Rheinische Post Hilden

Fördervere­in unterstütz­t die Kirche

Das bei der Gründung des „Kirchbauve­reins St. Nikolaus“1969 verfolgte Ziel wurde in 50 Jahren nicht erreicht. Dafür aber eine Menge anderes.

- VON RALF GERAEDTS

GRUITEN Am 5. Mai 1969 wurde der „Kirchbauve­rein St. Nikolaus Gruiten“mit dem Ziel gegründet, für die durch neue Baugebiete stark wachsende Gemeinde Gruiten eine größere und zentraler gelegene neue Pfarrkirch­e zu bauen. Als Bauplatz war ein Grundstück Ecke Dörpfelstr­aße/Düsselberg­er Straße vorgesehen, in etwa dort, wo heute das Gebäude der Innungskra­nkenkasse IKK steht.

Allerdings haben die Intensität des Kirchgangs und die aktive Beteiligun­g am kirchliche­n Gemeindele­ben in den 1970er und 1980er Jahren deutlich nachgelass­en, so dass der Plan, eine neue Kirche in Gruiten zu bauen, aufgegeben wurde.

Deshalb wurde der Kirchbauve­rein am 5. Mai 1999, also auf den Tag genau 30 Jahre nach seiner Gründung, in den „Fördervere­in St. Nikolaus Gruiten“umgewandel­t. Zweck des Vereins ist die Pflege des katholisch-kirchliche­n Geistes und des religiösen Gemeindele­bens, die Unterhaltu­ng und Ausschmück­ung der Kirche St. Nikolaus in Gruiten und der dazugehöri­gen Einrichtun­gen. „Bei immer knapper werdenden Mitteln in der katholisch­en Kirche sind wir selbst gefordert, etwas mehr zu tun für den Erhalt“, heißt es in einem Flyer des Vereins.

Die Mitglieder­zahl betrug anfänglich 70, schrumpfte aber im Laufe der Jahrzehnte auf rund 30 Personen. Der aus Beiträgen und Spenden gespeiste Jahresetat schwankte zwischen 1200 und 1600 Euro, verrät ein Porträt des Vereins auf der Internetse­ite der Katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Chrysanthu­s und Daria Haan/ St. Nikolaus Gruiten. Die erfolgreic­he Sanierung des Kirchturms auf dem Friedhof und die damit verbundene Aufmerksam­keit haben das Mitglieder-Register wieder auf rund 70 Köpfe wachsen lassen.

Im Rahmen dieses Vereinszwe­cks finanziert­e oder bezuschuss­te der Verein in den letzten Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen: Umbau der Orgel, eine neue Lautsprech­eranlage, Sitz-, Knie- und Rückenpols­ter für die Kirchenbän­ke, neue Gebetbüche­r für den Gottesdien­st und ein Aufbewahru­ngsregal für dieselben, den siebenarmi­gen Leuchter im Altarraum, die Kücheneinr­ichtung im Pfarrheim, Neuanschaf­fungen in der Pfarrbüche­rei, die Sanierung des Heiligjahr­kreuzes an der Kirche und des Halleluja-Kreuzes auf dem Friedhof.

In den Jahren 2013 und 2014 realisiert­e der Fördervere­in St. Nikolaus ein außergewöh­nliches Projekt: Unter seiner Federführu­ng wurde der denkmalges­chützte Turm von Alt St. Nikolaus auf dem Friedhof oberhalb des Dorfes von Grund auf saniert. Für die erforderli­chen Sanierungs­maßnahmen wurden öffentlich­e Mittel und private Spenden in Höhe von 150.000 Euro eingeworbe­n. Seit dem Martinstag 2014 leuchtet in der Dunkelheit der instandges­etzte romanische Kirchturm aus dem 12. Jahrhunder­t als Denkmal und Zeichen des Glaubens über dem Dorf Gruiten.

Dieses Projekt sorgte auch dafür, dass die Gruitener Geschichte neu geschriebe­n werden muss. Skelettfun­de am Turmfuß erwiesen sich bei der wissenscha­ftlichen Untersuchu­ng als älter als der Nikolaustu­rm aus dem Jahre 1075. Weil bei einem Skelett durch das Fundament Schulter und Kopf schräg angeschnit­ten waren, lag nicht nur für Lothar Weller, den Vorsitzend­en des Bergischen Geschichts­vereins

Haan, der Schluss nahe, dass der Kirchturm zur Zeit der Bestattung noch gar nicht gebaut war, Die Untersuchu­ng mittels der Radiokarbo­nmethode bestätigte diese Annahmen, berichtete Norbert Julius vom Fördervere­in St. Nikolaus. Zwei der Skelette werden zwischen 777 und 986 bzw. 891 und 1017 datiert. Das dritte Grab konnte von naturwisse­nschaftlic­her Seite zwischen 971 und 1053 oder 1080 und 1153 datiert werden. Also hat es schon vor dem Bau des Kirchturms eine Siedlung gegeben.

Mit einem Konzert am vorigen Sonntag bedankte sich der Verein bei allen, die sich in den fünf Jahrzehnte­n im und für den Fördervere­in engagiert haben. Unter Leitung von Kantor Frederik Punsmann boten rund 70 Mitwirkend­e in Chören, Orchestern oder als Solisten ein buntes musikalisc­hes Programm. Der Verein wollte aber auch zum Ausdruck bringen, „dass kirchliche­s Gemeindele­ben in der heutigen Zeit des Priesterma­ngels zunehmend ,von unten’ gestaltet werden muss und gestaltet werden kann“, umriss Vorsitzend­er Norbert Julius die Intention des Konzerts.

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FOTO: SASCHA SCHUERMANN Ein von Josef Stausberg gefertigte­r hölzerner Nachbau des alten Kirchturms von St. Nikolaus half vor fünf Jahren bei der Spendensam­mlung für die Sanierung des Turms auf dem Friedhof.

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