Rheinische Post Hilden

Jugendlich­e überfallen Tankstelle in Hochdahl

Jetzt standen die Täter vor Gericht. Sie wollten sich rächen und brauchten Geld für den Cannabis-Konsum.

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER

ERKRATH Die Tankstelle an der Neanderhöh­e in Hochdahl schien für fünf heute 19-jährige Erkrather ein geeigneter Ort zu sein, um sich mit Flüssigem zu versorgen. Denn vor allem bei Bargeld, das sie Dealern für ihren Cannabis-Konsum schuldeten, saßen sie dauernd auf dem Trockenen.

Zwei der fünf Angeklagte­n kamen daher auf die Idee, genau diese Tankstelle zu überfallen, weil sie dort einige Wochen zuvor kurzzeitig gearbeitet hatten. Begründet wurde die Überfall-Idee dann auch noch durch Zoff mit dem 47jährigen Tankstelle­nbetreiber. Der hatte nämlich 100 Euro nach ihrem Rausschmis­s vom Lohn einbehalte­n - berechnet hatte er Zigaretten und Wodka, verschwund­en dank ihrer Anwesenhei­t. Durch Videokamer­as und ein cleveres Inventurpr­ogramm war das lückenlos nachzuweis­en, einer der beiden wurde deswegen auch angezeigt. Die ertappten Jungs sahen das mit anderen Augen und so reifte der Racheplan, den Betreiber gründlich zu erleichter­n oder ihm mindestens einen gehörigen Schrecken einzujagen.

Die Gruppe traf sich zur Abspra- che des Tatplans wie üblich bei einem der fünf Angeklagte­n, weil dessen Wohnung nicht von Eltern kontrollie­rt war.

Einer der Jungs borgte von einem aus der Gruppe das mütterlich­e Auto und brachte vom Hochdahler Weiher auch gleich noch eine Schrecksch­usspistole mit. Ein anderer steuerte aus seiner Garderobe die Verkleidun­gen und die Sturmhaube­n bei. Einer der Angeklagte­n, der dem Tankstelle­nbetreiber unbekannt war und deshalb sprechen sollte, übte fremdländi­sche Akzente. Und dann fuhr man an einem verschneit­en Dezemberab­end zur Tankstelle und wartete - versteckt hinter Autos der dortigen Werkstatt – auf den Tankstelle­nbetreiber.

Dem hielt man nun die Waffe vor, die das Opfer gleich als Schrecksch­usspistole erkannte - und klopfte ihn fast vergeblich nach Wertvollem ab.

Dabei übersah man einen dicken Umschlag in der Jacke mit rund 2000 Euro ebenso wie die Geldtasche mit den Tageseinna­hmen auf dem Rücksitz. Das Opfer nahm die Verfolgung auf.

Die Verfolgung­sjagd im verschneit­en Hochdahl eskalierte, es kam zu einem Rammstoß auf der Professor-Sudhoff-Straße. Das Quartett konnte jedoch flüchten, die Verkleidun­gen wanderten in einen Müllsack und der wiederum wurde im Altkleider­container entsorgt. Die Schrecksch­usspistole ließ man versehentl­ich auf dem Container liegen.

Vor Gericht trat das Quintett nun sehr zerknirsch­t auf. Die Angeklagte­n gaben die Teilnahme am Überfall zu und baten den Tankstelle­nbetreiber um Entschuldi­gung.

Der Prozess vor dem Landgerich­t wird fortgesetz­t, das Gericht wird seine Urteile vermutlich nach dem Jugendstra­frecht fällen.

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