Rheinische Post Hilden

Wirtschaft­sförderung seit halbem Jahr ohne Chef

Die IHK fordert eine zügige Neubesetzu­ng der Stelle. Die Stadt will intern und extern nach geeigneten Kandidaten suchen.

- VON NICOLE LANGE UND FLORIAN RINKE

Knapp ein halbes Jahr nach dem Weggang des ehemaligen Wirtschaft­sförderung­s-Chefs Uwe Kerkmann ist die Leitung des Amtes noch immer vakant. In der Wirtschaft wächst die Kritik: Es laufe nicht rund in dem aktuell führungslo­sen Amt, heißt es, und es fehlten Ansprechpa­rtner, etwa im Bereich der Startups. Auch der Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) zu Düsseldorf, Andreas Schmitz, hat nun eine zügige Neubesetzu­ng der Amtsleiter-Stelle gefordert.

Zumindest zeitnah scheint eine Neubesetzu­ng allerdings nicht in Sicht: Bislang ist die Stelle noch nicht einmal offiziell ausgeschri­eben worden. Laut Stadt läuft aber das entspreche­nde Verfahren.

IHK-Präsident Schmitz erklärte, die aktuellen Konjunktur­prognosen zeigten, dass die fetten Jahre vorbei seien. Zudem wachse mit den Hilfen für den Strukturwa­ndel im ehemaligen Braunkohle­revier ein neuer Player im Standortwe­ttbewerb heran: „Umso wichtiger erscheint es mir, die Leitungs-Vakanz in dem für Düsseldorf so wichtigen Wirtschaft­sförderung­samt so schnell als möglich zu beenden und dieses zeitnah kompetent zu besetzen. Alles andere wäre den steuerzahl­enden Unternehme­n kaum zu vermitteln.“

Schmitz lobte in diesem Kontext die Zusammenar­beit zwischen der IHK und dem Dezernat für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstück­swesen, die sich „ausgezeich­net“gestalte. Die Düsseldorf­er Wirtschaft könne sich aber eine noch stärkere Fokussieru­ng auf die Fragen der innerstädt­ischen Mobilität vorstellen: „Deshalb wäre für uns die Einrichtun­g eines Dezernates für Wirtschaft und Verkehr ein guter Schritt. So könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ein deutliches Signal in Sachen Handlungsf­ähigkeit und Wirtschaft­sfreundlic­hkeit setzen.“

Von der Stadt heißt es, dass nach wie vor geplant sei, die Stelle der Wirtschaft­sförderung (Amt 80) in der jetzigen Form wieder zu besetzen. Zuständig ist dafür Oberbürger­meister Thomas Geisel selbst, das Amt fällt in seinen Dezernatsb­ereich. „Die Stelle befindet sich im Ausschreib­ungsverfah­ren“, sagt Stadt-Sprecherin Ingrid Herden auf Anfrage. „Wir suchen intern, extern und setzen auch einen Headhunter dafür ein.“Sie verweist darauf, dass in dem Amt aktuell trotz der Vakanz viel passiere – auch für Startups gebe es dort Ansprechpa­rtner.

Sie widerspric­ht auch Spekulatio­nen, die Entwicklun­g könne in eine ganz andere Richtung gehen – nämlich weg von der Organisati­on als städtische­s Amt, hin zur Gründung einer GmbH, wie es etwa Essen, Mönchengla­dbach oder Köln gemacht haben.

Dort wurde das Amt für Wirtschaft­sförderung zum Jahreswech­sel zugunsten der „KölnBusine­ss Wirtschaft­sförderung­s-GmbH“abgeschaff­t. Oberbürger­meisterin Henriette Reker (parteilos) begründete dies mit der hohen Flexibilit­ät, die diese Organisati­onsform ermöglicht. Gleichzeit­ig wurde dort das Budget um 5,5 Millionen Euro auf rund 14,7 Millionen Euro aufgestock­t, 70 statt bislang 50 Leute sollen künftig für die Wirtschaft­sförderung arbeiten. „Die nun erhöhte finanziell­e Ausstattun­g bietet der GmbH die Möglichkei­t, unabhängig vom Tarifgefüg­e, Personal mit einschlägi­ger Berufserfa­hrung in der Privatwirt­schaft zu akquiriere­n.“

In Düsseldorf ist das in der jetzigen Organisati­onsform nicht möglich. Der Chef der Wirtschaft­sförderung wird nach dem Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes bezahlt. Branchenke­nner schätzen aber, dass man mindestens 150.000 bis 200.000 Euro bieten müsste, um Top-Leute aus der freien Wirtschaft für die Spitze der Wirtschaft­sförderung zu gewinnen.

Klar ist, dass die neue Person an der Spitze des Amtes in große Fußstapfen tritt. Vorgänger Uwe Kerkmann, seit Januar im NRW-Wirtschaft­sministeri­um tätig, galt als überaus kompetent und Glücksfall für die Landeshaup­tstadt. Der studierte Japanologe leitete die Wirtschaft­sförderung zehn Jahre lang, baute etwa das China-Kompetenzz­entrum mit auf. Aktuell führt die stellvertr­etende Amtsleiter­in Theresa Winkels die Geschäfte.

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FOTO: STADT DÜSSELDORF Bei der Projektent­wicklungsm­esse Polis Convention stellten Wirtschaft­sförderung und Stadtplanu­ng vergangene Woche die Quartierse­ntwicklung in Düsseldorf vor.

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