und einige Handwerksb­etriebe entsorgen ihren Metall-Schrott nicht mehr auf dem Wertstoffh­of, sondern bringen ihn beispielsw­eise zu einem Container am Autohaus Neumann an der Baumberger Chaussee in Monheim, wo Chef Alexander Grams ihn für einen guten Zweck entgegenni­mmt. Gefragt sind Altmetalle, Edelstahl, Alu, Kupfer, Messing und Elektrosch­rott. Handy-Sammelstel­len sind an der Wing Tsjun Internatio­nal-Schule, Kronprinzs­traße 90A, in Langenfeld, an der Fahrschule Orange Drive, Geschwiste­r-Scholl-Straße 53D, Monheim, und bei It’s for Kids, Auf dem Sand 14, Hilden. Achtung: Öffnungsze­iten beachten, denn die Behältniss­e müssen aufgeschlo­ssen werden.

30 Unternehme­n in Langenfeld und Umgebung helfen bereits misshandel­ten, missbrauch­ten oder bedrohten Kindern über die Stiftung. Das Geld fließt in Kinderschu­tzzentren, in Therapien, in Projekte des Sozialdien­stes Katholisch­er Frauen und Männer. Es wurden beispielsw­eise Laufräder für Kindergärt­en angeschaff­t, das Kinderhosp­iz in Düsseldorf gefördert und mehr. Spendenant­räge können laut Satzung alle Organisati­onen stellen, die sich um sozial benachteil­igte, sexuell missbrauch­te und misshandel­te Kinder kümmern. „Für mich ist dieses Ehrenamt ein Muss“, sagt Morboga, „auch wenn es viel Zeit frisst. Aber ich habe eine glückliche Kindheit gehabt, und ich denke, meine beiden Kinder können das auch sagen, wenn sie mal 18 sind. Das ist nicht in jeder Familie so.“

Am 30. Juni hatte der Verein ein Gesamtspen­denaufkomm­en von 3,6 Millionen Euro bundesweit. Und das alles durch unermüdlic­hes Ausschöpfe­n kleiner Quellen. „Kreativ-Spenden“nennt Morboga das Konzept. Allerdings bedarf es der Mitarbeit vieler Ehrenamtli­cher und vieler Handwerker und Unternehme­r, die bereit sind, zusammenzu­tragen, statt wegzuwerfe­n. Thommy Luke Böhlig mit seiner Wing Tsun-Schule in Langenfeld leistet seinen Beitrag, indem er Kindern in der Kita zeigt, wie man Erwachsene­n gegenüber selbstbewu­sst auftritt und auch mal klar „Nein“sagt. Auch das ist eine wichtige Spende, die Morboga gerne annimmt. Darüber hinaus sind es die Lady Lions vor Ort, die „It’s for Kids“unterstütz­en. „Wenn es um Kinder geht, sagen 80 Prozent der Gefragten ihre Hilfe zu“, sagt Morboga.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Christophe­r Morboga, Thommy Böhlig und Sascha Klees (v.l.) sammeln Ausgedient­es, wie etwa alte Handys für den guten Zweck.

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