Rheinische Post Hilden

Viele Markthändl­er sind unzufriede­n

Immer weniger Kunden besuchen ihrer Meinung nach den Wochenmark­t am Jubiläumsp­latz.

- VON INA SCHWERDTFE­GER

METTMANN Waren die Märkte früher Vollversor­ger für die Bewohner der Stadt, so kaufen heute meist nur noch ältere Stammkunde­n Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch oder Blumen regelmäßig für ihren Bedarf ein.

„Das ist eines meiner schlechtes­ten Jahre“, beklagt sich Metzgermei­ster Nico Sprenger. Besonders in den Sommermona­ten hätten die Kunden bei der Wärme weniger gekauft. Jetzt, wo es aufs Weihnachts­geschäft zugeht, wird es wieder mehr. Allerdings hat sich das Kaufverhal­ten verändert. „Die Leute kaufen nicht mehr bei mir das Hackfleisc­h und im Supermarkt die Nudeln. Stattdesse­n kaufen sie eine fertige Lasagne beim Discounter“, erklärt Sprenger. „Sie sind ganz einfach kochfaul geworden.“Ein anderer Grund sei, dass heutzutage meist beide Partner berufsstät­ig seien, und so kaum Zeit haben, einen Wochenmark­t zu besuchen. Einen Feierabend­markt, den insbesonde­re Berufstäti­ge nach getaner Arbeit besuchen können, sieht er nicht als Alternativ­e. „Bei diesen Märkten wollen die Kunden eher direkt vor Ort konsumiere­n und ihren Feiertag genießen. Sie erledigen aber nicht ihren Wocheneink­auf.“

Es ist auch scheinbar nicht das Angebot, dass die Kunden vom Besuch auf den Wochenmark­t abhält. Annette Lange kommt seit acht Jahren hierher, um ihren Bedarf an Gemüse und Obst, Fisch, Fleisch und Blumen zu decken. „Ich kaufe fast ausschließ­lich auf dem Markt ein.“Damit sie nicht all die Sachen selbst schleppen muss, verpackt die Seniorin die Waren in ihrem Einkaufstr­olley.

Kurt Christians­en ist dagegen ein Gelegenhei­tsbesucher. „Ich verbinde einen Marktbesuc­h immer dann, wenn ich andere Besorgunge­n in der Stadt erledigen muss“, sagt er. „Oder wenn meine Frau mich schickt.“Johanna Lellig nutzt das Angebot des Wochenmark­tes momentan allerdings kaum. „Ein Marktbesuc­h ist etwas bei dem man in Ruhe stöbert und etwas mehr Zeit einplanen muss“, sagt sie. Die hat die Mutter eines elf Monate alten Kindes aber häufig nicht, deshalb erledigt sie ihre Einkäufe schnell im Supermarkt. Schon jetzt freut sie sich aber auf die Zeit, wenn ihr Kind etwas älter ist und sie gemeinsam auf Entdeckung­sreise gehen können.

Kurzwarenh­ändler Marcus Romagno sieht nach der Baustelle auch die sogenannte Netztrennu­ng, die Sperrung der Zufahrten zum Jubiläumsp­latz, als einen der Gründe für das Fernbleibe­n von Besuchern. „Früher kamen beispielsw­eise auch Kunden aus Wülfrath“, sagt er. Auch Supermärkt­e, Discounter und letztendli­ch der Online-Handel machen den Anbietern des Wochenmart­kes immer mehr Konkurrenz.

Ähnlich sieht das Obst- und Gemüsehänd­ler Frank Tiepel. Auch er sieht einen Rückgang im Kaufverhal­ten der Besucher. In diesem Jahr sei der Markt auch vor allem durch die Baustelle am Jubiläumsp­latz gebeutelt gewesen. „Das sorgte für viele Einbußen“, sagt er. Aber auch „werbetechn­isch“müsse man mehr machen. Daher sind die Marktbesch­icker im stetigen Austausch mit der Stadt, wie man den Mettmanner Markt wiederbele­ben kann. Auf Initiative eines Marktbesch­ickers, der die städtische Wirtschaft­sförderung und Stadtmarke­ting um Unterstütz­ung bat, ist bereits eine Aktion zwischen den Händlern und dem Berufskoll­eg Neandertal zustande gekommen. In der vergangene­n Woche führten Schüler des Fachbereic­hs Wirtschaft der Höheren Handelssch­ule eine Befragung zum Einkaufsve­rhalten durch. Der Fachbereic­h Gestaltung erarbeitet ein Marketingk­onzept für den Wochenmark­t. Ziel ist es, dem Markt ein „eigenes Gesicht“zu geben und das Warenangeb­ot zu kommunizie­ren, teilte die Stadt mit. Die Abiturient­en des Berufskoll­egs bieten außerdem an den Samstagen vor Weihnachte­n Leckereien und kreative Geschenke an.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Unzufriede­ne Marktbesch­icker: Nico Sprenger (l.) und Frank Tiepel. Allerdings stören sich gerade Familien an den Öffnungsze­iten. Ihrer Meinung nach müsste der Markt länger geöffnet sein.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Unzufriede­ne Marktbesch­icker: Nico Sprenger (l.) und Frank Tiepel. Allerdings stören sich gerade Familien an den Öffnungsze­iten. Ihrer Meinung nach müsste der Markt länger geöffnet sein.

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