Das blau-grüne Warenhaus
Seit Montag ist das gemeinsame Logo der Galeria Karstadt Kaufhof an den Niederlassungen sichtbar. Für Experten ist das aber kein Signal für einen Neustart. Ein Versprechen: mehr Beratung – mit deutlich weniger Personal.
DÜSSELDORF Der Spott war den Beteiligten schon sicher, ehe am Montag das erste gemeinsame Logo des neuen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof überhaupt enthüllt war. Der Name klinge innovativ, hieß es in ironischen Twitter-Kommentaren; einer versah seinen Tweet sogar mit dem Verweis auf andere mögliche Namenskombinationen: „Dann gibt es bald bestimmt auch Commerzbank Deutsche Bank, Anheuser-Busch-SAB-Miller oder Kabel Deutschland Unity Media Vodafone.“Auch „Galeria Karstadt Kaufhof Horten Hertie Kaufhalle“galt Gerrit Heinemann Handelsprofessor
als prägnanter Vorschlag.
Auf deutsch: Als besonders kreativ wird der neue Name nicht empfunden. Dafür ist er unter Einschluss der beiden Namensvorläufer einprägsam, und das ist das, was angeblich aus Sicht von Experten zählt. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Mit Galeria ergab sich aus den Umfragen und Marktforschungen wirklich ein toller Markenname, wie ich finde“, hat Marketing-Chefin Claudia Reinery der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“gesagt. Umfragen hätten ergeben, dass Karstadt und Kaufhof in vielen Aspekten von den Kunden ähnlich wahrgenommen würden und es eher lokale Unterschiede bei beiden Marken gebe.
Dagegen fällt das Urteil von Gerrit Heinemann, Handelsprofessor an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, harsch aus: „Das ist kein Neuanfang. Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, einen neuen Namen zu suchen, der einen frischen Auftritt hat und mit dem man jüngere Kundenkreise erschließt.“Stattdessen setze Galeria Karstadt Kaufhof nur auf die alten Warenhaus-Kunden. „Das ist keine Handelsoffensive, sondern es zielt alles auf die Verwertung der Immobilien“, glaubt Heinemann.
Eine Einkaufstasche in Form eines Henkels, eine Kombination von Karstadt-Blau und Kaufhof-Grün – das ist die Warenhaus-Zukunft in Deutschland. Eine, die Besuchern „mehr Auswahl, mehr Beratung und mehr Erlebnis“bieten soll. Wobei sich vor allem an dem Beratungsversprechen enorme Kritik entzündet, weil gleichzeitig 2600 Vollzeitarbeitsplätze allein bei der alten Galeria Kaufhof wegfallen sollen. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Beschäftigte im stationären Einzelhandel“, forderte jüngst Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Den Widerspruch zwischen dem Anspruch auf höhere Beratungsqualität und dem schwindenden Personal, so glauben Experten, könne man nur lösen, indem in den einzelnen Häusern die Warenhausflächen extrem schrumpfen würden. Wie zum Beispiel im Kaufhaus des Westens in Berlin, wo schon mehr als die Hälfte der Fläche untervermietet ist. Oder im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt, wo in der Karstadt-Niederlassung das Verhältnis zwischen Warenhaus- und Restfläche ähnlich ist, die Immobilie der
Stadt gehört und sich auf der zweiten Hälfte Aldi und Co. tummeln. Die einfache Rechnung: Wenn ich nur noch die Hälfte der Fläche bewirtschafte, aber mehr als die Hälfte des Personals behalte, kann ich schon von mehr Beratung sprechen. Dazu bedarf es einer motivierten Belegschaft, doch „in den Kaufhof-Filialen ist die Stimmung wegen des Stellenabbaus unterirdisch“, heißt es aus Kreisen der Beschäftigten.
Und: „Wenn man aber über 50 Prozent vermietet, ist das kein Warenhaus mehr, sondern ein Shopping-Center“, definiert Heinemann. Und selbst wenn man diese Konstellation auf alle bestehenden 178 Filialen anwenden würde, droht nach Ansicht von Experten auf Dauer die Hälfte aller Niederlassungen wegzufallen. Das heißt: Wenn diese Voraussage zuträfe, würden von den bestehenden Jobs in in den Filialen wohl noch deutlich mehr wegfallen als bisher befürchtet. Sanierungsbedingte Filialschließungen wird es nach Angaben von Konzernchef Stephan Fanderl allerdings nicht geben. Zumindest vorerst nicht.
„Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, einen neuen Namen zu suchen“