Uniper trennt sich von Klaus Schäfer
Der erkrankte Vorstandschef geht ebenso wie der Finanzchef. Sie weichen dem Großaktionär Fortum.
DÜSSELDORF Paukenschlag beim Energiekonzern Uniper: Das Düsseldorfer Unternehmen trennt sich überraschend von Vorstandschef Klaus Schäfer (51) und Finanzvorstand Christopher Delbrück (52). Das teilte der Aufsichtsrat nach einer Sitzung des Präsidiums am Dienstagabend mit. Man habe sich einvernehmlich auf eine Beendigung der Verträge zum 31. August 2019 verständigt.
Schäfer, der Uniper 2016 aus dem Eon-Reich ausgegliedert und die vermeintliche Resterampe erfolgreich an die Börse gebracht hatte, kämpfte erbittert gegen die Übernahme durch den finnischen Versorger Fortum. Letztlich aber verkaufte Eon seine Tochter an die Finnen, die inzwischen 49,99 Prozent der Uniper-Anteile halten.
Die Übernahmeschlacht war hitzig. Schäfer hatte Fortum-Chef Pekka Lundmark einen „Wolf im Schafspelz“genannt und zunächst geschickt eine Komplettübernahme verhindert. Lundmark kritisierte seinerseits Schäfer und nannte die Fortschritte bei der Annäherung der Konzerne unzureichend. Kurz: Das Tischtuch zwischen den beiden war zerschnitten.
Seit Sommer 2018 muss Klaus Schäfer wegen eines Krebsleidens pausieren. Sein Mitstreiter Christopher Delbrück hatte sich ebenso wie er gegen die Übernahme gestemmt. Beide sehen größere Chancen, wenn Uniper unabhängig bleibt. Das Unternehmen hat weltweit 12.000 Mitarbeiter, betreibt Gas- und Kohlekraftwerke, ist im Gashandel tätig und an der Finanzierung der Pipeline Nord Stream 2 beteiligt.
Für Schäfer ist die Entwicklung bitter. Der Bayer hatte einst als Ruhrgas-Chef Karriere gemacht. Als Eon-Finanzchef hatte er mit ruhiger Hand die Abspaltung von Eons Kraftwerksgeschäft in Uniper begleitet und wurde Unipers erster Chef. Von seinem alten Freund, Eon-Chef Johannes Teyssen, fühlte er sich verraten. Teyssen hatte stets gesagt, dass er Unipers Heil in der Unabhängigkeit sehe – dann verkaufte er die Tochter so schnell wie möglich an die Finnen.
Kurz darauf stieg der aggressive US-Fonds Elliott bei Uniper ein und kommt mittlerweile auf rund 17 Prozent. Elliott und Fortum machen mit Misstrauensbekundungen Druck auf den Vorstand.
Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg wollte nun die verfahrene Lage beenden und forderte die vier Uniper-Vorstände auf, sich zu einer Zukunft an Fortums Seite zu bekennen, hieß es am Dienstag in Konzernkreisen. Schäfer und Delbrück bleiben bei ihrer Haltung und gehen, sie nutzen damit die übliche Change-of-Control-Klausel (Eigentümerwechsel). Die beiden anderen Vorstände, Keith Martin und Eckhardt Rümmler, bleiben an Bord. Wer auf Schäfer folgt, ist offen.
Offen ist auch, wie es insgesamt weitergeht. Sollten die Finnen die Mehrheit der Anteile erringen, könnten sie Uniper in ihr Reich eingliedern und am Ende verschwinden lassen, ist seit langem die Sorge der Mitarbeiter. Die stolze Zentrale in Düsseldorf könnte zu einer Fortum-Filiale herabgestuft werden. Für die Übernahme der Mehrheit müsste Fortum aber eine Lösung in Russland finden. Die Behörden dort hatten den Finnen untersagt, mehr als 50 Prozent der Uniper-Anteile zu erwerben.
Uniper baut im Düsseldorfer Medienhafen gerade eine neue Zentrale. Nun fragen sich manche, wie lange hier wohl noch ein unabhängiges Unternehmen sitzen wird. Für die Uniper-Mitarbeiter dürfte es ein schwacher Trost sein, dass es der RWE-Abspaltung Innogy ebenso geht. Sie soll zwischen Eon und RWE aufgeteilt werden.