IHK: Konjunktur am Scheideweg
Die Unternehmen in Düsseldorf und am Mittleren Niederrhein schrauben ihre Erwartungen herunter. Gründe sind weltwirtschaftliche Risiken und der Fachkräftemangel.
Düstere Wolken zeichnen sich für dieses Jahr am Wirtschaftshimmel der Industrie- und Handelskammern (IHK) Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein ab. „Die Konjunktur steht 2019 am Scheideweg“, sagt der Krefelder IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und zieht damit Bilanz aus der jüngsten gemeinsamen Konjunkturumfrage der IHKs. An dieser hatten sich insgesamt 800 Betriebe mit knapp 90.000 Beschäftigten beteiligt, darunter auch rund 200 Unternehmen aus Düsseldorf.
Die Kernaussage der Umfrage: Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Lage und Erwartungen der Firmen zusammenfasst, ist innerhalb eines Jahres um gut zehn Prozentpunkte gesunken. Er verbleibt mit knapp 22 Prozent aber weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Steinmetz ergänzt: „Von einer beginnenden Rezession will ich noch nicht sprechen. Doch die Analyse zeigt, dass es auch von den globalen Weichenstellungen abhängen wird, ob es bei einer Konjunkturdelle bleibt oder sich die konjunkturelle Abkühlung über das erste Halbjahr 2019 hinaus fortsetzen wird.“
Die wirtschaftliche Lage ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Im Baugewerbe geht der Boom weiter. „Die Betriebe sind voll ausgelastet und haben ihre Erwartungen für das Jahr 2019 sogar nach oben korrigiert“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, Gregor Berghausen. „Die Beschäftigungsund Expansionspläne der Branche sind so expansiv wie lange nicht.“Dagegen habe sich das Konjunkturklima in Zweigen wie der chemischen Industrie und dem Maschinenbau abgekühlt. „Die Industrie sieht zurzeit insbesondere in den Energie- und Rohstoffpreisen ein bedeutendes Konjunkturrisiko. Die Politik ist deshalb mehr denn je gefordert, Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen zu gewährleisten“, so Berghausen. Er konnte auch von steigenden Umsätzen im Einzelhandel berichten: „Dies lag jedoch vor allem an den digitalen Vertriebswegen. Im stationären Handel war die Umsatzentwicklung nur knapp oberhalb eines Stagnationskurses.“
Mit Sorge beobachten die IHKs auch die Entwicklung rund um den Brexit: „Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen gehört NRW zu den Regionen in Europa, für die sich durch den Brexit eine der größten wirtschaftlichen Risiken ergibt“, so Steinmetz. Das Vereinigte Königreich ist mit jährlichen Exporten von 13,3 Milliarden Euro der drittwichtigste Handelspartner. Seit dem Brexit-Referendum 2016 sind die Exporte schon um acht Prozent zurückgegangen. Dennoch hatten sich Ende 2018 viele Unternehmen vor Ort mit den Folgen eines – ungeordneten – Brexit noch nicht auseinandergesetzt. Ein weiterer Grund für die negativeren Erwartungen sind weltwirtschaftliche Risiken. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von knapp 40 Prozent der Betriebe als Konjunkturrisiko genannt – Tendenz steigend.
Dazu kommt der Fachkräftemangel. „Die Bedeutung nimmt zur Zeit zwar etwas ab, da die Beschäftigungspläne der Betriebe weniger expansiv sind als noch im Spätsommer“, ergänzt Steinmetz. Bei Betrieben mit konkret benanntem Personalbedarf sei der Fachkräftemangel aber weiter gravierend.