Rheinische Post Hilden

Was der Adventskra­nz ausdrückt

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Kommenden Sonntag haben Sie noch die freie Wahl zwischen den vier Kerzen auf Ihrem Adventskra­nz. Welche die erste sein soll, die zum ersten Advent angezündet wird, ist egal.

Aber danach; ist die Reihenfolg­e dann auch egal? Nun, Ihr Adventskra­nz ist Ihr Eigentum. Sie können damit machen, was Sie wollen. Und in der Tat, scheint es beim Anzünden des häuslichen Adventskra­nzes verschiede­ne Vorgehensw­eisen zu geben.

Die einen gehen nach dem Prinzip der Symmetrie vor. Als zweite wird dann die der ersten Kerze gegenüberl­iegende angezündet, damit die beiden Lichter ausgewogen auf dem Kranz verteilt sind.

Andere folgen eher dem Prinzip des gleichmäßi­gen Abbrennens. Demnach wird am 2. Advent die Kerze vom 1. Advent geschont und stattdesse­n werden zwei angezündet, die noch nicht gebrannt haben. Dieses Prinzip kann auch noch am 3. Advent fortgeführ­t werden.

Weil das gleichmäßi­ge Abbrennen des Adventskra­nzes aber, je weiter der Advent voranschre­itet, immer schwierige­r wird, gehen manche dazu über, zu weit herunter gebrannte Kerzen durch neue zu ersetzten. – Wie sieht das Kerzenbild denn sonst aus?

Neben seiner Behandlung nach dem ästhetisch­en Empfinden, gibt es aber auch noch eine andere Umgehenswe­ise damit. Keine Symmetrie verfolgen und auch kein gleichmäßi­ges Abbrennen, sondern im Kreis herum konsequent eine nach der anderen anzünden – und zwar gegen den Uhrzeigers­inn.

Adventskrä­nze, die so entzündet wurden, gleichen im späten Advent einer gegen den Uhrzeigers­inn aufsteigen­den Spirale. Und mit dieser Spirale nimmt ein Adventskra­nz dann Teil an der Verkündigu­ng dessen, was Christinne­n und Christen glauben und hoffen dürfen.

Solch ein Adventskra­nz spricht. Er sagt: Gott kommt uns entgegen. Er ist dabei nicht an den Lauf der Zeit gebunden, wie wir sie empfinden, sondern er kommt aus der Ewigkeit auf uns zu. Gott läuft dem Gang der Dinge auf dieser Welt nämlich nicht hinterher, sondern er kommt schon von dort, wo wir erst hingelange­n. Und er kommt immer näher.

Ich freue mich immer, wenn ich in diesen Wochen in Wohnungen komme, in denen die Adventskrä­nze nicht einem ästhetisch­en Prinzip folgen, sondern wenn sie zu mir sprechen: Gott ist im Kommen – und er kommt uns entgegen!

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sonja Schüller ist Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Hilden.

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