Düsseldorf soll „herzsicher“werden
Die Stadt soll flächendeckend mit öffentlich zugänglichen Defibrillatoren versorgt werden. Der erste wurde am Rhein installiert.
Wenn jemand unterwegs Kammerflimmern bekommt, zählt jede Sekunde: Mit der Aktion „Düsseldorf herzsicher“soll die Landeshauptstadt flächendeckend mit öffentlich zugänglichen Defibrillatoren versorgt werden. Eine erste Säule mit einem solchen Gerät ist jetzt an der Rheinuferpromenade installiert worden, 20 weitere Standorte verteilt über das Stadtgebiet sind bereits gefunden, wie der städtische Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke sagt: „Wir wollen vor allem auf Einkaufsstraßen wie beispielsweise die Nordstraße oder die Lorettostraße setzen.“Entscheidend für den Erfolg sei, dass die Geräte in einem Notfall schnell gefunden würden.
Schon jetzt gibt es in Düsseldorf Defibrillatoren unter anderem in Geschäften, Sporthallen, U-Bahn-Stationen, Arztpraxen oder Kultureinrichtungen. Oft seien sie aber nicht leicht aufzufinden, so Meyer-Falcke – im Notfall geht so wertvolle Zeit verloren. Und: „Passiert etwas außerhalb dieser Gebäude, ist der Zugriff nicht immer gewährleistet.“Das soll durch „Düsseldorf herzsicher“anders werden.
Es handelt sich um eine Aktion des Vereins Digitale Stadt Düsseldorf, in dem sich unter anderem Unternehmen der Telekommunikations- und Informationswirtschaft engagieren. Die Stadt Düsseldorf sponsert die erste Säule nahe dem Rathaus am Rathausufer 8, einige Unternehmen haben bereits eine Beteiligung zugesagt. „Weitere Sponsoren werden aber noch gesucht“, so Meyer-Falcke. Für ein Jahr liegen die Kosten für ein Gerät bei rund 1200 Euro, erwünscht
ist ein Engagement über mindestens fünf Jahre.
Wer einem Patienten in einer akuten Notlage helfen will, muss an der Säule eine kleine Scheibe einschlagen und den „Defi“herausnehmen. Die Feuerwehr wird dabei per Direktverbindung automatisch alarmiert und zu dem Standort gerufen, der Helfer ist mit der Leitstelle in Kontakt.
„Das ist einer der wesentlichen Vorteile der in dem Projekt eingesetzten Geräte“, sagt der Vorsitzende der Digitalen Stadt, Stephan Schneider. Der Nutzer kann danach auch als Laie kaum noch etwas falsch machen: Wenn er den Defi aktiviert, führt ihn eine automatische Sprachansage von Schritt zu Schritt: Oberkörper des Patienten freimachen, Elektroden anbringen. „Was jetzt kommt, kennen Sie aus ‚Schwarzwaldklinik’ oder ‚Emergency Room’“, so Meyer-Falcke: „Weg vom Tisch.“Ein Knopfdruck löst den Stromimpuls für den Patienten aus; allerdings nur dann, wenn das Gerät tatsächlich ein Kammerflimmern ermittelt hat: „Es muss niemand Angst haben, dass er den Defi falsch einsetzt und jemanden umbringt.“Falsch sei es in einem solchen Fall nur, nichts zu tun.
In der Vergangenheit gab es auch Kritik an den automatisierten Defibrillatoren, da diese in Deutschland offenbar selten genutzt werden. Experten wiesen Ende 2017 bei der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung darauf hin, dass etwa der Düsseldorfer Landtag schon 2003 mit Defis ausgestattet wurde, es aber bis Ende 2017 keinen einzigen Einsatz gegeben habe. Der zurückhaltende Einsatz habe zu „Fragen der Kosten-Nutzen-Relation unter finanziellen Aspekten“geführt. Gleichzeitig betonten die Experten dazu aber, dass öffentlich zugängliche Defibrillatoren „die ansonsten schlechten Überlebenschancen von Menschen mit Kammerflimmern deutlich verbessern können“.
Ein primäres Kammerflimmern ist immer lebensgefährlich. In jeder Minute ohne Defibrillation sinken die Überlebenschancen um sieben bis zehn Prozent.
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