Rheinische Post Hilden

Weil es keinen Zug gibt

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Züge, die sich verspäten können.“

Der Mann versuchte zu lachen, und als er versuchte, sein Lächeln zu verbergen, fragte er mich: „Warum bist du nach Deutschlan­d gekommen?“Ich antwortete: „Ich bin hierher gekommen, weil ich mit dem Zug fahren möchte.“

Der Mann, der mich fragte, sah mich nach meiner Antwort überrascht an: „Nur aus diesem Grund?“

Bevor ich seine Frage beantworte­te, begann eine Stimme aus einem irgendwo in der Station installier­ten Lautsprech­er, den Ausfall des Zuges anzukündig­en, auf den wir warteten. Der Mann sagte, ohne zu kommentier­en: „Wie immer!!“Die Wartezeit von zehn Minuten war so auf vierzig Minuten gestiegen, und dies wäre genug Zeit, um länger zu reden.

Es war nicht leicht, jemanden zu finden, mit dem man lange reden konnte. Ich fand es als eine gute Gelegenhei­t, mein armes Deutsch zu testen: Es gab andere Gründe, aber das Thema des Zuges war für mich ein Kindheitst­raum. Wir haben als Kinder die Züge nur im Fernsehen gesehen. Alle unsere Nachbarlän­der haben einen Zug, Sie können es im Google nachschaue­n.

Der Mann fragte mich: „Was ist mit den anderen Sachen?“

Ich war ein bisschen in mich gekehrt, als ich die Sachen aufzählte, die dazu führten, dass ich nach Deutschlan­d kam, in meinem Fall ein glückliche­r Zufall, und ich sagte: „Viele Sachen, wie zum Beispiel das, was ich in Berlin gesehen habe, wo Salafisten, die Anhänger der Zeugen Jehovas und die Anhänger der Ahmadiyya in der Nähe von einer Synagoge waren, die jeweils Flyer für ihre Religion verteilten, ohne zu versuchen den anderen daran zu hindern, und interessan­terweise waren die meisten Passanten Christen.“

Er hat mir eine naive Frage gestellt, und so dachte ich über sie nach: „Was ist daran seltsam?“Ich antwortete: „So etwas entzündet einen Bürgerkrie­g, aus dem ich gekommen bin.“

Wir schwiegen beide, als eine schöne Frau vorbeiging und der Mann drehte sich zu mir und sagte: „Und solche Sachen auch.“Ich sagte: „Das ist auch ein erwähnensw­erter Grund, dass ich die Hand meiner Freundin halten oder sogar riskieren könnte, sie auf offener Straße zu küssen, ohne Angst zu haben, wegen des Ausdrucks von Gefühlen in der Öffentlich­keit festgenomm­en zu werden.“

Der Mann fragte mich: „Ist das Küssen dort ein Verbrechen?“Ich antwortete: „Ja, wenn Sie am falschen Ort geboren werden, wird alles, was Sie tun, ein Verbrechen sein.“

Der Mann fragte noch einmal: „Gibt es noch andere Träume, die Sie hier erreicht haben?“Ich antwortete: „Ich konnte den Traum von meinem eigenen Briefkaste­n wahr werden lassen. Eine Nummer hing an meiner Haustür, statt meiner Nummer in den Geheimdien­stakten.“

Wieder herrschte Stille, als wir auf die Zuggleise blickten; und er sagte zu mir mit leiser Stimme: „Vielen Dank, du hast mir einen großen Dienst erwiesen, ohne es zu wissen. Ich bin ein kläglicher Mann, der daran dachte, sich vor den nächsten Zug zu werfen. Aber nachdem ich dich gehört habe, setzte ich mich wieder auseinande­r damit. Ich bin vielleicht auch am falschen Ort geboren. Natürlich aus verschiede­nen Gründen. Statt an Selbstmord, denke ich jetzt einfach daran, das zu tun, was du getan hast.“Ich sagte ihm, dass ich überrascht war, hier einen Mann zu treffen, der Selbstmord begehen wollte: „Eine gute Entscheidu­ng, aber mein Rat für dich ist, es nicht zu überstürze­n. Gott hat sich 30 Jahre Zeit gelassen, bis er mich an den richtigen Ort schickte.“

Der Zug kam und hielt am Bahnhof, und ich schüttelte dem Mann, dessen Namen ich nicht wusste, die Hand. Er ging zurück in die Stadt, während ich in den Zug einstieg und in die Landeshaup­tstadt fuhr.

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