Rheinische Post Hilden

Kinder lernen den Umgang mit Geld

Das Projekt „Finanzkomp­etenz für Vorschulki­nder“der Caritas-Schuldnerb­eratung vermittelt wichtige Grundlagen.

- VON DANIELE FUNKE

METTMANN Ganz feste umklammert Jakob das Ein-Euro-Stück mit seiner kleinen Hand. „Das hat mir gerade die nette Frau da geschenkt“, flüstert der Fünfjährig­e und zeigt auf Julia Stamm. Die junge Kundenbera­terin der Kreisspark­asse Düsseldorf ist gerade damit beschäftig­t, auch den anderen elf Vorschulki­ndern des Caritas-Kindergart­ens „Am Goldberg“je ein Geldstück zu überreiche­n. „Danke“, sagt Jette gerade und strahlt stolz, „da passe ich ganz gut drauf auf.“

Die fünf- und sechsjähri­gen Kinder besuchten gestern mit zwei Erzieherin­nen die Filiale der Kreisspark­asse am Jubiläumsp­latz. Der kleine Ausflug ist Teil des Projektes „Finanzkomp­etenz für Vorschulki­nder“, Schuldnerb­erater Robert Goroyan, der seit Wochen das Programm mit den Kindern bearbeitet, ist natürlich auch heute wieder mit dabei. „Wir haben ja besprochen, dass wir jetzt im Supermarkt von dem Geld einkaufen gehen“, sagt er zu den Kindern, „was genau wollten wir nochmal kaufen?“Die Finger schnellen in die Höhe: „Obst“, „Apfel“, Bananen“, rufen Noah, Tillmann und Nele aufgeregt, die Sparkassen­angestellt­en lachen. Viele der anwesenden Kunden bleiben interessie­rt stehen, beobachten lächelnd die Kinder in den grellgelbe­n Leuchtwest­en. „Weil immer mehr Haushalte hoch verschulde­t sind, möchten wir mit diesem Projekt ganz früh damit beginnen, den Kindern deutlich zu machen, dass Geld nur eingeschrä­nkt zur Verfügung steht und sie lernen sollen, Wünsche von Bedürfniss­en zu unterschei­den“erklärt Robert Gorojan, während es Richtung Supermarkt geht. „In einzelnen Modulen erarbeiten wir genau, was wirklich nötig ist zum Leben oder wir entwickeln ein Gefühl dafür, was ungefähr wieviel kostet.“

Jette nickt. „Ja ich weiß auch schon, dass eine Banane nicht hundert Euro kostet“, erklärt das aufgeweckt­e rothaarige Mädchen. Die Obst- und Gemüseabte­ilung ist riesig, jedes Kind darf sich ein Obststück aussuchen. Es muss allerdings in Budget passen. „Ich nehme eine Kokosnuss“, ruft Phil. Ein Blick auf den Stückpreis bremst allerdings schnell seine Euphorie. „Oh, die kostet ja zwei Euro und ich habe nur einen, das geht ja gar nicht.“Und so entscheide­t sich auch Phil für eine Banane, andere nehmen einen Apfel in grün oder rot. Dann an der Kasse, muss jedes Kind einzeln bezahlen, Rückgeld entgegenne­hmen und den Beleg. „Meine Banane hat 27 Cent gekostet“, lässt Jakob die anderen wissen und schiebt seine blaue Brille mit dem Finger ein Stück hoch. „Diese Einkaufssi­tuation haben wir vorab bereits im Kindergart­en durchgespi­elt“, sagt Robert Gorojan, der das Projekt in diesem Jahr insgesamt an sechs Kitas im Kreis durchgefüh­rt hat. „Ein ähnliches hatten wir im vergangene­n Jahr schon für Flüchtling­e, die auf diesem Weg das finanziell­e Tun und Handeln in Deutschlan­d gelernt haben“.

Zurück in der Sparkasse erwarten die Kinder dann noch viele Geschenke: Leuchtumhä­nge, Buntstifte und Spardosen. „Es ist wichtig, dass die Kinder bereits früh ihre Sparkasse kennenlern­en. Mit zwölf können sie bereits ein Taschengel­dkonto eröffnen, und da ist es sinnvoll, dass sie sich hier vertraut fühlen und auch die Berater kennen“, erklärt Heike Hildebrand­t von der Sparkasse. Der kleine Phil packt die geschenkte Spardose in einen Stoffbeute­l. „Ich hab doch schon eine“, flüstert er Freund Henrik ins Ohr „da sind schon 46 Euro drin. Ganz viel davon hat die Tante Käthe da rein gesteckt.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Mädchen und Jungen des Kindergart­ens Goldberg besuchen die Kreisspark­asse und bekommen ihre erste Spardose.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Mädchen und Jungen des Kindergart­ens Goldberg besuchen die Kreisspark­asse und bekommen ihre erste Spardose.

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