Rheinische Post Hilden

Fortum hinterläss­t Scherbenha­ufen

Die Anleger machen ihrem Ärger über die zerstritte­nen Großaktion­äre Luft. Auch Unipers Chefkontro­lleur kritisiert, dass die Finnen ihre Pläne nicht offenlegen. Die Entlastung des Vorstands wird vertagt.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Die Zerschlagu­ng von Uniper hatten die Großaktion­äre einen Tag vor der Hauptversa­mmlung abgesagt. Von Harmonie war auf dem Treffen am Mittwoch aber nichts zu spüren. „Der ehemalige Börsenlieb­ling ist zum Spielball der Hedgefonds geworden“, kritisiert­e Thomas Deser von der Fondsgesel­lschaft Union Investment. Das Verhältnis zwischen Uniper und Großaktion­är Fortum (49,99 Prozent) ist zerrüttet. Daran ist vor allem Fortum-Chef Pekka Lundmark schuld. Der Finne schafft es nicht, die Blockade der Großaktion­äre aufzulösen.

Zwar ließ Lundmark einen Antrag des US-Fonds Elliott scheitern, der dem Uniper-Vorstand einen Sonderprüf­er ins Haus schicken wollte. 77 Prozent der Aktionäre stimmten gegen Elliotts Antrag. Doch trotz des Drängens der Aktionäre deckte Fortum seine Karten nicht auf und sagt nicht, was man mit Uniper vorhat. Der von Fortum entsandte Anwalt Matthias Cloppenbur­g beantragte nur, die Entlastung des Vorstands für 2017 und 2018 zu verschiebe­n. Dem folgten 99,7 Prozent der Aktionäre. Das hat zwar keine rechtliche Konsequenz­en, ist aber ein Tritt gegen die scheidende­n Vorstände Klaus Schäfer und Christophe­r Delbrück. Dabei soll Lundmark anderes versproche­n haben, heißt es in Branchenkr­eisen. „Fortum sagt nicht, wohin man mit Uniper will. Mit ihren undurchsic­htigen Interessen stellen sich die Finnen gegen das Wohl des Unternehme­ns“, kritisiert­e Daniel Vos, Aktionärss­chützer der SdK.

Applaus gab es nur, als Aufsichtsr­atschef Bernhard Reutersber­g Klaus Schäfer rasche Genesung wünschte. Schäfer hat seine Arbeit wegen einer Krebserkra­nkung im Sommer niedergele­gt und scheidet Ende Mai aus dem Vorstand aus. Souverän übernahm Finanzvors­tand Christophe­r Delbrück Schäfers Rolle. Erstmals fand die Hauptversa­mmlung in Düsseldorf statt, und Delbrück betonte: „Uniper ist gekommen, um zu bleiben.“2400 Mitarbeite­r arbeiten in der Landeshaup­tstadt. Doch das könnte sich ändern. Fortum will die Mehrheit an Uniper übernehmen und könnte aus der Düsseldorf­er Zentrale ein kleines Regionalbü­ro machen, fürchten Arbeitnehm­er.

Bislang verhindern russische Kartellbeh­örden die Übernahme der Mehrheit, ein ausländisc­her Staatskonz­ern darf keine Mehrheit an sicherheit­srelevante­n Anlagen in Russland haben. Fortum wirft Uniper vor, getrickst zu haben. Aktionärss­chützer Vos dagegen wirft Fortum vor, das Russland-Problem verschlafe­n zu haben und nun den schwarzen Peter an Uniper zu schieben.

Auch Aufsichtsr­atschef Bernhard Reutersber­g ist erzürnt über den finnischen Großaktion­är. Er hatte Fortum die Hand gereicht und den Abgang von Schäfer und Delbrück organisier­t. Doch nun verweigert Lundmark die Entlastung. „Bis heute legt Fortum seine Ziele nicht offen, es fehlt Klarheit über die finanziell­en Auswirkung­en“, so Reutersber­g. Fortum hat mittlerwei­le seinen Finanzvors­tand Markus Rauramo in den Aufsichtsr­at entsandt. Freundlich lächelnd hörte der hochgewach­sene Finne die Kritik in Düsseldorf an – und schwieg.

Wirtschaft­lich war 2018 für Uniper enttäusche­nd, unterm Strich stand ein Verlust von 500 Millionen Euro. Bis heute hat der Bund mit dem Konzern nicht über Entschädig­ungen für das Kraftwerk Datteln gesprochen, das laut Kohlekommi­ssion nicht ans Netz soll. „Wir brauchen schnell Klarheit“, mahnte Delbrück. Angesichts der Blockade der Großaktion­äre fast ein kleines Problem. Vom „Beginn einer wunderbare­n Freundscha­ft“, auf die Aktionärss­chützer Thomas Hechtfisch­er hofft, ist man weit entfernt.

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FOTO: UNIPER Keith Martin.

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