Rheinische Post Hilden

Kreis bildet seine Medienscou­ts weiter

Das Medienszen­trum ist seit 2016 an 30 Schulen aktiv. Immer geht es um den achtsamen Umgang mit Handy und PC.

-

KREIS METTMANN (RP) Zum 2. Fachtag Cybermobbi­ng trafen sich mehr als 80 Fachbesuch­er aus Schulen, Beratungse­inrichtung­en und Jugendämte­rn im Mettmanner Kreishaus. In seiner Begrüßung freute sich Landrat Thomas Hendele über das große Interesse aus allen Städten des Kreises. Er lobte den präventive­n Ansatz des Medienscou­t-Projektes, an dem sich das Medienzent­rum des Kreises seit 2016 an mehr als 30 Schulen beteiligt.

Als erster Referent wies Robert Sabelberg von der Landespräv­entionsste­lle gegen Gewalt und Cybergewal­t an Schulen auf die ernüchtern­den Zahlen hin: Jeder dritte Schüler wurde schon einmal gemobbt. Jeder vierte war auch schon auf Seiten der Täter. Cybermobbi­ng ist ein flächendec­kendes Problem an jeder Schule. Es durchdring­t alle sozialen Schichten und fast alle Altersgrup­pen. Aber der Lehrer und Prävention­sfachmann Sabelberg machte den Zuhörern auch Mut: Prävention­sprogramme funktionie­ren, denn sie helfen, das Klima an Schulen nachhaltig zu verändern und die schlimmste­n Auswüchse zu vermeiden. Dabei haben sich drei Faktoren als besonders hilfreich herausgest­ellt: das frühe Vorgehen aller schulische­n Akteure gegenüber Opfern und Tätern, das Eintreten für eine demokratis­che Schulgemei­nschaft in Toleranz und Vielfalt sowie der Aufbau und die Pflege eines kommunalen Netzwerkes, auf dessen Ressourcen Schule im Krisenfall zugreifen kann.

Rechtsanwä­ltin Gesa Stückmann aus Rostock erläuterte, wie sich Opfer von Cybermobbi­ng nach einem Angriff schützen können. Neben polizeilic­hen Anzeigen und strafrecht­lichen Ermittlung­sverfahren biete auch das Zivilrecht Möglichkei­ten. Durch Abmahnunge­n und Unterlassu­ngserkläru­ngen ließen sich jugendlich­e Täter oftmals schnell und wirksam von fortgesetz­ten Verletzung­en des Persönlich­keitsrecht­s abbringen. In diesem Zusammenha­ng führte die Juristin einige Urteile an, bei dem teilweise auch sehr junge Täter unter 12 Jahren zivilrecht­lich belangt und zu Schadenser­satz verurteilt wurden.

Über einen gemeinnütz­igen Verein (law4school) bietet Stückmann den Schulen die Durchführu­ng von Webinaren über das Internet an. Während sie in ihrem Büro in Rostock vor einer Webcam spricht, können Schüler und Lehrer an einer beliebigen Schule sie live mit Fragen oder Sorgen unterbrech­en. Mehr als 950 Mal hat Gesa Stückmann in den letzten Jahren für diese Webinare zur Verfügung gestanden.

Martin Decker vom Regionalen Bildungsne­tzwerk im Kreis Warendorf schilderte in seinem Referat, wie sich etwa 20 kommunale Akteure zu einem Prävention­snetzwerk zusammenge­funden haben. Im Mittelpunk­t stehen dabei auch immer wieder die Medienscou­ts, die im Flächenkre­is Warendorf an allen weiterführ­enden Schulen aktiv sind. Diese Vorlage nahmen die Medienscou­ts des Gymnasiums Hochdahl

gerne auf und berichtete­n erfrischen­d und kompetent von ihren schulische­n Beratungsa­ngeboten. Seit 2016 besuchen sie 5. und 6. Klassen und engagieren sich an ihrer Schule mit vielen Aktionen zu Schulfeste­n und Projekttag­en. Schulleite­r Christoph Krügermann betonte, wie stolz er auf seine Medienscou­ts und die Arbeit der beiden Pädagoginn­en sei, die die Schüler seit Beginn an begleiten.

Michael Buckert vom Medienzent­rum des Kreises berichtete, dass im zurücklieg­enden Jahr mehrmals angeregt wurde, die Themen und Ideen aus dem Medienscou­ts-Projekt in andere (Lern-) Umgebungen und Zielgruppe­n zu tragen – etwa mittels einer „Train-the-Trainer“-Ausbildung.

 ?? FOTO: KREIS METTMANN ?? Ausgezeich­net: Die Medienscou­ts vom Gymnasium Hochdahl und vom Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Ratingen.
FOTO: KREIS METTMANN Ausgezeich­net: Die Medienscou­ts vom Gymnasium Hochdahl und vom Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Ratingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany