Vorerst keine weiteren Bahnstreiks
Gewerkschaft und Konzern verhandeln wieder. Der Fahrgastverband ist erzürnt.
BERLIN (jd/rtr) Nach einem Eisenbahnerstreik mit bundesweiten Beeinträchtigungen im Berufsverkehr können Reisende wieder auf planmäßige Züge hoffen. Die Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Bahn kündigten neue Verhandlungen für Dienstag an. Neue Streiks wird es daher laut EVG vorerst nicht geben. Die Bahn zeigte sich zuversichtlich: „Wir sind sehr optimistisch und gehen mit großem Einigungswillen in die Gespräche“, sagte ein Sprecher.
Die EVG hatte zuvor mit ihrem rund vierstündigen Ausstand große Teile des Zugverkehrs lahmgelegt und Millionen Berufspendler getroffen. Der Fernverkehr mit ICE und IC wurde zeitweise komplett eingestellt, ebenso der Nahverkehr in Ballungsräumen wie Frankfurt. Nach dem Streikende gegen 9 Uhr vormittags lief der Verkehr langsam wieder an. Verspätungen und Ausfälle vor allem im Fernverkehr zogen sich jedoch weit in den Tag.
Die Gewerkschaft hatte die Tarifverhandlungen am Wochenende für gescheitert erklärt, weil die Bahn die seit zwei Monaten laufenden Gespräche vertagen wollte. Mit dem Warnstreik wollte sie ihrer Forderung nach mehr Geld und besseren Arbeitsbedingungen beim Staatskonzern Nachdruck verleihen. Die Auswirkungen überraschten den Konzern: „Dass der Streik so massiv wird, war zunächst nicht zu erwarten“, sagte der Sprecher. Die Gewerkschaft wiederum zeigte sich zufrieden. Tausende Mitarbeiter hätten gestreikt: „Das war ein voller Erfolg“, sagte EVG-Geschäftsführer Torsten Westphal.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Streiks. Verbandschef Karl-Peter Naumann sagte unserer Redaktion: „Diese massive Form halte ich für überzogen, weil es keine rechtzeitige Ankündigung gab.“Zudem seien Berichten zufolge vereinzelt sogar Ansagezentren bestreikt worden. „Fahrgäste sollten aber wenigstens Informationen an den Bahnsteigen bekommen“, sagte Naumann. Er forderte einen Streikfahrplan, damit zumindest eine reduzierte Zahl Züge fahren könne. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) appellierte an die Tarifparteien, sich rasch zu einigen.
Leitartikel, Nordrhein-Westfalen