Kalenderblatt 24. Mai 1141
Das Konzil von Sens
Das Konzil von Sens war der Höhepunkt einer Auseinandersetzung, die zwei der gelehrtesten Männer ihrer Zeit über Jahre miteinander geführt hatten: Bernhard von Clairvaux und Peter Abaelard (Bild). Dem Theologen Abaelard wurde vorgeworfen, häretische Schriften verbreitet zu haben. Bernhard von Clairvaux hatte hochrangige Geistliche und weltliche Fürsten eingeladen, um über seinen Widersacher zu richten. Das Konzil von Sens begann am Abend des 24. Mai 1141 mit einem Festbankett. Eigentlich hätte der Prozess erst am nächsten Tag stattfinden sollen, doch Clairvaux nutzte schon das Abendessen, um die Bischöfe zu einem Urteil zu bewegen. Während des Festes las er aus den Schriften Abaelards vor, zerrte einzelne Sätze aus ihrem Zusammenhang und ließ die Bischöfe die Aussagen als Häresie verdammen. Abaelard hatte keine Chance, sich zu rechtfertigen – er war zu dem Bankett nicht geladen. Erst am nächsten Tag erschien der Beschuldigte vor Gericht, musste aber feststellen, dass das Urteil über ihn bereits gesprochen war. Der Theologe weigerte sich, die Zuständigkeit des Gerichtes anzuerkennen, erhob sich und ging. Wieder in seiner Abwesenheit wurde das offizielle Urteil gesprochen: Abaelard habe sich der Häresie schuldig gemacht. Der Papst bestätigte das Urteil und ordnete für den Verurteilten Klosterhaft an. Abaelard ging in das Kloster von Cluny, wo er ein Jahr später starb.