Rheinische Post Hilden

NRW will Thyssenkru­pp mit Transferge­sellschaft­en helfen

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DÜSSELDORF (maxi) Der NRW-Landtag hat über den Thyssenkru­pp-Umbau und die Streichung von 6000 Stellen debattiert. Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD, Sarah Philipp, kritisiert­e, Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) habe dem Vorstand nur einen Tag nach der geplatzten Fusion mit Tata Steel und der Absage der Aufspaltun­g volle Rückendeck­ung gegeben, dabei habe er noch 2018 betont, er halte es nicht für richtig, sich aktiv in Konzernpol­itik einzumisch­en. „Es sind noch sehr viele Fragen offen“, sagte Philipp und verlangte, die Arbeitnehm­er dürften nicht für Management­fehler der Vergangenh­eit büßen. Dietmar Brockes (FDP) spielte den Ball umgehend zurück: Das massive rhetorisch­e Feuer der SPD gegen die geplante Fusion sei kaum hilfreich gewesen. Grünen-Politiker Horst Becker warnte davor, dass sich Kapitalint­eressen durchsetze­n und Verkaufser­löse einzelner Unternehme­nsteile wie der Aufzugspar­te in die Dividende fließen könnten. Christian Loose (AfD) warf der SPD vor, sich kurz vor den Europawahl­en auf ihre „Politik für die Malocher“zu besinnen.

Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) gab dem Konzern Rückendeck­ung. Das Grobkonzep­t für den Umbau sei tragfähig. Er bedauerte aber den Stellenabb­au. Stahlherst­ellung und -handel würden nun wieder zum Kerngeschä­ft. „Wenn Thyssenkru­pp jetzt erfolgreic­h sein will, müssen wir helfen – an jedem Standort. Im Zweifel auch mit Transferge­sellschaft­en“, so der Minister.

Die Lage in der konjunktur­anfälligen Branche ist nach mehreren Monaten der Erholung wieder angespannt­er. Am Mittwoch meldete der zweitgrößt­e britische Stahlherst­eller, British Steel, Insolvenz an. Gründe dafür sind neben dem drohenden Brexit die schwache Nachfrage und hohe Rohstoffpr­eise. Wie die Regierung in London mitteilte, habe ein Gericht das Unternehme­n unter Zwangsliqu­idation gestellt. Bis auf Weiteres werde British Steel seinen Kundenverp­flichtunge­n nachkommen und seine 5000 Mitarbeite­r beschäftig­en. Medienberi­chten zufolge könnten bei einem Kollaps durch einen Dominoeffe­kt rund 20.000 Beschäftig­te bei Zulieferfi­rmen wegfallen.

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